DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.05.2017 um 10.30 UTC



Bis Montag mäßig warm mit Schauern und Gewittern. Danach stärkerer
Hochdruckeinfluss, im Nordwesten aber noch unbeständig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 17.05.2017


Am Samstag, dem Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt Deutschland nach dem
EZMW-IFS im Bereich einer südwestlichen Höhenströmung. Im Bodendruckfeld
dominiert ein Tiefdruckgebiet mit Kern westlich von Island das Wettergeschehen.
Von diesem aus erstreckt sich eine sehr flache Rinne über die Nordsee nach
Mittel- und Osteuropa. Flankiert wird diese Struktur von Hochs über
Südwesteuropa und dem Baltikum. In weite Teile Deutschlands ist mit dieser
Konstellation mäßig warme (6 bis 9 Grad in 850 hPa), feuchte und instabil
geschichtete Luft geflossen, die in der leicht zyklonal geprägten Höhenströmung
zur Auslösung von Konvektion neigt. Im äußersten Nordosten Deutschlands liegt
eine Luftmassengrenze, nordöstlich derer eine kühlere und stabilere Luftmasse
liegt. An dieser kommt es vor allem zu Tagesbeginn noch zu schauerartigen
Regenfällen, während im übrigen Land im Tagesverlauf teils starke Gewitter
entstehen, die sich von Westen her zunehmend organisieren, da dort eine
Konvergenz oder schwache Luftmassengrenze von Westen her aufzieht. Diese
Gewitter ziehen in der Nacht zum Sonntag über die Nordwesthälfte Deutschlands
hinweg. Am Sonntag liegt die Achse der Tiefdruckrinne weiterhin ganz im
Nordosten Deutschlands, wo es weiterhin zu schauerartigen Regenfällen kommt. Der
Westen gelangt im Tagesverlauf auf die Vorderseite eines Troges über den
Britischen Inseln. Dort kommt es erneut zur Auslösung von Gewittern. In der
Nacht zum Montag erreicht der Trog den Nordwesten Deutschlands und bringt
weitere Schauer und Gewitter. Ihm läuft eine Kaltfront voraus, während sich die
Luftmassengrenze im Nordosten verabschiedet.
Am Montag überquert die Kaltfront im Tagesverlauf Deutschland. Aus dem
rückseitigen Trog schnürt sich ein Höhentief ab, das über dem Nordosten
Deutschlands zu liegen kommt. Die 850-hPa-Temperatur liegt rückseitig dann noch
zwischen 3 Grad im Nordwesten und 6 Grad im Südosten. Bodennah gelangt
Deutschland in den Bereich einer Hochdruckzone, die sich von einem mittlerweile
entstandenen Skandinavienhoch bis in den Azorenraum erstreckt. An der Kaltfront
kommt es weiterhin zu kräftigen konvektiven Umlagerungen, auch rückseitig muss
weiterhin mit schauerartigen Regenfällen gerechnet werden. In der Nacht zum
Dienstag verlagert sich das Höhentief Richtung Tschechien.
Am Dienstag weitet sich von Südwesten ein Höhenkeil Richtung Skandinavien aus
und das Höhentief wird zur oberen Adria abgedrängt. Bodennah bläht sich das Hoch
auf über 1035 hPa auf und verlagert seinen Schwerpunkt zum Baltikum. Mit dieser
Konstellation sollte die Schauertätigkeit allmählich zum Erliegen kommen, bzw.
sich in den äußersten Osten und an die Alpen zurückziehen. Somit steht
Deutschland ein zunehmend sonniger Tag ins Haus, bei 850-hPa-Temperaturen um 5
Grad stellen sich der Jahreszeit entsprechende Höchstwerte um 20 Grad ein. Am
Mittwoch liegen wir im Bereich des Höhenkeils, wo sich allmählich ein
abgeschlossenes Hoch etabliert, mit Schwerpunkt direkt über uns. Der Schwerpunkt
des Bodenhochs verlagert sich ins westliche Osteuropa, womit der Wind bei uns
auf Südost dreht. Warme Luft gelangt damit ins Land, zudem nimmt die Temperatur
auch durch Absinken zu. In 850-hPa werden 6 bis 9 Grad erreicht, was im
Südwesten Deutschlands zum ersten Sommertag seit 10. April reichen könnte.
Am Donnerstag soll sich der Keil etwas ostwärts verlagern und nochmals deutlich
wärmere Luft ins Land gelangen. Am Freitag gelangen wir auf die Vorderseite des
nächsten Troges und eine Kaltfront erreicht den Westen Deutschlands.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist bis
einschließlich nächsten Mittwoch sehr gut, es wird praktisch die gleiche
Entwicklung gezeigt. Einzige Ausnahme ist das abtropfende Höhentief am Montag
und Dienstag, das die gestrigen Läufe nicht gezeigt haben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle zeigen bis einschließlich Dienstag durchwegs
ähnliche Entwicklungen, wenn man von dem Kaltlufttropfen am Montag/Dienstag
absieht. Diese Variante wird von keinem anderen Modell gezeigt und somit
verworfen. Zum Mittwoch zeigt GFS einen deutlich schwächeren Höhenrücken und
damit das Übergreifen eines Niederschlagsgebietes auf den Norden. Abgeschwächt
zeigen das auch NAVGEM und ICON, so dass es in Betracht gezogen werden sollte
und mit MOSMIX auch in die Prognosen eingeht. Die Kanadier verfolgen dagegen die
EZMW-Variante.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum Mo, 00 UTC bis Mi, 00 UTC bildet das EZMW-EPS nur 1 Cluster. In
diesem ist von einem Kaltlufttropfen zu Beginn der kommenden Woche nichts zu
sehen. In der erweiterten Mittelfrist werden 4 Cluster gebildet, die alle von
einem raschen Ende der Hochdrucklage erzählen, indem der Höhenkeil verschwindet
oder sich nach Osten verabschiedet. Das genaue Prozedere ist aber noch unsicher.

Die Rauchfahnen für Erfurt (nahe des geographischen Schwerpunktes Deutschlands)
zeigen in 850 hPa einen leichten Temperaturrückgang von 8 Grad am Samstag auf 4
Grad am Dienstag bei nur geringem Spread. Danach nimmt der Spread deutlich zu,
ebenso wie die Temperatur in allen Einzelläufen. Das Geopotenzial nimmt von
heute bis kommenden stetig zu bei nur langsamer Zunahme des Spreads. Interessant
ist, dass sich das Höhentief am Montag im Hauptlauf nur als kleine Delle
wahrnehmen lässt, die noch im Bereich der Mehrheit der Läufe liegt. Geht man
etwas nach Osten bis Dresden, fällt die Delle deutlicher aus, allerdings nicht
so deutlich wie erwartet, weil der Kaltlufttropfen letztlich im Temperaturfeld
auffälliger ist als im Potenzialfeld. Erhöhte Niederschlagstätigkeit wird von
Freitag bis Montag simuliert.
Leichte Unterschiede zeigen sich bei den GFS-Rauchfahnen für Erfurt. Die
Potenzialdelle ist gar nicht zu sehen (auch nicht in Dresden). Der
Temperaturrückgang von Samstag bis Dienstag ist wesentlich schwächer ausgeprägt
(eher von 8 auf 6 Grad). Die stärksten Niederschlagssignale sind von Samstag bis
Montag zu finden, allerdings mit nur sehr schwacher Abnahme danach. Im
Nordwesten Deutschlands zeigen die Rauchfahnen reichlich Regensignale ab
Dienstag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt Hinweise auf hohe CAPE-Werte am Samstag, der Parameter CAPE-Shear
liefert keine Hinweise.
Das EZMW-EPS zeigt hohe CAPE-Werte vor allem am Samstag, ab Sonntag wieder
abnehmend. Ebenso zeigt auch Cosmo-LEPS die höchsten CAPE-Werte am Samstag
(absolut höher als EZMW), danach nehmen sie ab und ziehen sich nach Osten
zurück. Ab Dienstag herrscht dann kaum noch Labilität. Cosmo-LEPS liefert im
gesamten konvektiv geprägten Zeitraum schwache Hinweise auf Starkregen über 20
mm. Am Sonntag und Montag bestehen erhöhte Starkregenwahrscheinlichkeiten an den
Alpen. Auch wenn die EPS-Verfahren dies nicht so zeigen können: Die Gefahr von
unwetterartigem Starkregen vor allem am Samstag/Sonntag ist hoch.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX (von 03 UTC; EZMW von 00 UTC und damit das MOS von 09 und 15 UTC sollte
nicht verwendet werden für Mo/Di, siehe oben); EZMW-EPS ab Donnerstag nächster
Woche.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann