Thema des Tages

21-04-2017 14:40

Weather to go

Was haben Schuhe mit Wetter zu tun? Klar, je nach Witterung wählt man
das passende Paar aus: Bei Sonnenschein im Sommer werden die Sandalen
aus dem Schuhschrank geholt, bei Schnee und Frost die dicken
Winterstiefel und wenn es schüttet wie aus Kübeln kommen auch schon
mal die Gummistiefel zum Einsatz.

Aber es gibt noch mehr Parallelen, die viel weiter, sehr viel weiter
in die Vergangenheit zurückgehen. Nämlich bis zu der Zeit, als die
Schuhe erfunden wurden. Irgendwann kamen unsere Vorfahren in Afrika
auf die Idee, sich mit Blättern, Rinde oder Fellen unter den Füßen
vor spitzen Steinen, piksenden Pflanzen oder giftigen Tiere zu
schützen. Die Schuhträger waren damit gegenüber denen, die noch
barfuß liefen, deutlich im Vorteil. Die Mitnahme des "vertrauten
Bodens" hat sich in der Evolution des Menschen folglich durchgesetzt.


Während unserer Urzeit in Afrika, als die Geburtsstunde des
Schuhwerks schlug, wurde auch der Grundstein für unser sogenanntes
"Urwetter" gelegt: Sonniges, trockenes, schwachwindiges Wetter mit 23
bis 25 °C. Klingt perfekt? Finden über 90% der Befragten einer
Umfrage (durchgeführt vom Hamburger Institut für Wetter- und
Klimakommunikation im Jahre 2010) auch und gaben an, ebensolches
Wetter als ?ideal? zu empfinden. Ohne Bekleidung kann es gerne auch
noch drei bis fünf Grad wärmer sein. Und genau das entspricht dem
bevorzugten Wetter unserer (relativ unbekleideten) Vorfahren aus
Afrika.

Dieses "Urwetter" steckt gewissermaßen immer noch in uns, sodass sich
die meisten von uns nach 23-25 °C warmen, sonnigen und trockenen
Wetter sehnen. Bläst der Wind zu stark ins Gesicht, empfinden wir das
meist als unangenehm. Zu hohe Temperaturen werden als anstrengend
wahrgenommen, zu niedrige sind für den Körper ebenfalls belastend.

Und so kommt es, dass wir die Wohnungs- und Büroräume, unser Auto und
überall wo es möglich ist die Temperatur auf 23-25 °C regeln. Wir
nehmen quasi unser Lieblings-, also unser "Urwetter" immer und
überall (zumindest wenn es geht) mit. Oder um es (wie im Buch
?Klimafakten?) mit einem Anglizismus auszudrücken und wieder auf die
Schuhe zurückzukommen: Wir haben uns ein "weather to go" geschaffen.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.04.2017

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