DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-05-2017 09:00
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.05.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNz

In der Südhälfte Schauer und Gewitter, durch Starkregen markante Entwicklungen
möglich. Am Freitag nur noch im Südosten vereinzelt Gewitter. An den Küsten
starke bis stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen aus Nordost.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt eine hochreichende Antizyklone über dem Nordmeer. Das für
uns maßgebliche Gebilde ist aber ein Höhentief mit Kern über Frankreich, das
sich langsam nach Osten, Richtung Südwestdeutschland verlagert und sich dabei
abschwächt. Wir verbleiben an dessen Nordostflanke in einer südlichen bis
östlichen Strömung im Einflussbereich feuchter und insbesondere über der
Südhälfte leicht instabil geschichteter Luftmassen.

Dort lebt im Tagesverlauf die Schauertätigkeit wieder auf, zudem sind wieder
lokale Gewitter mit örtlichem Starkregen zu erwarten. Dabei ist auch
kleinkörniger Hagel möglich. C DE EPS liefert für den Nachmittag erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 35 mm Regen in 5 Stunden, also
Unwetterpotential. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht, da bei geringer
Zuggeschwindigkeit der Zellen und einem Wassergehalt der Luftmasse von 15 bis 20
mm stehende Zellen oder wiederholte Schauer durchaus vereinzelt solche Mengen
bringen können. Das Gros der Gewitter sollte aber im gelben bzw. markanten
Bereich bleiben.

An der Nordostflanke des Höhentiefs hat von Polen Warmluftadvektion auf den
Nordosten übergegriffen. Die dabei in Verbindung mit der PVA eines kurzwelligen
Troganteils erzeugten Niederschläge haben ihren Schwerpunkt in den Gebieten
nordöstlich der Elbe. Ob hier die Stark-bzw. Dauerregenschwelle erreicht wird,
ist ungewiss. ICON und EURO4 simulieren in kleinen Gebieten in Ostvorpommern,
bzw. der Uckermark 35 bis 40 mm in 24 Stunden bis Freitag 06 UTC. Die
vorliegenden Ensemblerechungen stützen das aber nicht, so dass sich
entsprechende Warnungen auch nicht gerade aufdrängen.

Während das Umfeld über der Mitte und dem Süden ausgesprochen schwachgradientig
ist, findet sich im Norden ein gut ausgeprägter Gradient im Übergangsbereich zum
Hoch über dem Nordmeer. Der Wind dürfte im Norden zur Küste hin infolge leichter
Gradientverschärfung und Verstärkung der Supergeostrophie noch etwas anziehen,
so das auch von den Küsten etwas landeinwärts Böen Bft 7 auftreten können und
stürmische Böen an der Ostseeküste recht wahrscheinlich sind, exponiert (Arkona)
sind auch Sturmböen Bft 9 zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag wandert der Schwerpunkt des Höhentiefs über
Süddeutschland zu den Ostalpen. Die Niederschläge im Norden verschieben sich,
der stärksten WLA folgend, etwas zur Ostsee und nach Nordwesten hin, während
ansonsten die Schauer und Gewitter dem Tagesgang gemäß wieder abklingen. Bei
Auflockerungen, die im Süden und Südwesten am wahrscheinlichsten sind, bildet
sich Nebel. Der Wind im Norden schwächt sich langsam ab, für Bft 7 direkt an der
See reicht es aber weiterhin.


Freitag... schwächt sich das Höhentief langsam ab und wird in die Länge gezogen.
Es reicht im Tagesverlauf von der südwestlichen Nordsee über die Mitte bis ins
nördliche Griechenland.
Die Warmluftadvektion ganz im Norden nimmt dabei ab, verursacht im Norden und
Nordosten aber noch weitere Regenfälle, die sich aber ebenfalls langsam
abschwächen und nicht mehr an Warnschwellen heranreichen. Ansonsten sind kaum
mehr dynamische Hebungsantriebe erkennbar. Die Labilität im Süden nimmt ab. Die
verbleibende Restlabilität sollte aber vor allem im Südosten noch für einzelne
Schauer und Gewitter reichen, die aber deutlich seltener werden. Vereinzelter
Starkregen bleibt dabei weiter im Bereich des Möglichen.

Während es über Nord- und Ostdeutschland bedeckt bleibt, lockern die Wolken im
Süden und Südwesten häufiger auf. Insbesondere vom südlichen Oberrhein bis zum
Bodensee reagiert die MOS-Statistik mit zunehmenden Sonnenschein-Anteilen, wobei
am Oberrhein schon mal wieder die 20°C-Marke erreicht werden könnte. Unter den
Regenwolken im Norden sind kaum 10 Grad zu erwarten.

Der Gradient nimmt im Norden ab, so dass Windböen nur anfangs direkt an der See
auftreten können, am Nachmittag reicht es dafür kaum noch.
In der Nacht zum Samstag sollten dann kaum noch Niederschläge auftreten, letzte
Schauer fallen rasch in sich zusammen und die Bewölkung lockert über der Mitte
und dem Süden verbreitet auf. Lokal bildet sich Nebel und am Erdboden ist im
Süden vereinzelt leichter Frost nicht ausgeschlossen.


Samstag... geht das langgestreckte Höhentief in einem von der Biskaya nach
Frankreich ziehenden Trog, später Höhentief auf. Der Südwesten und Westen
gelangt auf die Vorderseite des Höhentiefs, während der Randtrog nach Norden
verschoben wird. Dabei formiert sich über Frankreich eine Tiefdruckrinne am
Boden, die sich nach Süddeutschland verlagert. In diesem Zusammenhang wird dann
auch wieder stärkere Hebung über dem Südwesten simuliert, wo im Tagesverlauf
schauerartige Regenfälle aufkommen. Im äußersten Süden sind dabei auch einzelne
Gewitter mit Starkregen nicht ausgeschlossen. Am Ostalpenrand wird es bevor die
Niederschläge einsetzen vorübergehend leicht föhnig und die Temperatur steigt
dort föhnbedingt auf +10 Grad in 850 hPa.

Im Norden und Nordosten hält sich zunächst gebietsweise starke Bewölkung, aus
der aber kein Niederschlag fällt. Erst im Tagesverlauf kommt es zu größeren
Auflockerungen. Am freundlichsten wird es in einem Streifen von NRW bis
Niederbayern, wo dank kräftiger Einstrahlung mehr als 20 Grad drin sind, die
ganz im Südwesten, bei schon stärkerer Bewölkung, dann nicht mehr erreicht
werden.
Der Wind spielt meist keine Rolle, nur auf einigen Alpengipfeln sind stürmische
Böen, vielleicht auch Sturmböen möglich und auch ganz im Süden sind in tiefen
Lagen Windböen nicht ausgeschlossen.

In der Nacht zum Sonntag regnet es im Süden und im Bereich einer Tiefdruckrinne
verbreitet. Vor allem ICON simuliert ab Samstagabend bis in die Nacht zum Montag
zwischen Bodensee und Allgäu größere Niederschlagsmengen, 50 bis 60 mm in 24
Stunden, die wieder für Dauerregenwarnungen sprechen würden. Andere aktuell
vorliegende Modelle stützen dies aber nicht und simulieren erheblich weniger
Niederschlag. Die Ensembles von gestern 12z liefern Hinweise auf Dauerregen für
die Bereiche Allgäu und Berchtesgaden. Cosmo Leps zeigt dort
Wahrscheinlichkeiten bis 40% für mehr als 50 mm in 24 Stunden, Unwetter.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung im synoptischen Scale ist unstrittig. Von Dauerregenwarnungen im
Nordosten wird zunächst abgesehen, da IVON scheint zu hoch zu simulieren
scheint. Die Entwicklung ausgangs der Kurzfrist wird dann unsicherer.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner