DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.04.2017 um 10.30 UTC



Spätwinterlich geprägte Großwetterlage mit Nachtfrösten. Ab Freitag zunehmend
windig, zum Wochenende teils bis in tiefe Lagen Schneeschauer möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 24.04.2017


Am Donnerstag... liegt ein breit gefächertes Höhentief über Südosteuropa mit
Zentrum über dem nördlichen Balkan. Mit seiner Höhenkaltluft beeinflusst das
Tief auch den Südosten von Deutschland. Dort muss weiterhin mit vielen Wolken
gerechnet werden, die vor allem am östlichen Alpenrand im Tagesverlauf zu
Schauern führen.

Für den Rest des Landes ist ein zonal ausgerichteter Höhenkeil bestimmend.
Dieser gehört zu einem eigenständigen Höhenhoch mit Zentrum knapp westlich der
Britischen Inseln. Höhenhoch und -keil stützen bodennah ein Hochdruckgebiet, das
sich als Brücke vom Ostatlantik über Zentraleuropa bis nach Westrussland
erstreckt. Vom daraus resultierenden Absinken profitieren abgesehen vom Südosten
große Teile von Deutschland. Dementsprechend zeigt sich häufiger die Sonne.

Die Temperatur in 850 hPa liegt meist um -5 Grad, sodass die Schneefallgrenze
tagsüber etwa zwischen 400 und 600 m erwartet wird. Entsprechend schneit es am
östlichen Alpenrand weiter bis in mittlere, teils auch tiefere Lagen. Die Maxima
liegen in der Südosthälfte nur im einstelligen Bereich zwischen 4 und 9 Grad.

Der Wind spielt aufgrund der nur gradientschwachen Lage im Bodendruckfeld keine
Rolle.

In der Nacht auf Freitag flacht der der Rücken ab und wird von einem Feld mit
kräftiger Warmluftadvektion überlaufen, die vor allem dem Norden und Osten des
Landes dichte Wolken und geringfügigen Niederschlag bringen kann. Dort ist die
Frostgefahr entsprechend nur gering. Im Rest des Landes ist leichter Frost, vor
allem in den Mittelgebirgen auch mäßiger Frost (<-5 Grad) wahrscheinlich. Direkt
am östlichen Alpenrand zeigen COSMO-LEPS und ECMWF-EPS zudem deutlich Signale
für strengen Frost (<-10 Grad).

Am Freitag... beeinflussen der atlantische Hochkeil und das korrespondierende
Bodenhoch weiter den Süden des Landes. Etwa südlich der Mainlinie gibt es
entsprechend längere Zeit Sonnenschein.

Weiter nach Norden liegt man im Einflussbereich eines umfangreichen Bodentiefs
mit Zentrum über Nordskandinavien. Seine Warmfront zieht ostwärts aus
Deutschland ab, sodass sich die Nordhälfte zunächst im Warmsektor befindet. Die
Kaltfront greift nachfolgend in Richtung Abend auf den Norden von Deutschland
über und sorgt für etwas Regen.

Mit den eingeflossenen etwas milderen Luftmassen liegt die Temperatur in 850 hPa
bei rund 0 Grad. Dementsprechend machen auch die Maxima einen Sprung nach oben.
Überall werden wieder zweistellige Höchstwerte erwartet. Entlang des Rheins sind
bis 15 Grad möglich.

Zu erwähnen ist noch der Wind, der im Norden und Nordosten mit der
Gradientzunahme durchaus in Böen stark, in exponierten Küstenlagen auch
stürmisch weht.

In der Nacht auf Samstag kommt die Kaltfront bis zur Mitte voran und nachfolgend
greift der stützende Höhentrog auf den Nordwesten über. Mit der Kaltfront fällt
etwas Niederschlag, wobei die Schneefallgrenze rasch bis in mittlere Lagen
absinkt.

Im Süden gibt es nochmal leichten Frost, sonst liegen die Tiefstwerte oft wieder
über dem Gefrierpunkt.

Am Samstag... erreicht die Bodenkaltfront im Tagesverlauf den Süden des Landes.
Dahinter wird mit kräftiger Kaltluftadvektion ein Schwall Polarluft südwärts
geführt, sodass die Temperatur in 850 hPa wieder auf Werte unter -5 Grad
zurückgeht.

Rückseitig der Kaltfront sorgt er nachfolgende Höhentrog mit seiner
Höhenkaltluft für eine rege Schauertätigkeit vor allem in der Nordhälfte des
Landes. Einzelne Gewitter sind nicht ausgeschlossen. Die Schneefallgrenze sinkt
in der Mitte und im Norden bis in tiefe Lagen, sodass häufig auch Schnee und
Graupel mit den Schauern auftreten. Insbesondere in kräftigeren Entwicklungen
kann es auch mal kurzzeitig weiß werden. Im gleichen Zuge liegen die Höchstwerte
nur noch um 10 Grad, vor allem noch Nordosten auch zum Teil im einstelligen
Bereich.

Der Gradient sorgt im Norden und Osten weiter für einen lebhaften Wind aus
Nordwest, mit starken, vereinzelt auch stürmischen Böen, an der See zum Teil
auch Sturmböen.

Am Sonntag und Montag... hält der Zustrom der Polarluft weiter an. Ein Höhentrog
angereichert mit massiv Höhenkaltluft (T500 geht im Nordwesten am Sonntag auf
-40 Grad zurück (!)) sorgt für viele Schauer und auch Gewitter. Bei 850 hPa
Temperaturen zwischen -4 und -8 Grad kann es vor allem in stärkeren
Entwicklungen und in den Nächten auch bis in tiefe Lagen vorübergehend weiß
werden. Im Bergland festigt sich der winterliche Witterungsabschnitt.

Mit einem Hoch bei den Britischen Inseln und einem Tief über Nordosteuropa kommt
auch am Boden der lebhafte Wind aus Nordwest. Dabei sind vor allem in der
Nordhälfte starke, in stärkeren Entwicklungen auch stürmische Böen möglich. Auf
den Bergen und an der Küste gibt es allgemein stürmische Böen, vereinzelt auch
Sturmböen.

Am Sonntag liegen die Maxima um 10 Grad, am Montag etwas darüber. Nachts
herrscht bei Aufklaren Frost- und Bodenfrostgefahr.

In der erweiterten Mittelfrist... ändert sich nichts an der Grundkonstellation.
Das Muster (Hoch bei den Britischen Inseln, Tief über Nordosteuropa) bleibt bis
auf weiteres erhalten. Auch der Höhentrog ändert seine Position kaum und wird
immer wieder durch stromaufwärtige kurzwellige Troganteile gefüttert. Damit
werden aus Nordwesten auch weiterhin kalte Luftmassen polaren Ursprungs
herangeführt und die eher an Spätwinter, denn an Frühling erinnernde Kaltphase,
setzt sich bis auf weiteres fort.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die verschiedenen Läufe des ECMWF zeigen eine doch recht eindrückliche
Ähnlichkeit. Das gilt insbesondere für die Vorhersage bis zum kommenden
Wochenende. Natürlich ergeben sich noch gewisse zeitliche Differenzen, etwa den
Zeitpunkt des Übergreifens der Warmfront zum Freitag. Aber auch die neuerliche
Austrogung zum Samstag wird unisono gezeigt.

Erst zum Sonntag und vor allem zum Montag, nehmen die Unterschiede zu. So zeigt
der aktuelle ECMWF-Lauf einen beständigeren Trog, während bei den Vorläufen sich
von Westen eher ein Rücken in Richtung Deutschland schieben sollte.

Der aktuelle ECMWF-Lauf stellt also im Vergleich die kälteste Lösung dar. Einig
sind sich alle Läufe aber dahingehend, dass bis auf weiteres keine
durchgreifende und längerfristige Milderung in Sicht ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch beim Vergleich der verschiedenen Globalmodelle zeigt sich eine gute
Einigkeit. So wird auch der neuerliche Kälterückfall einheitlich gezeigt. Dabei
fällt auf, dass das GFS insgesamt etwas zurückhaltender ist, als das ECMWF, was
den Kältevorstoß betrifft. Das ICON zeigt diesen hingegen noch etwas kräftiger
mit einem Rückgang der Temperatur in 850 hPa auf unter -8 Grad im Nordosten.
Gleichzeitig werden dort 500 hPa Temperaturen von -42 Grad vorhergesagt

Auch in der erweiterten Mittelfrist lässt sich in keinem der Modelle
Frühlingswetter erkennen. Insofern sind sich auch da die Modelle einig, dass
sich bei der Großwetterlage eine gewisse Persistenz einstellt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des ECMWF bestätigen die gute Vorhersagbarkeit der
Großwetterlage bis zum Wochenende. Auch am Wochenende selbst laufen Haupt- und
Kontrolllauf eng beieinander und unterstützen die Prognose eines erneuten
Rückgangs der 850 hPa Temperatur. Allerdings fällt auf, dass es beim 500 hPa
Geopotential auch einige Member gibt, die einen deutlich höhere Geopotential
zeigen. Es zeigt sich sogar eine zweite Bündelung bei den Membern. Insofern
bestehen offenbar noch größere Unsicherheiten, was die tatsächliche Ausprägung
des Höhentroges betrifft. Diese abweichende Lösung mit einem weniger stark
ausgeprägten Trog, der zudem eine kürzere Verweildauer hat, zeigten ja auch die
beiden Vorläufe des ECMWF.

Beim Clustering werden für den Zeitraum +120 bis + 168 h (Freitag bis Sonntag)
vier verschiedene Lösungen angeboten. Diese unterscheiden sich in Bezug auf
Deutschland insbesondere dadurch, wie stark die Amplitude des Troges nach Süden
ausgeweitet ist. Einen wirklich zonalen Verlauf zeigt nur Cluster 4 (11 Member),
während alle anderen eine NW-Komponente aufweisen. Demnach sind die "milderen"
Lösungen eher in der Unterzahl.
Im Zeitraum +192 bis +240 h (Montag bis Mittwoch) gibt es noch zwei Lösungen im
Angebot. Größere Unterschiede lassen sich allerdings nicht finden. In beiden
lässt sich ein stark amplifizierter Trog erkennen, wobei Deutschland in dessen
Einflussbereich, wenn auch knapp auf der Vorderseite, liegt.

Das Ensemble des GFS zeigt ebenfalls bis in die erweiterte Mittelfrist hinein
fast nur kalte Lösungen. Die Schwankungsbreite ist nur gering und die 850 hPa
Temperatur verbleibt zumeist unterhalb der 0 Grad Marke.

Fazit: Mittelfristig lässt sich mit großer Einigkeit festhalten, dass die sich
spätwinterliche Phase bis in die erweiterte Mittelfrist hinein mit kurzen
Unterbrechungen mit hoher Wahrscheinlichkeit fortsetzt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mögliche Wettergefahren betreffen zum einen den Wind, der vor allem im Norden,
am Wochenende dann in der gesamten Nordhälfte in Böen stark, vereinzelt auch
stürmisch weht. An der See und im höheren Bergland sind allgemein stürmische
Böen, exponiert auch Sturmböen möglich.

Darüber hinaus sind winterlicher Wettergefahren wahrscheinlich. Das betrifft den
Nachtfrost. Dieser tritt in der Nacht auf Donnerstag verbreit leicht bis mäßig
auf. In der Nacht auf Freitag ist vor allem noch die Südosthälfte betroffen. Am
östlichen Alpenrand ist über Schnee strenger Frost (<-10 Grad) möglich. Ab
Sonntag ist bei Aufklaren erneut gebietsweise Frost möglich.

Am Donnerstag gibt es am östlichen Alpenrand noch etwas Neuschnee. Ab dem
Wochenende treten in Schauern wieder häufiger Schnee und Graupel zum Teil bis in
tiefe Lagen auf.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, EZWMF, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer