Thema des Tages

27-03-2017 14:40

Was hat die Kamele in der Wüste Arabiens im Regen stehen lassen?

Seit Tagen die gleiche Leier! Immer wieder diese Regenfälle! Anstatt
die Sonne auf ihrem täglichen Weg über den Himmel zu beobachten,
prasselt dieser Tage aus sich hoch auftürmenden Wolken heftiger
Starkregen auf die Menschen und Tiere Arabiens nieder. Sturmböen
lassen den Regen dabei teilweise waagerecht durch die Luft fliegen
und sorgen in den trockenen Gebieten für heftige Sandstürme.
Verfeinert wird das ungewöhnlich feuchte und windige Wetter von
golfballgroßen Hagelkörnern, welche die Wüste für kurze Zeit mit
einem weißen Schleier überdecken, und einem Blitzspektakel am Himmel.
Gerade die Wolkenkratzer der Metropolen ziehen die Blitze regelrecht
an und dienen als natürliche Blitzableiter.

Doch warum treten diese kräftigen Schauer und Gewitter rund um den
Persischen Golf derzeit wiederholt auf?

Verantwortlich dafür ist der sogenannte ?Subtropenjet?. Dabei handelt
es sich um ein schmales, bandartiges Starkwindfeld in der Tropo- oder
Stratosphäre, das durch hohe vertikale und horizontale
Windgeschwindigkeitsscherungen charakterisiert wird und ein
Geschwindigkeitsmaximum oder mehrere -maxima aufweist. Der
Subtropen-Jet (STJ, Suptropical Jetstream) befindet sich dabei über
dem subtropischen Hochdruckgürtel und ist meist schwach
mäandrierend (vgl. http://bit.ly/2n8zq7x).

In den vergangenen Tagen dehnte sich der STJ über der arabischen
Halbinsel wiederholt weit nach Süden aus. Auf dessen Nordflanke
konnte sich somit ein ausgeprägtes Höhentief (Trog) festsetzen (vgl.
Abbildung 1). Gleichzeitig diente das Starkwindband in der Höhe als
eine Art Autobahn für kleinräumige Tiefdruckgebiete, die immer wieder
über die Wüsten Arabiens (Rub al-Chali und Nefud) und den Persischen
Golf hinwegzogen. Auf der Rückseite des Höhentiefs führten
entsprechend der Höhenströmung nordwestliche bis westliche Winde
feuchte und kühlere Luft aus dem Mittelmeerraum nach Arabien.
Vorderseitig strömte dagegen mit südwestlichen Winden aus südlicheren
Gefilden sehr heiße Luft in die betrachteten Regionen rund um den
Persischen Golf. Südlich des Höhentiefs prallten schließlich die
unterschiedlichen Luftmassen aufeinander (vgl. Abbildung 2). Alle
Begleitumstände zusammen ergaben schließlich eine explosive Mischung.
Durch thermische und dynamische Prozesse kam es wiederholt zu
heftigen vertikalen Luftumwälzungen, die linienhaft organisiert
waren. Aber nur durch den Feuchteinput können schließlich die
hochreichenden Wolkentürme entstehen, die wiederum die kräftigen
Regenfälle auslösen. Teilweise fielen innerhalb von 24 Stunden bis zu
80 Liter pro Quadratmeter. Die starken Aufwinde innerhalb der Wolke
führten zudem dazu, dass sich große Hagelkörner bildeten.

Die außergewöhnlich hohen Niederschlagsmengen konnten dabei auch gut
im sogenannten ?Extrem Forecast Index? (EFI) des Europäischen
Zentrums für mittelfristige Vorhersage (ECMWF) erkannt werden (vgl.
Abbildung 3). Der EFI betrachtet das Spektrum der Modellläufe des
Europäischen Modells im Vergleich zum Modellklima. Entsprechend kann
der EFI als Signal für zukünftige für die Region untypische
Witterungsverhältnisse angesehen werden (vgl. http://bit.ly/2nEquux).


Auch in den nächsten Tagen muss dort weiter mit schauerartigen, teils
gewittrigen Niederschlägen gerechnet werden, sodass sich die Wadis
weiter füllen können.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.03.2017

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