DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.04.2017 um 10.30 UTC



Unbeständig und zeitweise windig.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.04.2017


Am Samstag, eingangs der Mittelfrist, liegen wir in einer westlichen bis
nordwestlichen Strömung mit der uns ein Kurzwellentrog sowie Tiefausläufer und
Niederschläge nach Osten überqueren. Ihnen folgt frische Meeresluft polaren
Ursprungs, in der die Schneefallgrenze in der Nacht zum Ostersonntag
vorübergehend auf 500 bis 600m fallen kann. Mit den Tiefausläufer treten starke
bis stürmische Böen auf, vor allem an den Küsten und im Bergland sind auch
vereinzelt Sturmböen nicht ausgeschlossen.
Am Ostersonntag amplifiziert sich der Trog bei der Ostverlagerung und von Westen
her folgt ein Rücken, so dass die Strömung bei uns mehr auf Nord dreht. Dabei
verstärkt sich von Westen her langsam wieder der Hochdruckeinfluss, so dass die
eingeflossene kühle Meeresluft im Westen zur Ruhe kommt, während sonst
wechselhaftes Schauerwetter herrscht. Im höheren Bergland sind teils
Schneeschauer zu erwarten. In der Nordosthälfte bleibt es windig mit starken,
exponiert stürmischen Böen. Die Temperaturen liegen meist zwischen 10 und 16
Grad.
In der Nacht zum Ostermontag und am Montag selbst folgen dann von Nordwesten
weitere Tiefausläufer, die vorübergehend mildere Meeresluft in die Mitte und den
Süden führen. Spätestens in der Nacht zum Dienstag sollte auf der Rückseite des
zugehörigen Tiefs über der Ostsee frische Polarluft folgen, in der die
Temperatur in 850 hPa über dem Norden und der Mitte wieder bis -5 Grad
zurückgeht und womit zumindest im höheren Bergland auch wieder Schneefälle
möglich sind. Im Südwesten werden dabei übrigens kaum oder nur geringe
Niederschläge simuliert. An den Temperaturen ändert sich meist nicht viel, im
Südwesten wird es vielleicht etwas wärmer. Der recht große Druckgradient sorgt
weiter für Windböen, im Bergland teilweise für stürmische Böen oder Sturmböen
aus West bis Nordwest.
Am Dienstag folgt in der nordwestlichen Strömung wieder ein Höhenrücken, der
Absinken bei uns auslöst und ein Hochdruckgebiet stützt, das über Deutschland
nach Osten wandert. Die Niederschlagsneigung nimmt ab, während die Sonnenanteile
zunehmen.
Die Entwicklung für den Mittwoch ist noch unsicher. Möglicherweise hält sich
noch Hochdruckeinfluss, der auch in der erweiterten Mittelfrist gebietsweise
noch andauern könnte.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des operationellen Laufs des ECMWF ist bis einschließlich
Ostermontag relativ gut. Wir liegen demnach in einer zyklonalen West- bis
Nordwestströmung mit der uns Tiefausläufer überqueren, die meist feucht-kühle
Luftmassen heranführen. Gewisse Unterschiede in Phase und Amplitude der Wellen
sind dabei normal.
In der Folge nehmen die Unsicherheiten zu und die jeweiligen Läufe simulieren
mit größeren Unterschieden. Im aktuellen Lauf zieht ab Dienstag ein abgetropftes
Höhentief über Westeuropa nach Süden, was bei uns steigendes Geopotential und
zumindest teilweise Hochdruckeinfluss zur Folge hätte. Die Vorläufe bezogen den
ursprünglichen Kurzwellentrog noch in den Trog über Osteuropa ein. Die
Entwicklung ab Dienstag wird damit sehr unsicher.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die globalen Modelle GFS und ICON liefern keine grundsätzlich anderen Lösungen.
Die Osterfeiertage werden demnach wechselhaft und kühl in einer nordwestlichen
Strömung. Am ehesten gibt es Differenzen bei der Zuggeschwindigkeit der Tiefs
und der zugehörigen Ausläufer. So lässt ICON die Kaltfront am Samstag aufgrund
einer flachen Wellenbildung zeitlich etwas verzögert nach Süden ziehen. Am
Montag hat dann GFS die Nase vorn und simuliert eine raschere Verlagerung des
nächsten Tiefs nach Südosten. Es liegt demnach Dienstag, 00 UTC schon über der
Ukraine, während ECM und ICON es erst an der polnischen Ostseeküste berechnen.
Der Dienstag sieht dann antizyklonal geprägt recht ähnlich aus, danach streuen
die Modelle stärker.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Offenbacher Rauchfahne wird deutlich, dass die Unsicherheiten der
Prognose ab Montag deutlicher zunehmen. So weicht ab Montag zunächst die 850 hPa
Temperatur der Ensembles stärker von der des operationellen Laufs ab, beim
Geopotential wird dies ab Mittwoch deutlich. Zum Ende der Mittelfrist gehören
die Kurven des operationellen Laufs und des Kontrolllaufs zu den wärmsten (850
hPa Temperatur) und höchsten (500 hPa Geopotential) des gesamten Ensembles, so
dass kältere, troglastige Lösungen wahrscheinlicher werden.
Im Zeitraum bis +168 h werden 5 Cluster gebildet, mit dem operationellen Lauf in
Cluster 2 (11 Member), der größte Cluster 1 vereint auch "nur" 15 Member auf
sich und bietet eine zyklonale Nordwestlage. Bis 240 h sind es dann 4 Cluster
und der operationelle Lauf rutscht in Cluster 4. Cluster 1 und 3 (16 und 11
Member) gehen Richtung Trog Mitteleuropa, während Cluster 2 einen stärkeren
antizyklonalen Einfluss zeigt. Letztlich deutet sich hier an, was auch die
Rauchfahnen zeigten.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vor allem in der Nordosthälfte muss bis Ostersonntag mit erhöhten
Windgeschwindigkeiten gerechnet werden, ohne dass eine markante Sturmlage
ansteht. Es läuft wohl auf starke bis stürmische Böen hinaus, im Bergland sind
auch Sturmböen zu erwarten. Darüber hinaus zeigt EFI Signale für etwas mehr
Regen am Samstag im äußersten Nordosten, warnwürdig wird dies aber wohl nicht.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, ECM, ECM EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner