Thema des Tages

14-05-2017 14:40

Der Sommer geht für drei Tage auf Tuchfühlung!

Während sich das Wetter am Wochenende noch vielfach unbeständig mit
zahlreichen Schauern und teils unwetterartigen Gewittern zeigte,
scheint die neue Woche zumindest vorübergehend den Sommer nach
Deutschland zu bringen. Dabei steigen nicht nur die Temperaturen auf
sommerliche Werte über 25 Grad, sondern auch die Sonne kann in vielen
Landesteilen länger vom Himmel strahlen. Leider wird es in
Deutschland aber auch lange Gesichter geben. Denn in manchen Regionen
schafft es weder die Sonne, noch die warme Luft richtig vorzudringen.
Das Ganze nun aber mal der Reihe nach!

Derzeit dominiert auf dem Nordatlantik ein riesiger Tiefdruckkomplex,
der sich von den Azoren bis nach Grönland erstreckt. In diesem sind
auch die beiden steuernden Tiefdruckgebiete ?Alexander? bei Island
und ?Ben? nördlich der Azoren eingebettet. Diese hochreichende
Tiefdruckzone bestimmte bzw. bestimmt sowohl am Wochenende als auch
in der kommenden Woche das Wettergeschehen in weiten Teilen Europas.
Denn auf dessen Südostflanke konnte sich eine südwestliche
Grundströmung ausbilden, die sehr warme subtropische Luft anzapft und
bis in die nördlichen Regionen des Kontinents transportiert. Auf dem
Weg der Luft liegt schließlich auch Deutschland.

Dies führte hierzulande dazu, dass schon am Wochenende die
Temperaturen landesweit deutlich anstiegen und verbreitet zwischen 17
und 24 Grad lagen. Allerdings führte die einfließende Luft auch
ausreichend Feuchte mit, die über Deutschland in Form von Starkregen
bei kräftigen Schauern und Gewittern ausfiel. Verantwortlich für die
noch labil geschichtete Atmosphäre über Deutschland war und ist eine
kleine Tiefdruckrinne, die sich von den Britischen Inseln bis zum
Schwarzen Meer erstreckt. In diese eingebettet ist ein kleines Tief
im Bereich der Deutsch-Polnischen-Grenze. Gleichzeitig überqueren
auch schwache Tiefausläufer das Land. Alles in allem sorgen diese
sowie weitere atmosphärische Prozesse für dynamische Hebung, also
einen regen vertikalen Luftaustausch. Die Folge sind Schauer und
Gewitter, die aufgrund der feuchten und warmen Subtropikluft
teilweise unwetterartig ausfallen konnten oder können. Am gestrigen
Samstag fielen beispielsweise in Braunschweig (Niedersachsen) 26 mm
Regen in einer Stunde. Über mehrere Stunden aufsummiert sind in
Soltau (Niedersachsen) sogar 43 mm registriert worden. Abseits von
Messstationen des DWD sind nach Radarinformationen lokal sogar
Regensummen um 50 mm niedergegangen. Gleichzeitig konnte der Wind in
Böen in Gewitternähe kräftig auffrischen und in Faßberg
(Niedersachsen) bei einer Windspitze von 79 km/h in Sturmstärke
wehen.

Ab Montag verabschieden sich die Schauer und Gewitter allmählich nach
Osten. Verantwortlich für die Wetterberuhigung in Deutschland ist der
zunehmend hohe Luftdruck, der sich vorderseitig des atlantischen
Tiefdruckkomplexes von den Kanaren bis nach Skandinavien ausbreitet.
Somit werden die vertikalen Luftumwälzungen durch die
Absinkbewegungen unter dem Hoch ausgebremst. Stattdessen können sich
die Wolken mehr und mehr auflösen, indem die beim Absinken wärmer
werdende Luft die Wolkentröpfchen verdunstet. Benachteiligt bleibt
der Norden des Landes. Dieser liegt bis zur Wochenmitte weiter im
Bereich atlantischer Tiefausläufer, die Tief ?Ben? nach Deutschland
schickt. Damit verbunden ziehen dort weiter dichtere Wolkenfelder mit
etwas Regen durch (vgl. Abbildung). Ohne die Sonneneinstrahlung
können schließlich auch die Temperaturen nicht in gleiche Höhen wie
in den anderen Landesteilen steigen.

Der sonnigste und auch wärmste Tag scheint nach derzeitigem Stand der
Mittwoch zu werden. Bei einer relativen Sonnenscheindauer zwischen 60
und 100 % sowie Höchstwerten zwischen 23 und 30 Grad kann man in der
Mitte und im Süden den Sommer schon spüren. Im Norden wird es bei 30
bis 60 % Sonnenschein und Höchstwerten zwischen 18 und 24 Grad aber
zumindest frühlingshaft warm.

In der Nacht zum Donnerstag kündigt sich von Westen jedoch schon
wieder Unheil an. Dann nimmt ein kleinräumiges Tief mit seinen
Ausläufern Kurs auf Deutschland. Einhergehend ziehen dichte und
hochreichende Wolken auf, die am Donnerstag zusammen mit erneut teils
kräftigen Schauern und Gewittern einen spürbaren Temperaturrückgang
bringen. Vorab zeigen sich vor allem der Süden und Osten nochmals
sommerlich, bevor sich am Wochenende bei Werten meist zwischen 17 und
23 Grad wieder ein unbeständiger Wettercharakter durchsetzen soll.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.05.2017

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