DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-03-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.03.2017 um 10.30 UTC



Anfangs Hochdruckeinfluss, im Laufe des Sonntags allmählich wechselhafter und
wieder etwas kühler. Nach Gefahr für Dauerregen an den Alpen ab Dienstag vor
allem im Süden Wetterberuhigung, nach Norden weiter zyklonal.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 15.03.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraum am Samstag befindet sich
Deutschland unter Hochdruckeinfluss: Ein Keil befindet sich über dem
Vorhersagegebiet, der allerdings eher flach ist. Ein korrespondierendes
Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt im Tagesverlauf allmählich Richtung
Baltikum. Am Nordrand des flachen Höhenkeils läuft ein Randtrog ostwärts unter
Abschwächung ab, daran gekoppelt ist das Frontensystem eines Tiefdruckgebietes
bei Island, das insgesamt nur wenig Wetterwirksamkeit zeigt. Vor allem über den
nördlichen und mittleren Landesteilen zeigt sich vermehrt Bewölkung, es bleibt
aber insgesamt meist trocken. In der Nacht zum Sonntag wölbt sich der Keil
aufgrund einer erneuten Austrogung knapp westlich der Britischen Inseln erneut
auf, im Bodenniveau liegt Deutschland in einer sehr flachen Tiefdruckrinne
zwischen dem Hoch über dem östlichen Mitteleuropa bzw. dem Baltikum und einem
Hochdruckgebiet über dem Ostatlantik. Das zunehmend okkludierende Frontensystem
des Tiefs bei Island bleibt aber weiterhin relativ wetterunwirksam. Im Nordosten
bleiben die Temperaturen bei 850 hPa-Temperaturen leicht unter 0 Grad eher
gedämpft, im Südwesten macht sich mildere Luft (850 hPa-Temperatur bei 5 bis 8
Grad) bemerkbar.

Am Sonntag nähert sich der westeuropäische Trog und damit das Frontensystem
eines neuen Tiefs mit Zentrum im Seegebiet zwischen Schottland und Island. Damit
kommen zum Abend von Westen allmählich Niederschläge auf. In der Nacht zum
Montag tropft der mittlerweile recht weit nach Süden reichende und aber eher
schmale Trog Richtung Mittelmeer ab, damit verlagert sich auch die Front nur
langsam ostwärts.

Am Montag verlagert sich das Cut-Off-Tief noch etwas weiter südwärts und das
Trogresiduum im Norden ostwärts Richtung Dänemark und Südskandinavien. Mit einer
auf Nordwest bis Nord drehenden Höhenströmung fließt wieder etwas kühlere Luft
(850 hPa-Temperaturen meist zwischen +2 und -3 Grad) ein. Die frontalen
Niederschläge erreichen dann auch die östlichen Landesteile, allerdings meist
und Abschwächung, da zwischen dem Trog im Norden und dem Cut-Off-Tief im
Mittelmeerraum der Druck ansteigt und sich zunehmend eine Hochdruckbrücke
zwischen dem Hoch über dem Ostatlantik und einem Hoch über Osteuropa etabliert.
Nach Süden hin, insbesondere an den Alpen wird die Front durch das Cut-Off-Tief
wahrscheinlich etwas zurückgehalten, dort könnte es länger regnen. Auch die
Schneefallgrenze sinkt wieder etwas, in den Hochlagen kann wieder Schnee fallen.


Am Dienstag kräftig sich der Keil sowohl in der Höhe als auch am Boden noch
weiter, von der Wetterberuhigung profitieren aber überwiegend die südlichen
Landesteile, nachdem auch an den Alpen die Niederschläge allmählich abklingen.
Nach Norden hin ist die Strömung zonaler. An der Frontalzone die sich etwa in
Höhe Schottland-Südskandinavien befindet, laufen auch am Mittwoch Randtröge und
korrespondierende Bodendruckgebilde ostwärts, so dass sich im Norden
Deutschlands das Wetter von seiner zyklonalen und daher auch wechselhaften Seite
zeigt. Mit teils stärkerem Gradienten lebt der Wind im Norden auch zeitweise
auf.

Aussagen für den erweiterten Mittelfristzeitraum sind aktuell kaum möglich, das
sowohl die Konsistenz der letzten EZMW-Modellläufe als auch die Prognosen
anderer Globalmodelle große Unsicherheiten aufweisen (siehe auch folgende
Ausführungen).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellsten EZMW Laufes von 00 UTC zu seinen Vorläufern kann
im mittelfristigen Vorhersagezeitraum zunächst als gut bezeichnet werden.
Grundsätzlich werden dieselben Muster prognostiziert, Phasen- bzw.
Timingunterschiede zeigen sich aber bereits am Samstag - also gleich zu Beginn
der Mittelfrist. Insgesamt zeigt sich die Tendenz, dass die aktuelleren
EZMW-Läufe das Wettergeschehen etwas zügiger ablaufen lassen als der älteste
betrachtete Modelllauf vom gestrigen Dienstag 00 UTC.

In der erweiterten Mittelfrist werden die Unterschiede in den Lösungen der
letzten Modellläufe des EZMW sehr groß, die Isolinien von Temperatur,
Geopotenzial und Bodendruck kreuzen sich teils, so dass Aussagen zum
Wetterverlauf eigentlich nicht möglich sind.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Sowohl ICON als auch GFS simulieren zu Beginn der Mittelfrist eigentlich sehr
ähnliche Szenarien, allerdings wird das für Samstag/Sonntag avisierte
Frontensystem vom EZMW in seiner Wetterwirksamkeit am schwächsten vorhergesagt.
Nach Lesart von ICON setzen die Niederschläge bereits im Laufe der Nacht zum
Sonntag ein und auch der potenzielle Dauerregen an den Alpen würde dann bereits
gegen Sonntagmittag und nicht wie im operationellen EZMW-Lauf erst am Montag
beginnen. GFS liefert vom Timing ähnliche Ansätze wie ICON.

Zum Ende der Mittelfrist am Dienstag und Mittwoch und erst recht in der
erweiterten Mittelfrist werden die Differenzen sehr groß. Im Vergleich zum EZMW
verorten ICON und GFS die Frontalzone weiter im Norden, ICON zeigt z. B. für den
Mittwoch ein Hoch mit Schwerpunkt über dem Ärmelkanal und damit auch für den
Norden Deutschlands Hochdruckeinfluss. Die Trog-Keil-Strukturen weisen allgemein
recht große Unterschiede auf. Eine Aussage über die wahrscheinliche
Wetterentwicklung ist demnach kaum möglich bzw. sehr mit Vorsicht zu genießen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Auch die Clusteranalyse des EZMW-Ensemble zeigt nicht gerade ein einheitliches
Bild. Im ersten mittelfristigen Vorhersageintervall für das Wochenende (+72 bis
96 h) werden 6 Cluster angeboten, die mit 13, 12, 9, 7 und zwei mal 5 Membern
belegt sind. Der Kontrolllauf sortiert sich dabei in Cluster 1, der Hauptlauf in
Cluster 3 ein. In den Clustern wird der Keil unterschiedlich stark betont,
Cluster 6 nimmt dabei mit zwar nur 5 Membern eine "Extremlösung" ein, in der der
Keil nahezu nicht vorkommt und eine deutlich weiter südlich gelegene Frontalzone
und damit ein deutlich zyklonaleres/wechselhafteres Wettergeschehen schon am
Samstag prognostiziert wird. Insgesamt stehen damit hinter der Wetterwirksamkeit
der Front des Tiefs bei Island relativ große Fragezeichen.
Im Folgeintervall von Montag bis Mittwoch (+120 bis 168 h) werden die
Modellläufe in 4 Cluster eingereiht (16,13,12,10 Member), Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich in Cluster 2. Hier fallen vor allem Unterschiede im
Timing des Abtropfprozesses und der nachfolgenden Positionierung der Frontalzone
und des Keils auf, die Mehrzahl der Member tendiert dabei dazu, den Norden in
der Nähe der Frontalzone auf der zyklonalen Seite zu sehen und den Süden eher
ruhiger. Cluster 3 liefert mit 12 Membern die für den Norden freundlichste
Variante.
Die erweiterte Mittelfrist für Donnerstag bis Samstag kommender Woche (+ 192 bis
240 h) gaukelt eine relative Prognosesicherheit vor: Es werden nur 2 relativ
gleichbesetzte (28 bzw. 23 Memeber) Cluster angeboten, allerdings werden hier
für Freitag und Samstag in unserem Vorhersagebereich völlig gegensätzliche
Strömungsmuster favorisiert.

Die Rauchfahne von Offenbach kann dann natürlich auch die Kohlen nicht aus dem
Feuer holen: Der Spread bei der Temperatur in 850 hPa umfasst ab Montag/Dienstag
eine Spanne von etwa 20 Grad und reicht von -5 bis +15 Grad. Das Geopotenzial
ist bis einschließlich Samstag recht gut gebündelt, geht dann bereits ab Sonntag
schon allmählich auf, um im erweiterten Mittelfristzeitraum nochmal an Spread
zuzulegen.

Insgesamt ist daher die Mittelfristvorhersage wahrscheinlich nur wenig
belastbar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Samstag und Sonntag voraussichtlich keine markanten Wettergefahren.

Montag/Dienstag Dauerregen an den Alpen möglich, in Hochlagen oberhalb etwa 1500
m wieder Schnee möglich.

Mittwoch im Norden auffrischender Wind mit starken, vereinzelt stürmischen Böen
an den Küsten und in exponierten Hochlagen möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, MOSMix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger