DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-04-2017 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.04.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft und für die Jahreszeit zu kühl. In den Nächten bei längerem
Aufklaren weiterhin Gefahr von leichtem Frost oder zumindest Frost in
Erdbodennähe.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 07.05.2017


Von Mittwoch bis Freitag liegt Deutschland unter einem Höhentiefkomplex, der im
Laufe des Donnerstags sich in mehrere Kerne aufspaltet. Während am Mittwoch das
tiefste Geopotential noch über Ostfrankreich liegt, ist danach das Drehzentrum
über Deutschland zu finden.
Im Bodendruckfeld sieht man von diesem Höhentiefkomplex nicht viel. Über Süd-
und Südosteuropa hält sich eine flache Druckverteilung ohne ausgeprägte
Tiefzentren, über dem Nordmeer und Fennoskandien entwickelt sich ein
ausgedehntes Hoch. Dabei wird mit einer östlichen bis nordöstlichen bodennahen
Windkomponente niedertroposphärische Kaltluft advehiert. Am Donnerstag
verschärft sich der Gradient vorübergehend, so dass an einigen Küstenabschnitten
vor allem der Ostseeküste stürmische Böen auftreten können. Ansonsten sollten
markant zu bewarnende Böen auf höhere Berggipfel beschränkt bleiben.
Bedingt durch den zyklonalen Charakter ist wechselhaftes Wetter mit häufigen und
teils schauerartigen Regenfällen zu erwarten; auch einzelne Gewitter können
eingelagert sein. Ein Niederschlagsmaximum lässt sich noch nicht herausarbeiten,
hierzu sind die Vorhersagen zu inkonsistent. In den Staulagen der östlichen
Mittelgebirge und an den Alpen ist eine Überschreitung von Warnschwellen in
Bezug auf Dauerregen am wahrscheinlichsten.
Am Samstag wird der Höhentiefkomplex weitgehend zugeschüttet; Reste hiervon sind
im Norden Deutschlands erkennbar. In Verbindung mit einem schwachen Höhenkeil
kann in den Süden und Südosten Deutschlands vorübergehend etwas wärmere Luft
gelangen, bevor bereits ab der Nacht zum Sonntag erneut ein Trog übergreift, der
sich zuvor von dem über dem Nordatlantik liegenden Trog abgespalten hat. Nach
einer vorübergehenden Wetterbesserung kommt dann erneut schauerartiger Regen
auf.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird dieser Trog von dem über
Nordeuropa liegenden Trog aufgenommen, wodurch sich letzterer kräftigt und nach
Süden, d.h. nach Mitteleuropa ausweitet. Da sich gleichzeitig das blockierende
Bodenhoch retrograd verlagert, wird der Weg frei für arktische Polarluft, die
auf direktem Wege nach Deutschland gelangt. Im 850 hPa-Niveau gehen landesweit
die Temperaturen auf -2 bis -8 Grad zurück. In den Nächten würde dann die Gefahr
von leichtem Frost oder zumindest Frost in Erdbodennähe wieder zunehmen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen
Modellläufen weitgehend konsistent. Allerdings wird am Samstag die über
Mitteleuropa liegende Tiefdruckrinne zusehends schwächer simuliert. Zudem setzt
sich nach den beiden gestrigen Läufen ab Sonntag von Norden her der
antizyklonale Einfluss rascher durch als nach den beiden Modellläufen des
Vortages.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hatte bereits der gestrige 12
UTC-Lauf die kräftige Trogbildung und den Temperaturrückgang im Programm, beim
00 UTC-Lauf war hiervon noch nichts zu sehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag lassen sich aus den Vorhersagen der einzelnen Modelle
anhand der synoptischen Basisfelder keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Am Sonntag lässt ICON bereits von Norden her einen Trog auf
Mitteleuropa übergreifen, was bei den anderen Modellen erst später der Fall ist.

Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt GFS den Trog nicht so
weit nach Süden ausgreifen wie EZMW, wodurch der Kaltlufteinbruch auf den Norden
und Nordosten Deutschlands beschränkt wäre. Für den Süden Deutschlands würde
sich demnach eine frontogenetische Situation ergeben.
Das Modell des kanadischen Wetterdienstes zeigt diesen Kaltluftvorstoß deutlich
schwächer als die anderen Modelle, wobei hiervon nur der Nordosten Deutschlands
betroffen wäre.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die vom deterministischen Modell gezeigte Entwicklung,
wobei sich nach dem jüngsten Lauf ein Trend hin zu tieferen Temperaturen
abzeichnet. Der im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum beschriebene
Kälteeinbruch im Nordosten von etwa zwei Dritteln der EPS-Member, nach Südwesten
hin von immer weniger Einzellösungen gezeigt.
Das EPS des EZMW folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Im Vergleich mit
weiter zurückliegenden Modellläufen wird der für den erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum anfangs nur vom Hauptlauf gezeigte Temperaturrückgang von
einer zunehmenden Anzahl von EPS-Membern mitgetragen, was die Wahrscheinlichkeit
für ein derartiges Szenario ansteigen lässt. Anhand der Cluster lässt sich
durchweg eine Troglage über Mitteleuropa ableiten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Von Montag bis Donnerstag sind an einigen Küstenabschnitten vor allen der
Ostseeküste zeitweise stürmische Böen, auf höheren Berggipfeln der nördlichen
und östlichen Mittelgebirge einzelne Sturmböen zu erwarten, wobei die
Wahrscheinlichkeit hierfür zu Wochenbeginn und am Donnerstag am höchsten ist.
In den Staulagen der Mittelgebirge und zum Teil auch an den Alpen können mehr
als 30 l/qm innerhalb von 24 Stunden Niederschlag fallen. In welchen Regionen
dies am wahrscheinlichsten ist, lässt sich noch nicht prognostizieren.
In den Nächten kann es bei längerem Aufklaren leichten Frost oder zumindest
Frost in Bodennähe geben. Aufgrund der meist vorherrschenden starken Bewölkung
ist die Wahrscheinlichkeit hierfür nicht allzu hoch.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), MOS ist zu klimalastig
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann