DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-04-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.04.2017 um 10.30 UTC



Nordosten bis Freitag böiger Nordwestwind. Wochenende ruhiges Hochdruckwetter
mit teils zähem Hochnebel. Wochenbeginn im Süden zunehmende Gewittergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.04.2017


Die Mittelfrist beginnt am Freitag bereits mit einer Umstellung der Wetterlage
von "Hoch Britische Inseln" zu "Nordwestlage, antizyklonal". Diese Entwicklung
ist einer Ostwärtsbewegung der Antizyklone zu verdanken, die ihren Schwerpunkt
über den Ärmelkanal in Richtung Benelux verlagert. Um das Hochdruckgebiet wird
eine Warmfront von der Nordsee in Richtung Polen geführt, die mit ihrer Hebung
und feuchten Luftmasse besonders den Nordosten und Osten Deutschlands
beeinflusst. Das Wetter zeigt sich von daher meist trüb durch dichten Hochnebel,
der nur zeitweise auflockert. Zwischen Ostsee und Erzgebirge fällt etwas Regen
und auch sonst kann aus der dichten Hochnebeldecke etwas Sprühregen fallen.
Zwischen Schwarzwald und Allgäu bleibt es heiter, zeitweise auch sonnig und
trocken. Im Vergleich zu den vergangenen Tagen wird es überall milder mit
Höchstwerten von 10 bis 14 Grad, entlang des Oberrheins bis 17 Grad. Der Wind
weht auf exponierten Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge zeitweise stürmisch
aus Nordwest und auch im Erzgebirgsvorland und im Umfeld der Ostsee frischt der
West- bis Nordwestwind zeitweise stark böig auf. Nach Westen und Süden zu weht
ein nur schwacher Wind.
Im Verlauf der Nacht zum Samstag ändert sich an der Bewölkungs- und
Niederschlagsverteilung wenig. Besonders entlang der zentralen Mittelgebirge
können sich teils dichte Nebelfelder ausbilden und die Tiefstwerte liegen je
nach Bewölkung zwischen 7 und 1 Grad. Im Umfeld der Eifel, zwischen Schwarzwald
und Alpen sowie entlang des Bayerischen Waldes tritt leichter Frost in Bodennähe
um -1 Grad auf und auf dem Brocken können sich einzelne Schneeflocken unter den
Regen mischen. Der Nordwestwind verliert rasch an Kraft und erreicht keine
Warnschwellen mehr.

Im Verlauf des Samstags verlagert sich der Schwerpunkt des Hochdruckgebietes
weiter ostwärts nach Deutschland. Somit kommt die feuchte Luftmasse über weiten
Bereichen Deutschlands weiter zur Ruhe und die Frage wird sein, wo sich der
Hochnebel auflockert bzw. auflöst. Beim Blick auf die vertikale
Feuchteverteilung zeigen sich vor allem in einem Bereich zwischen Ostsee,
Erzgebirge und Niedersachsen die besten Voraussetzungen für ganztägigen
Hochnebel, der sich nur lokal kurz auflockert. Über dem Westen und der Mitte
verläuft der Übergangsbereich zwischen dem sich zögernd auflockernden Hochnebel
und Sonnenschein, während südlich der Donau die Sonne ungehindert von einem
wolkenlosen Himmel scheinen sollte. Abgesehen von etwas Sprühregen aus dem
Hochnebelgrau bleibt es deutschlandweit trocken. Unter dem Hochnebel verändern
sich die Höchstwerte mit 12 bis 15 Grad zum Vortag kaum, bei Sonnenschein werden
15 bis 19 Grad, entlang des Oberrheins und im Alpenvorland gebietsweise auch 20
Grad erreicht. Der Wind weht über dem Nordosten noch mäßig aus Nordwest, im
Westen und Süden schwach aus Nordost.
Die Nacht zum Sonntag verläuft unverändert ruhig, wobei sich der Hochnebel
besonders über dem Nordwesten und der Mitte weiter auflockern sollte und
schwerpunktmäßig der Bereich zwischen Ostsee und Erzgebirge betroffen sein
sollte. Im Westen und Süden bleibt es klar und Niederschlag wird nirgendswo
erwartet. Der Wind weht schwach aus unterschiedlichen Richtungen. Je nach
Bewölkung kühlt die Luft auf 8 bis 1 Grad ab. In der Mitte und im Süden kann es
erneut Frost in Bodennähe um -2 Grad geben.

Am Sonntag beginnt das Geopotential über Mitteleuropa leicht zu sinken, der
Schwerpunkt des Keils rutscht etwas nach Westen und kommt knapp westlich von
Deutschland zum Liegen, sodass die trockene Witterung weiter andauert. Der
Hochnebel löst sich von West nach Ost weiter auf und dürfte sich über dem Osten
Deutschlands noch am hartnäckigsten bis weit in den Nachmittag halten. Abseits
des Hochnebels ziehen zeitweise lockere Wolkenfelder vorüber und abends können
am direkten Alpenrand einzelne Schauer nicht ausgeschlossen werden. Sonst bleibt
es trocken und mit 15 bis 20 Grad, entlang des Oberrheins um 22 Grad, wird es
frühlingshaft mild. Der Wind weht schwach aus Ost bis Südost.
In der Nacht zum Montag bleibt es klar und trocken. Einzig über den Nordwesten
können mit Annäherung einer Front bereits dichtere Wolkenfelder aufziehen. Die
Luft kühlt sich auf 8 bis 2 Grad ab und besonders im Süden und Osten muss
gebietsweise mit leichtem Frost in Bodennähe gerechnet werden.

Zum Montag stellt sich über Mitteleuropa zunehmend eine tiefdrucklastigere
Wetterlage ein, da sich der bisher über Mitteleuropa wetterbestimmende
Hochdruckkeil südwärts zurückzieht, sodass die Ausläufer eines umfangreichen
Tiefdruckgebietes über dem Europäischen Nordmeer unter Abschwächung auf
Deutschland übergreifen können. Von daher verdichtet sich die Bewölkung im
Tagesverlauf von Nordwesten zunehmend und besonders über dem Norden können
einzelne Schauer fallen. Am längsten sonnig bleibt es zwischen Schwarzwald und
dem Bayerischen Wald, wo sich jedoch im Verlauf des späten Nachmittag und Abend
Schauer und einzelne Gewitter entwickeln können. Mit 15 bis 21 Grad bleibt es
unverändert mild und der Wind weht nur schwach aus Südwest bis West.
Im Verlauf der Nacht zum Dienstag kommt die Front allmählich weiter nach
Südosten voran, sodass es dann bevorzugt über der Mitte Deutschlands etwas
regnen dürfte. Letzte Schauer am Alpenrand fallen rasch in sich zusammen,
während über dem Nordwesten einzelne Schauer ziehen. Der Himmel ist meist stark
bewölkt und lockert nur noch südlich der Donau stärker auf. Bei schwachem Wind
aus Südwest geht die Temperatur auf 8 bis 4 Grad zurück.

Der Dienstag scheint sich aus heutiger Sicht als der wechselhafteste Tag der
Mittelfrist herauszukristallisieren. Mit Annäherung eines markanten Höhentroges
und unter Einbeziehen feuchter Luftmassen im Umfeld einer über Deutschland
schleifenden Front werden ganztägig Schauer erwartet, die zum Nachmittag und
Abend kräftig ausfallen können. Dann sind auch Gewitter möglich und lokal ist
Starkregen nicht auszuschließen. Mit 15 bis 20 Grad bleibt es weiterhin mild und
der Wind weht unverändert schwach bis mäßig aus Südwest.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Von Freitag bis einschließlich Sonntag zeigen die letzten Modellläufe von EZMW
eine recht einheitliche Entwicklung bezüglich eines Hochdruckkeils über
Mitteleuropa, der sich allmählich abschwächt. Allerdings muss gesagt werden,
dass die Läufe tendenziell bis einschließlich Sonntag immer antizyklonaler
geprägtes Wetter für Deutschland erwarten und die Abschwächung des Keils
wettertechnisch unbedeutend ausfällt. Während dieses Zeitraums entscheidet
jedoch die genaue Lage der Keilachse darüber, wo sich der über weiten Bereichen
Deutschlands liegende Hochnebel wie schnell auflösen wird (entscheidend sind die
Stärke des Absinkens unter dem Keil und die exakte Windrichtung mit Blick auf
die Feuchteadvektion bzw. daraus resultierende Leeeffekte). Aus heutiger Sicht
sollte sich der Hochnebel besonders über dem Osten zäh bis in den Sonntag
halten, sich jedoch auch dort zunehmend auflösen.

Zum Wochenbeginn gehen die Modellläufe bezüglich des Abbaus des Keils und der
Geschwindigkeit eines von Nordwesten nach Deutschland hereinschwenkenden Troges
sehr weit auseinander, sodass die Unsicherheiten deutlich zunehmen. Besonders
zum Dienstag ist eine markante Phasenverschiebung von Keilen/Trögen von Lauf zu
Lauf zu erkennen, wobei der neuste Lauf einen Höhentrog mit einer wetteraktiven
Front rasch nach Deutschland übergreifen lassen möchte. Aber bezüglich dieser
Umstellung bestehen noch große Unsicherheiten.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag zeigen die unterschiedlichen Globalmodelle ein recht
einheitliches Bild mit einem Keil über Mitteleuropa, der sich zögernd
abschwächt. Bezüglich der Hochnebelfrage ist interessant, dass EZMW das Modell
mit der westlichsten Lage der Keilachse ist, sodass die feuchte Luftmasse über
Deutschland schwerer ausgeräumt werden kann im Vergleich zu ICON und GFS. Auf
der Ebene der Globalmodelle ist EZMW somit das pessimistischste Modell bezüglich
der Frage der Hochnebelauflösung, während diese bei einer günstigeren Lage der
Achse bei GFS und ICON eher gefördert werden würde.
Zum Sonntag bildet ICON über Großbritannien bis zur Biskaya einen Höhentrog aus,
sodass die Strömung über Deutschland zunehmend auf West bis Nordwest kippt,
während EZMW und GFS Deutschland weiterhin unter einem sich allmählich
abschwächenden Höhenkeil zeigen. Diese Differenzen gipfeln darin, dass bei ICON
bereits in der Nacht zum Montag eine wetterinaktive Front auf den Nordwesten
Deutschlands übergreift, während diese bei GFS noch 500 km westlicher über
Großbritannien zu finden ist. Zum Montagabend hat ICON die Front bereits über
dem Osten und Südosten liegen, während sie bei GFS auf den Nordwesten
Deutschlands übergreift. EZMW zeigt einen Mittelweg mit einem schwachen
Kurzwellentrog, der am Ostrand des Keils über den Nordosten von Deutschland
geführt wird. Diese Kurzwelle ist allerdings in tieferen Troposphärenschichten
kaum wetteraktiv.
Die Troglage zum Dienstag über Mitteleuropa wird zwar von allen Modellen
gezeigt, die Platzierung der Trogachse unterscheidet sich jedoch z.B. zwischen
EZMW und GFS um mehr als 1200 km, was Deutschland entweder unter eine etwas
kühlere Rückseite oder eine warme Vorderseite bringen würde. Entsprechend
herrschen zum Wochenbeginn große Unsicherheiten!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Beim Blick auf die Cluster beginnt die Mittelfrist mit 4 Cluster, wobei die
Mehrzahl das klimatologischen Regime "Atlantikhochdruckrücken" zeigen. Einer
stark positiven Geopotentialanomalie über Nordwesteuropa steht eine negative
gegenüber, die sich von Fennoskandien bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Für
Deutschland zeigen alle Cluster eine zunehmende Keil-Lage an, wobei sich die
synoptischen Differenzen kaum auf das Wetter in Deutschland auswirken sollten.
Zum Samstag und Sonntag bleiben 4 Cluster bestehen, dann jedoch mit der
Einstufung "Blockadelage". Der Keil wird am Samstag nach Deutschland geführt und
schwächt sich im Verlauf des Sonntags allmählich ab, wobei die Unsicherheiten
mit einer Verkleinerung der Wellenamplituden der großskaligen synoptischen
Strömung weiter zunehmen. Allerdings wirken sich diese Unsicherheiten besonders
im Randbereich des Keils am stärksten aus, sodass Deutschland, im Kernbereich
des Keils gelegen, kaum etwas von den Unsicherheiten zu spüren bekommen sollte.
Zum Wochenbeginn und somit zum Ende der Mittelfrist stellt sich das
klimatologische Regime innerhalb der 4 Cluster auf eine positive NAO um. Der
Großteil der Cluster deutet ein Übergreifen eines atlantischen Troges auf
Mitteleuropa an, wobei jedoch die Stärke des nach Süden abgedrängten
Hochdruckkeils sehr unterschiedlich vorhergesagt wird. Besonders für den Norden
deutet sich anhand der Cluster eine zunehmend wechselhaftere Wetterlage an. Wie
schnell die Front nach Südosten vorankommt ist noch unsicher und hängt davon ab,
wie rasch sich die Keilachse über Süddeutschland abschwächen wird.

Die Meteogramme zeigen am Wochenende einheitlich einen trockenen
Wetterabschnitt, bevor zum Wochenbeginn die Ensembles überall eine allmähliche
Zunahme der Niederschlagswahrscheinlichkeiten andeuten. Die größte Unsicherheit
bleibt am Wochenende die Hochnebelfrage - wo löst sich der Hochnebel wann und
wie schnell auf. Abgesehen vom Süden sprechen die Ensembles bis einschließlich
Samstag eine eindeutige Sprache und zeigen Orte wie Hamburg, Frankfurt am Main
und Leipzig bedeckt. Erst im Verlauf des Sonntags soll sich der Hochnebel von
Westen und Süden zunehmend auflockern. Entsprechend fällt die Erwärmung in
diesen Gebieten bis zum Wochenbeginn auch am geringsten aus, während im Süden
(hier: München) bereits am Sonntag die Höchstwerte nahe der 20 Grad-Marke liegen
sollten. Da jedoch EZMW innerhalb der letzten Modellläufe, aber auch innerhalb
der Globalmodelle noch größere Schwankungen aufweist, ist die Entwicklung noch
als unsicher zu betrachten.

Dieselbe Entwicklung ist auch beim GFS ENS zu erkennen, wobei hier die
Hochnebeldecke von Südwesten deutlich rascher auflockern sollte. Entsprechend
würde die Erwärmung auch über der Mitte und zunehmend auch über dem Osten von
Deutschland ausgeprägter verlaufen als bei EZMW.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt einzig am Freitag über dem Nordosten leicht erhöhte Werte für
markante Windgeschwindigkeiten aus Nordwest, die sich jedoch mit Blick auf die
Maxima auf das Küstenumfeld und die Hochlagen des Erzgebirges beschränken
sollten. In der Folge sind keine weiteren Signale in keinem der Felder zu
erkennen.

EZMW-EPS deutet am Freitag besonders im Umfeld der Ostsee auf das Potential
stürmischer Böen hin (20-30%). Dieser Bereich wird auch vom COSMO-LEPS zusammen
mit den Hochlagen des Erzgebirges hervorgehoben.

Zum Wochenbeginn nimmt die Gewittergefahr über Süddeutschland allmählich zu,
wobei punktuell mit Starkregen gerechnet werden muss.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, EZMW, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy