DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-03-2017 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.03.2017 um 10.30 UTC



Donnerstag und vor allem Freitag freundlich und sehr mild, Freitag verbreitet
über 20 Grad. Am Wochenende mit Trogdurchgang vorübergehend wieder unbeständiger
und kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 03.04.2017


Zu Beginn der Mittelfrist, am Donnerstag, wölbt sich - gestützt durch kräftige
WLA auf der Vorderseite eines Langwellentroges über dem nahen Ostatlantik, ein
breit angelegter Höhenrücken über Mitteleuropa nordwärts auf. Im Laufe des
Freitags verlagert sich der Rücken unter Verkürzung seiner Wellenlänge
allmählich ostwärts, am Samstag, 00 UTC erstreckt sich dessen Achse über das
östliche Mitteleuropa hinweg nordwärts bis nach Nordnorwegen.
Im Bodenfeld verlagert das mit dem Höhenrücken korrespondierende Hochdruckgebiet
im Laufe des Donnerstags vom östlichen Mitteleuropa nach Osteuropa und die
Warmfront eines Tiefs westlich von Schottland überquert den Nordosten
Deutschlands mit allerdings nur leichten Regenfällen. Im Südwesten setzt sich
bereits häufig die Sonne durch.
Dahinter wölbt sich ein flacher Hochkeil über Deutschland hinweg nordwärts auf
und zieht am Freitag ins östliche Mitteleuropa. Somit stellt sich
niedertroposphärisch vor allem Freitag eine kräftige Südwestströmung ein, mit
der sehr milde bis warme Luft (Temperaturen zwischen 7 und 11 Grad in 850 hPa)
aus Südwesteuropa advehiert wird. Freitagabend bzw. in der Nacht zum Samstag
greift dann die Kaltfront des dann bis ins Seegebiet nördlich Schottlands
gezogenen Tiefs auf den Westen Deutschlands über.
Somit dürfte Freitag tagsüber verbreitet die Sonne scheinen, erst am Nachmittag
und Abend werden die Wolken im Westen und Norden dichter, gefolgt von
schauerartigen Regenfällen im Nordwesten in der Nacht zum Samstag. Die
Temperaturen überschreiten am Donnerstag im Westen und Süden, am Freitag dann -
abgesehen von den Küsten und dem äußersten Nordosten - verbreitet die 20
Gradmarke.
Am Samstag kommt der westeuropäische Höhentrog allmählich ostwärts voran, weitet
sich nach Süden aus, wobei es in der Nacht zum Sonntag über dem westlichen
Mittelmeerraum zu einem Cut-Off-Prozess kommt. Das nördliche Trogresiduum
verlagert sich am Sonntag und in der Nacht zum Montag über Mitteleuropa und
Skandinavien hinweg allmählich ostwärts.
Im Bodenfeld überquert die Kaltfront des nach Nordskandinavien ziehenden Tiefs
im Laufe des Samstags Deutschland mit schauerartigen, teils auch gewittrigen
Regenfällen zögernd südostwärts und erreicht abends bzw. in der Nacht zum
Sonntag die Alpen. Vor allem im Osten und Süden dürften am Samstag präfrontal
nochmals die 20 Grad knapp überschritten werden, postfrontal folgt zunächst
subpolare Meeresluft, am Sonntag dann erwärmte Polarluft. Dabei entwickeln sich
vor allem am Sonntag im Einflussbereich höhenkalter und labil geschichteter
Meeresluft vielerorts Schauer, eventuell auch kurze Gewitter. Die Temperaturen
in 850 hPa sinken bis Sonntagabend auf -2 Grad im Nordwesten und +3 Grad im
Südosten.
Am Montag kommt der Höhentrog allmählich weiter südostwärts voran, Dienstag, 00
UTC erstreckt sich dessen Achse über Polen hinweg bis zum Alpenraum. Rückseitig
wölbt sich im Tagesverlauf ein markanter Höhenrücken über die Nordsee hinweg
nordostwärts auf und greift allmählich auf Nordwestdeutschland über.
Entsprechend kommt es auch im Bodenfeld zu kräftigem Druckanstieg, Montagabend
befindet sich der Schwerpunkt des Bodenhochs ziemlich genau über der Mitte
Deutschlands. Entsprechend beruhigt sich das Wetter in der Nacht zum und am
Montag wieder und lediglich im Süden, vor allem an den Alpen gibt es noch
weitere Niederschläge. Ansonsten setzt sich wieder häufiger die Sonne durch,
nachts kann es in der eingeströmten maritimen Polarluft bei Aufklaren leichten
Frost geben.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Dem aktuellen Lauf des ECMWF kann eine gute bis sehr gute Konsistenz zu seinen
Vorgängern bescheinigt werden. Den sich von Donnerstag bis Samstag allmählich
über Mitteleuropa hinweg nach Osteuropa verlagernden Höhenrücken hatten die
beiden Vorgängerläufe nahezu identisch im Programm. Auch das Übergreifen des
nachfolgenden Höhentroges auf West- bzw. Mittel- und Nordeuropa und den
Cut-Off-Prozess haben die Vorläufe sehr ähnlich simuliert, genauso wie die
Kaltfrontpassage im Laufe des Samstags. Dabei ergibt sich von Lauf zu Lauf nur
ein geringer zeitlicher Versatz, der kaum prognoserelevant ist. So reicht
beispielsweise der Höhentrog am Montag im aktuellen Lauf etwas weiter nach
Südwesten als in den Vorläufen, nämlich bis in den Alpenraum, wo am Montag im
aktuellen Lauf entsprechend auch mehr Niederschläge simuliert werden.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die vorliegenden Globalmodelle weichen bis Samstag nur wenig von der vom
ECMWF simulierten Wetterentwicklung ab. Kleinere Unterschiede ergeben sich
eigentlich erst bzgl. des Abtropfprozesses im Laufe der Nacht zum und am
Sonntag.
ICON simuliert diesen und auch das nördliche "Trogresiduum" schwächer als ECMWF
und lässt den markanten Höhenrücken in der Nacht zum und am Montag schneller auf
Mitteleuropa übergreifen. Somit fällt die Schauertätigkeit nach ICON deutlich
schwächer aus. Auch GEM zeigt ein ähnliches Szenario.
Nach GFS soll sich dagegen während des Abtropfprozesses ein Höhentief-Dipol
ausbilden, wobei sich der nördliche Dipol am Sonntag über Frankreich befindet
und nur langsam südwärts vorankommt. Der nördliche Resttrog greift somit nicht
auf Mitteleuropa über, entsprechend kann mit ihm auch nicht die maritime
Polarluft den Vorhersagebereich erfassen. Vorderseitig des Troges entwickelt
sich im Bodenfeld über Deutschland am Sonntag ein schwachgradientiger
"Tiefdrucksumpf", in dem es zu Schauern und auch einzelnen Gewittern kommt. Auch
am Montag kann sich nach Lesart des GFS der Hochdruckeinfluss noch nicht so
etablieren wie im ECMWF und vor allem im ICON bzw. GEM, so dass die leicht
unbeständige Witterung noch ein wenig länger andauert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die recht eindeutige Wetterentwicklung im Mittelfristzeitraum spiegelt sich auch
in den Ensembleprognosen wider. Sämtliche 49 Läufe inklusive Haupt- und
Kontrolllauf verteilen sich sowohl im Zeitraum 72 bis 96 Stunden, als auch im
nächstfolgenden Zeitraum, also bis Montag, 00 UTC, nur auf einen Cluster.
Insgesamt hat die Clusteranalyse den Cut-Off-Prozess am Sonntag etwas schwächer
auf der Karte als der deterministische Lauf, den Durchgang des nördlichen
Trogresiduums dagegen etwas markanter. Ansonsten unterscheiden sich Cluster und
Hauptlauf kaum.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden, also Dienstag bis Freitag
kommender Woche) verteilen sich alle Läufe auf drei Cluster, wobei für
Mitteleuropa antizyklonale Lösungen deutlich überwiegen.
In der Rauchfahne für einen in etwa in der Mitte Deutschlands gelegenen
Gitterpunkt verläuft die Temperatur in 850 hPa von Donnerstag bis Sonntag in
einem recht engen Spread, wobei wohl alle Member den Trogdurchgang am kommenden
Sonntag auf der Karte haben. Am Freitag, zum Zeitpunkt der stärksten
Warmluftzufuhr, bewegt sich die von den einzelnen Membern simulierte 850
hPa-Temperatur zwischen 7 und 10 Grad, bis Sonntag sinkt sie auf etwa +3 bis -2
Grad, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf dann im obersten Bereich bewegen.
Ab Montag wird der Spread bei im Mittel leicht steigender Tendenz deutlich
größer.
Niederschlagssignale gibt es vor allem im Zeitraum Freitagabend bis zur Nacht
zum Montag.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt für den Freitag markante Signale für gegenüber dem Modellklima
deutlich übernormale Temperaturen in weiten Teilen Deutschlands. Selbst MOXMIX
simuliert Werte bis 24 Grad am Oberrhein, was schon in die Nähe der
Rekordtemperaturen für Ende März reicht (etwa 26 Grad).
Ansonsten stehen aber so gut wie keine signifikanten Wetterereignisse auf der
Karte. Lediglich bzgl. eventueller Gewitter mit Annäherung der Kaltfront am
Freitagabend bzw. deren Passage in der Nacht zum und am Samstag gibt es noch
Unsicherheiten, auch am Sonntag kann es in labil geschichteter Höhenkaltluft
einzelne Gewitter geben.

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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-ENS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff