DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.04.2017 um 10.30 UTC



Am Sonntag sonnig und trocken. In der ersten Maiwoche wechselhaft mit
Niederschlägen. Insgesamt etwas milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 04.05.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Sonntag liegt Deutschland
im Bereich eines Höhenrückens, der sich vom zentralen Mittelmeerraum bis zur
Nordsee erstreckt. Westlich davon reicht ein Höhentrog von Grönland bis in die
Biskaya. Korrespondierend dazu befindet sich im Bodenniveau ein Tiefdruckgebiet
mit Kern westlich von Irland, auf dessen Vorderseite mit einer südöstlichen
Strömung wärmere Luft herangeführt wird.

Am Montag schwenkt der südliche Teil des Höhentroges über Frankreich hinweg
ostwärts und erreicht am Nachmittag den Westen und Südwesten Deutschlands. Im
Vorfeld etabliert sich über Deutschland eine von Nordwest nach Südost
verlaufende Tiefdruckrinne. Dabei kommt es im Bereich einer Luftmassengrenze
über dem Westen und Süden zu ersten, meist leichten Regenfällen.

Am Dienstag schnürt sich der Höhentrog ab und es bildet sich ein abgeschlossenes
Höhentief über weiten Teilen Mittel- und Teilen Südosteuropas. Dabei weist es
Dienstagmittag drei Drehzentren auf: eines über Nordfrankreich, ein zweites über
Slowenien und ein drittes über der südlichen Ostsee. Auch im Bodendruckniveau
hat sich mittlerweile eine breite Zone tiefen Luftdrucks gebildet, die von
Frankreich über Deutschland hinweg bis in den Südwesten Russlands reicht. Die
Hebungsantriebe sind noch relativ gering, sodass zunächst nur vereinzelt und vor
allem im Nordosten Deutschlands mit Schauern zu rechnen ist.

Am Mittwoch verbleiben wir im Einflussbereich des Höhentiefs, wobei sich dessen
Schwerpunkt etwas nach Süden verlagert. Es besitzt Mittwochmittag nur noch zwei
Kerne, einer davon befindet sich über dem Südwesten Deutschlands. Währenddessen
hat sich über dem westlichen Europa ein schmaler Höhenrücken aufgewölbt, der bis
zum Europäischen Nordmeer reicht. Er stützt ein kräftiges Hochdruckgebiet mit
Schwerpunkt vor der norwegischen Küste, dessen Einfluss bis nach Deutschland
reicht, aufgrund des Höhentiefs aber nur im äußersten Norden wirksam wird. Sonst
kommt es gebietsweise zu weiteren schauerartig verstärkten Niederschlägen, die
spiralförmig um den Höhentiefkern herumgeführt werden. Die Temperaturen in 850
hPa bewegen sich meist zwischen 1 und minus 2 Grad. Somit bleibt es bei
Höchstwerten zwischen 12 und 19 Grad für die Jahreszeit kühl bis mäßig warm.

Am Donnerstag verlagert das Höhentief seinen Schwerpunkt mit der nordöstlichen
Strömung Richtung Frankreich. Dadurch wird der Höhenrücken südwestlich von
Irland abgeschnürt und es bildet sich ein abgeschlossenes Höhenhoch mit
Schwerpunkt nördlich von Schottland. Entsprechend bleibt das kräftige
Hochdruckgebiet über dem Norden Europas erhalten, wobei es seinen Einfluss auf
Deutschland noch etwas stärken kann. Mit Abzug des Höhentiefs lässt die
Niederschlagstätigkeit nach.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Entwicklung der Wetterlage über Mitteleuropa im mittelfristigen
Vorhersagezeitraum wird von den jüngsten Läufen des EZMW ähnlich vorhergesagt.
Im Detail ergeben sich allerdings Inkonsistenzen, insbesondere in Bezug auf die
Position der Höhentiefkerne und somit der Niederschlagsentwicklung. Entsprechend
lagen die Niederschlagsschwerpunkte im gestrigen 00 UTC Lauf teilweise noch in
anderen Regionen. Zudem war das Bodendruckfeld nach dem gestrigen Lauf noch
etwas zyklonaler geprägt, sodass die Niederschlagstätigkeit teilweise etwas
kräftiger vorhergesagt wurde.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich mit GFS und ICON zeigt deutliche Unterschiede bezüglich der
Position des Höhentiefs, insbesondere des Kerns. Zudem sind sowohl das Höhentief
als auch der Tiefdruckeinfluss am Boden nach ICON und GFS kräftiger ausgeprägt.
Somit ergeben sich deutliche Unterschiede der Niederschlagsschwerpunkte und
-mengen. Dabei weist ICON sogar in Verbindung mit einem über Süddeutschland
hinwegziehenden Bodentief teils unwetterartige Regenmengen über dem Südosten
Deutschlands auf. Diese Lösung war allerdings in den gestrigen Läufen noch nicht
vorhanden und zeigt die schlechte Konsistenz des ICON.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach zeigt ab Montag eine Zunahme des Spreads,
insbesondere beim Geopotential und beim Niederschlag. Das Temperaturmaximum ist
am Sonntag zu erwarten, nachfolgend sinkt das Temperaturniveau etwas ab, bleibt
aber insgesamt etwas höher als in dieser Woche.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden vier
Cluster, für Mitteleuropa ergeben sich aber keine signifikanten Unterschiede.
Für den Zeitraum von Dienstag bis Donnerstag gibt es sechs Cluster. Auch danach
variiert sowohl die Position als auch die Ausprägung des Höhentiefs sehr stark.


Somit ist auch mithilfe des EZMW-Ensembles keine genauere Aussage bezüglich der
Wetter- bzw. Niederschlagsentwicklung in der nächsten Woche möglich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist abgesehen von zeitweiligen Sturmböen
(Bft 8, 9) auf dem Brocken meist nicht mit signifikanten Wettererscheinungen zu
rechnen.
Nur am Montag und Dienstag gibt es im Südosten Bayerns bzw. am Alpenrand
Hinweise auf markante Regenmengen, die auch von COSMO-Leps und EZMW-EPS mit
geringen Wahrscheinlichkeiten gestützt werden. Die Schneefallgrenze sollte dann
über 1500 m liegen. Die extremen Niederschlagsmengen von ICON finden dagegen
keine Unterstützung.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Da GFS und ICON bei der Vorhersage des Höhentiefs und der damit verbundenen
Niederschläge eine schlechtere Konsistenz als das EZMW aufweisen, wird die
Mittelfristvorhersage überwiegend auf EZMW, EZMW-EPS und MOS-EZMW basieren.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger