DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-04-2017 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.04.2017 um 10.30 UTC



Weiterhin unbeständig und für die Jahreszeit zu kalt. Am Samstag im Norden und
Osten stürmisch, an der Nordsee Sturmböen aus Nordwest. An den Alpen Samstag-
bis Sonntagnachmittag teils länger anhaltender Schneefall.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 25.04.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes - am Freitag - schwenkt ein Höhenrücken über
Deutschland hinweg südostwärts und befindet sich am Samstag, 00 UTC, bereits
südlich des Vorhersagegebietes.
Über Nordeuropa befindet sich ein umfangreicher Höhentrog, der durch einen von
Nordwesten heranschwenkenden Randtrog regeneriert wird und sich nach Süden
ausweitet. In der Nacht zum Samstag greift er auch auf Norddeutschland über.
Im Bodenfeld bleibt am Freitag im süddeutschen Raum noch ein Hochkeil
wetterbestimmend, der in der Nacht zum Samstag über die Alpen hinweg nach Süden
abgedrängt wird. Mit der Austrogung über Nordeuropa verlagert sich ein
korrespondierendes zentrales Bodentief nach Nordskandinavien. Die Warmfront des
Tiefs überquert tagsüber den Norden und Osten Deutschlands, nachmittags greift
die Kaltfront auf den Norden des Landes über und erreicht bis Samstagmittag die
Alpen.
Mit Annäherung des Frontensystems nimmt der Wind zu und vor allem an den Küsten
und auf den Bergen kann es stürmische Böen oder Sturmböen aus Nordwest geben.
Dazu weiten sich bis Samstagfrüh schauerartige Niederschläge bis etwa zur Donau
hin aus, die postfrontal im Einflussbereich maritimer Polarluft bei Temperaturen
zwischen -2 und -6 Grad in 850 hPa im Bergland wieder in Schnee übergehen.

Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag schwenkt die Trogachse über den Norden
und Osten des Landes hinweg südostwärts wobei vor allem dorthin eine sehr
höhenkalte Luftmasse advehiert wird mit Temperaturen zwischen -30 und -35 Grad
in 500 hPa. Auch niedertroposphärisch gelangt erneut ein Schwall maritimer
Polarluft ins Vorhersagegebiet, die Temperaturen in 850 hPa sinken allgemein auf
-4 bis -7 Grad. Insgesamt ist die Luftmasse hochreichend labil geschichtet, so
dass es im Tagesverlauf recht verbreitet Regen-, Schneeregen-, Schnee- und
Graupelschauer gibt, vereinzelt auch kurze Gewitter, oberhalb von etwa 400 bis
500 m dominiert wohl allgemein die feste Phase, bei kräftigeren Schauern kann es
auch in tiefen Lagen schneien. An den Nordrändern der Mittelgebirge stauen sich
die Niederschläge zeitweise und können gebietsweise länger andauern. Die
Kaltfront überquert um die Mittagszeit die Alpen; auch dort setzen vor allem in
der Nacht zum Sonntag, wenn die Höhenströmung trogrückseitig eine mehr nördliche
Komponente annimmt, länger anhaltende und in Staulagen auch ergiebige
Schneefälle ein. In den übrigen Regionen klingen die Schauer dann allmählich ab.
Die Höchsttemperaturen erreichen nur selten und wenn überhaupt, wohl lediglich
in den Niederungen West- und Südwestdeutschlands zweistellige Werte. Nachts gibt
es im Bergland allgemein, sonst nur bei längerem Aufklaren leichten Frost. Der
Wind weht weiterhin lebhaft aus Nordwest mit stürmischen Böen im Norden und
Osten, Sturmböen an der Nordsee und schweren Sturmböen auf exponierten
Berggipfeln

Am Sonntag schwenkt der Höhentrog allmählich weiter ostwärts, gefolgt von einem
Höhenrücken, der im Laufe des Montags das Vorhersagegebiet ostwärts überquert.
Dieser wird gestützt von WLA auf der Vorderseite eines Troges bei Island, der
bis Montag auf Schottland übergreift.
Im Bodenfeld verlagert sich das nordskandinavische Zentraltief bis zur Nacht zum
Montag zur Barentssee und füllt sich allmählich auf. Damit fächert die
nordwestliche Bodenströmung über Deutschland deutlich auf und Hochkeil weitet
sich vor allem nach West- und Süddeutschland aus. Ein weiteres Tiefdruckgebiet
zieht vom isländischen Raum über das Nordmeer nach Norwegen. Dessen
Frontensystem erreicht Montagabend den Norden Deutschlands.
Im Bereich labiler Höhenkaltluft können sich am Sonntag im Tagesverlauf erneut
einzelne Schauer, nach Nordosten zu auch kurze Gewitter entwickeln, insgesamt
klingt die Schauertätigkeit mit Annäherung des Hochkeils von Südwesten her ab
und auch der Wind lässt allmählich nach. Am Nordrand von Alpen und Erzgebirge
kann es anfangs auch noch längere Zeit Niederschläge geben, wobei die
Schneefallgrenze meist zwischen 400 und 600 m schwankt. In der Nacht zum Montag
klingen die Schauer dann allgemein ab und gebietsweise klart der Himmel auf, so
dass es vor allem in der Mitte und im Süden erneut recht verbreitet leichten, im
Bergland auch mäßigen Frost gibt.
Am Montag steht unter Zwischenhocheinfluss ein recht ruhiger und meist trockener
Tag ins Haus, ehe abends und in der Nacht zum Dienstag mit auffrischendem
Südwestwind im Nordwesten wieder schauerartiger Regen einsetzt.
Am Dienstag weitet sich der Höhentrog über Westeuropa nach Süden aus und kommt
nur zögernd ostwärts voran. Somit stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine
südwestliche Höhenströmung ein.
Das Bodentief verlagert sich bis zur Nacht zum Mittwoch von Norwegen nach
Finnland. Die zugehörige Kaltfront überquert am Dienstag und in der Nacht zum
Mittwoch Deutschland zögernd südostwärts. Vorderseitig gelangt vorübergehend ein
Schwall deutlich milderer Meeresluft vor allem in die Südhälfte, postfrontal
folgt erwärmte Polarluft, die Temperatur in 850 hPa sinkt in der Nacht zum
Mittwoch wieder auf -2 bis -5 Grad. Dazu gibt es schauerartige Niederschläge, im
Bergland teils als Schnee und der Wind frischt erneut aus West bis Nordwest auf.


In den Folgetagen schwenkt der Höhentrog dann allmählich nach Mitteleuropa, so
dass sich an der unbeständigen und für die Jahreszeit zu kalten Witterung nur
wenig ändern dürfte.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf erweist sich als einigermaßen konsistent zu seinen Vorgängern.
Der erneute Trogvorstoß am Samstag bzw. in der Nacht zum Sonntag wurde im
gestrigen 12 UTC-Lauf ähnlich simuliert, ebenso der nachfolgende Höhenrücken in
der Nacht zum und am Montag.
Der gestrige 00 UTC-Lauf ließ dagegen den Trog weiter nach Westen ausweiten und
deutlich langsamer nach Osten abziehen, was eine verzögerte Wetterberuhigung zur
Folge hätte. Danach sollte der Trog am Sonntag sogar noch regeneriert werden mit
der Advektion massiver Höhenkaltluft (bis nahe -40 Grad in 500 hPa am Sonntag).
Entsprechend wurde auch das Übergreifen des nachfolgenden Höhenrückens am Montag
verzögerter simuliert.
Die vom 00 UTC-Lauf simulierte Austrogung über West-, bzw. dem westlichen
Mitteleuropa im Laufe des Dienstags wurde von beiden Vorgängerläufen, vor allem
vom gestrigen 00 UTC- Lauf, weiter östlich simuliert. In der erweiterten
Mittelfrist tendieren sowohl der aktuelle als auch der gestrige 12 UTC-Lauf zur
Großwetterlage "Trog Mitteleuropa", während der gestrige 00 UTC-Lauf den
Höhentrog eher über Osteuropa nach Süden auswieten ließ.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle unterscheiden sich, was den ersten Trogvorstoß am
Samstag angeht, nur im Detail. ICON simuliert z.B. am Sonntag und in der Nacht
zum Montag ein etwas schnelleres Vorrücken des Hochkeils nach Südwestdeutschland
als GFS und ECMWF. Prinzipiell sind aber kaum prognoserelevante Unterschiede
auszumachen.
Den nachfolgenden, am Montag über Deutschland hinweg ostwärts schwenkenden
Höhenrücken haben das ECMWF und das GEM etwas markanter ausgeprägt auf der Karte
als die meisten anderen Globalmodelle. Sowohl GFS als auch ICON simulieren im
Laufe des Montags mit dem Übergreifen einer Warmfront in Nord- und
Nordostdeutschland bereits wieder Niederschläge, während ECMWF der Warmfront
kaum Wetteraktivität zubilligt.
Am Dienstag wölbt sich der nach Osteuropa abziehende Höhenrücken nochmals nach
Norden auf und kräftigt sich, so dass der nächste Trogvorstoß recht weit im
Westen, über den Britischen Inseln und der Nordsee erfolgt. GEM hat zunächst ein
ähnliches Szenario auf der Karte, lässt dann aber den Trog in der erweiterten
Mittelfrist, ab Mittwoch, gar über Westeuropa abtropfen.
Nach ICON und GFS wird der vorgelagerte Höhenrücken recht schnell
"glattgebügelt" und der Trogvorstoß am Dienstag erfolgt eher über der Nordsee
bzw. über Mittel- und Südskandinavien. Sowohl GFS als auch ECMWF tendieren dann
in der erweiterten Mittelfrist zur Großwetterlage "Trog Mitteleuropa".
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Clustering ergeben sich für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden (Freitag und
Samstag) 4 Cluster (17, 14, 13, 7 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2).
Allesamt zeigen den Trogvorstoß nach Nord- bzw. ins nördliche Mitteleuropa am
Samstag und unterscheiden sich für Mitteleuropa somit nur marginal.
Der nächstfolgende Zeitraum (120 bis 168 Stunden, also Sonntag bis Dienstag, 00
UTC) zeigt 3 Cluster (19, 17 und 15 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster
3). Insbesondere Cluster 1 deutet ein ähnliches Szenario wie der gestrige 00
UTC-Lauf an, mit einem markanteren und sich am Sonntag nochmals regenerierenden
Trogvorstoß nach Mittel-, bzw. am Montag dann ins östliche Mitteleuropa. Der
nachfolgende Höhenrücken wird deutlich flacher simuliert. Cluster 3 hat den
Höhenrücken am markantesten auf der Karte, Cluster 2 zeigt die Passage des
Rückens über Deutschland hinweg etwas progressiver als Cluster 3, simuliert
diesen allerdings nicht ganz so markant ausgeprägt.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden, also Mittwoch bis Freitag)
verteilen sich die Ensembleläufe auf 3 Cluster (jeweils 20, 18 und 13 Member,
Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2). Dabei dominieren nach wie vor die
Großwetterlagen "Trog Mitteleuropa", "Trog Westeuropa" oder "Nordwest zyklonal".


Pickt man sich die "Rauchfahne" eines in etwa in der Mitte Deutschlands
gelegenen Gitterpunkt heraus, so fällt der recht große Spread der Temperatur in
850 hPa vor allem am Montag und Dienstag auf. Der Trogvorstoß am Samstag bzw.
Sonntag wird wohl von allen Membern ähnlich simuliert. Das Vorrücken des
nachfolgenden Höhenrücken und dessen Passage wird aber unterschiedlich
ausgeprägt simuliert, dabei bewegen sich die 850 hPa- Temperaturen der einzelnen
Member vor allem in der Nacht zum Dienstag zwischen -6 und +6 Grad, wobei sich
die meisten Member im unteren Bereich der Rauchfahne (-6 bis -2 Grad) tummeln,
Haupt- und Kontrolllauf aber im oberen Bereich (bei etwa +3 Grad). Bis Mittwoch
verkleinert sich der Spread wieder deutlich auf eine Spanne zwischen -6 und -2
Grad.
Niederschlagssignale treten erwartungsgemäß den gesamten Mittelfristzeitraum
über auf.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen sind wohl in erster Linie den Wind betreffend
zu erwarten. Vor allem am Samstag stellt sich eine für diese Jahreszeit schon
recht ungewöhnlich kräftige Nordwestströmung ein. EFI gibt entsprechend für die
Nordsee und Nordostdeutschland Signale für ein ungewöhnliches, aber keinesfalls
extremes Ereignis. Im Norden und Osten Deutschlands ist wohl recht verbreitet
mit stürmischen Böen (vor allem in Schauern), im Nordseeumfeld mit Sturmböen und
auf exponierten Bergen mit schweren Sturmböen aus Nordwest zu rechnen. Am
Sonntag nimmt der Wind wieder zögernd ab.
Des Weiteren stellt sich im Laufe des Samstags am Alpennordrand eine Staulage
ein mit teils recht ergiebigen Schneefällen, die auch noch bis in den Sonntag
hinein andauern.
Erwähnenswert sind natürlich auch die nach wie vor für die Jahreszeit zu
niedrigen Temperaturen. Vor allem in windschwachen und bewölkungsarmen Nächten
kann es verbreitet leichten, in ungünstigen Lagen auch mäßigen Frost geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff