DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-04-2017 21:00
SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 24.04.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ab Dienstag im Süden Dauerniederschläge. In tiefen Lagen Regen, teils Schnee,
oberhalb 800 bis 1000m in Schnee übergehend.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir vorderseitig eines Troges über der Nordsee, der sich
deutlich nach Südwesten ausweitet, aber auch langsam nach Mitteleuropa
vorankommt, in einer von westlichen auf südwestliche Richtungen drehenden
Höhenströmung. Dabei liegt das steuernde Tief über Südschweden, wobei die
zugehörige Kaltfront über dem Norden ins Schleifen gerät. An ihr entwickelt sich
eine Welle, die über Norddeutschland nach Osten bis Nordosten zieht. Dabei
verstärken sich die anfangs nur schwachen Hebungsvorgänge spürbar.
In einem Streifen von NRW und Niedersachsen bis nach Vorpommern und zur
Uckermark regnet es verbreitet, mit 5 bis 10 mm in 12 Stunden, gebietsweise um
15 mm. Dabei wird die vorübergehend eingeflossene mildere Luftmasse im Norden
schon wieder von frischer Meereskaltluft polaren Ursprungs verdrängt.
Vom Nordseeumfeld bis nach Schleswig-Holstein kommen im Verlauf der Nacht
Schauer, teils als Graupel auf, da der Trog mit höhenkalter Luft unter -30 Grad
in 500 hPa übergreift.
Ausgelöst durch frontogenetisch angelegte Druck- und Temperaturfelder
formiert sich über Süddeutschland ein weiterer Frontenzug, der von
kurzwelligen Troganteilen gestützt auch im Süden gebietsweise leichter Regen
bringt.
Frost ist kaum ein Thema, am ehesten in Schleswig-Holstein kann es postfrontal
bei Aufklaren im äußersten Norden geben sowie vor allem im östlichen Bergland,
wo es ebenfalls noch längere Zeit gering bewölkt bleibt.
Der Wind frischt in Hochlagen stärker auf, einige Alpengipfel und exponierte
Berge im Schwarzwald sind mit Sturmböen (auch schwere Sturmböen) dabei. In
Kammlagen der nördlichen Mittelgebirge sind stürmische Böen zu erwarten.

Dienstag ... zieht die Welle rasch nach Osten ab und die Kaltfront, die
Anacharakter annimmt, kommt rückseitig beschleunigt nach Süden voran und vereint
sich über dem Südosten mit der dort lagernden zweiten Front. Das steuernde,
hochreichende Tief zieht unterdessen langsam zur mittleren Ostsee, während der
positiv geneigte Trog zögernd Boden nach SE gut macht, sich dabei aber weiter
nach Südwesten ausdehnt und bis zur Iberischen Halbinsel reicht. Wir verbleiben
dabei auf der Trogvorderseite in einer nunmehr südwestlichen Höhenströmung.
Postfrontal gelangt wieder frische Meereskaltluft nach fast ganz Deutschland,
die vor allem im Nordwesten trognah hochreichend instabil geschichtet ist. Dort
sind Schauer, teils Graupel zu erwarten und auch einzelne Gewitter mit starken
Böen sind möglich.
Ganz im Südosten hält sich noch die mildere Luft, allerdings beginnt es fast im
gesamten Süden und Südosten rückseitig der schleifenden Front -scherungsbedingt-
zu regnen, wobei die Schneefallgrenze zunächst recht hoch liegt; bei über 1000m,
im Südosten bei mehr als 2000m. Die Schauer in den nördlichen Mittelgebirgen
fallen dagegen oberhalb von 500 bis 700m als Schnee oder Graupel. Im Südwesten
sind gebietsweise 10 bis 20 mm/6h Regen bis zum Abend drin. Im Südosten baut
sich über den Tag etwas CAPE auf, dort sind an der Kaltfront einzelne Gewitter
möglich.
Rückseitig der Front frischt der auf Nordwest drehende Wind auf mit
Bft 6 bis 7 im Nordwesten. Vor allem aber im höheren Bergland weht teils starker
Südwestwind mit stürmischen Böen auf Berggipfeln im Süden und Osten.

In der Nacht zum Mittwoch fächert der Gradient an der Südwestflanke
des Tiefs über der Ostsee soweit auf, dass der Wind kaum noch eine
Rolle spielt. Die Luftmassengrenze über dem Südosten wird aus
Deutschland angedrängt und liegt schließlich eingebettet in eine
Tiefdruckrinne mit mehreren Kernen über Österreich und Oberitalien
südlich und östlich von uns. Die Aufgleit/Scherungsvorgänge nordwestlich davon
dauern an, so dass über Süddeutschland verbreitet Niederschläge
auftreten, die nach Westen hin bis 400m hinab als Schnee fallen,
während die Schneefallgrenze in Südostbayern anfangs noch über 1000m liegen
dürfte, aber auch dort sinkt.
Südlich der Donau fallen verbreitet 10 bis 20 mm, gebietsweise sind 15 bis 30 mm
Niederschlag in 12 Stunden möglich. Obwohl es vielerorts durch die
Niederschlagsabkühlung bis in tiefe Lagen schneit, sind in tiefen Lagen
Dauerregenwarnungen nicht von der Hand zu weisen, da der Schnee auf dem noch
relativ warmen Boden meist schmilzt. In Hochlagen werden teils markante
Schneefallwarnungen nötig. Im Norden sind weitere Schauer zu erwarten, in
Aufklarungsgebieten über der Mitte und dem Norden gibt es leichten Frost.

Mittwoch ... nähert sich der Höhentrog weiter an, wobei er sich im
Verlauf des Tages weiter amplifiziert. Die Achse liegt im Tagesverlauf über dem
Nordwesten. Die wellende Front an der Ostflanke des Troges verläuft von Spanien
über Norditalien und Polen bis nach Nordwestrussland.
Zusammen mit orografischem Einfluss sorgt die Annäherung des Höhentroges entlang
dieser wellenden Front für eine Zyklogenese über Norditalien, die besonders den
Süden und Südosten Deutschlands beeinflusst. Dort tritt weiter länger anhaltend
Niederschlag auf, der oberhalb von rund 500 m als Schnee fällt.
Südlich der Donau sind 10-20 l/qm Niederschlag zu erwarten, in höheren Lagen
kann es demnach 10-20 cm Neuschnee geben, in exponierten Staulagen ist noch
deutlich mehr Neuschnee möglich.
Dabei kann die Schneefallgrenze bei wechselnder Niederschlagsintensität regional
stärker schwanken. Über dem Norden und Westen sorgt die labile Luft unterhalb
des Troges für einen Tagesgang der Bewölkung und des Niederschlags. Dabei muss
besonders am Nachmittag und Abend mit Schauern und einzelnen Gewittern gerechnet
werden. Die Schneefallgrenze liegt dabei um 300 bis 400 m. Dazwischen wird es
einen breiten Streifen geben, der
sich von Rheinland-Pfalz bis zum Oderbruch und zur Lausitz erstreckt und wo es,
bedingt durch schwaches Absinken, weitgehend trocken bleibt. Allerdings sind
nach Nordwesten hin, bedingt durch den konvektiven Wettercharakter,
Auflockerungen am wahrscheinlichsten.

In der Nacht zum Donnerstag ändert der wetterbestimmende Trog seine Lage nur
wenig. Von Westen her setzt sich in Bodennähe Hochdruckeinfluss durch. Hierdurch
dürfte die Konvektion im Trogbereich alsbald in sich zusammenfallen und der
Himmel verbreitet aufklaren.
Im Süden dauert die aus der Gegenläufigkeit von bodennaher und
mitteltroposphärischer Strömung resultierende Aufgleitsituation an, wobei von
Südeuropa her Warmluftadvektion auf die Alpennordseite übergreift. Hierdurch
sind im Süden und dort vor allem in Richtung Alpen weitere
und teils länger andauernde Niederschläge zu erwarten, die bis in die Täler als
Schnee fallen. Mit der weiter südwärts vordringenden Kaltluft nimmt die
Intensität dieser Niederschläge allmählich ab. In Staulagen der Alpen sind noch
einmal mehr als 10 Zentimeter Schnee möglich.

Donnerstag ... ändert sich weiterhin nichts Gravierendes. Im Südosten halten die
Niederschläge an, die in den Frühstunden bis in Tallagen als Schnee fallen,
tagsüber oberhalb von ca. 800m. In Lagen darüber sind weitere 10 bis 15 cm
Neuschnee möglich.
In den anderen Gebieten treten bei instabiler Schichtung in höhenkalter Luft
Schauer und kurze Gewitter auf, die im Falle von Graupelschauern höchstens
vorübergehend im Bergland für Glätte sorgen können. Akkumuliert kommen bis
Donnerstagabend im SW um 50 mm Niederschlag zusammen, die im höheren Bergland
überwiegend als Schnee fallen. In Lagen darunter tagsüber eher als Regen oder
Schneeregen, nachts aber häufiger als Schnee.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung wird im Großen und Ganzen ähnlich simuliert. Was die
Niederschlagsintensität und Phase angeht, gibt es nach wie vor Unterschiede. Die
Gegenstromlage im Süden ist mit dem Donnerstag wohl noch nicht beendet, erst im
Verlauf des Freitags klingen die Niederschläge ab. Trotz des Umstandes, dass die
Niederschläge im Süden oberhalb 600m recht rasch in Schnee übergehen sind neben
Schneefallwarnungen wohl auch Dauerregenwarnungen (z.B. 24h) nötig, da der
fallende Schnee in tiefen Lagen meist schmilzt.
Eng begrenzt sind durch den Schneefall unwetterartige Entwicklungen nicht
ausgeschlossen. In Lagen über 800/1000m ist Nassschnee bis 50 cm in 24/72
Stunden möglich, wodurch auch die Gefahr von Schneebruch besteht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner