DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-03-2017 21:00
SXEU31 DWAV 071800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.03.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ab Mittwoch allmählich wärmer mit Dauerregen und Tauwetter im süddeutschen
Bergland.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ...
liegt Deutschland weiterhin im Bereich eines Höhentroges, der sich ausgehend von
einem Tief über der Ostsee bis nach Sizilien erstreckt. In der Nacht kommt es im
südlichen Bereich des Troges zu einer Abschnürung. Der nördliche Rest überquert
die Mitte und den Osten rasch ostwärts. Dem folgt stromaufwärts ein breiter
Höhenrücken. Der Rücken wird allerdings bereits von kräftiger WLA überlaufen und
am Boden erreicht in der Nacht das Frontensystem eines Tiefs nördlich von
Schottland mit einer Warmfront Westeuropa. Sein Niederschlagsband erfasst aber
bis morgen früh nur unsere westlichen Nachbarländer. Bei uns bleibt es in den
größten des Landes bis morgen früh trocken. Lediglich am Alpenrand gibt es noch
letzte Niederschläge, die oberhalb von etwa 900 m in Schnee übergehen. Weiterhin
gibt es im Zusammenhang mit dem abziehenden Höhentrog im Nordosten noch letzte
Schneeschauer, die Mengen sind allerdings unerheblich und sollten mit einer
gelben Glättewarnung ausreichend abgewarnt sein.
Der Wind ist kommende Nacht nicht warnwürdig, allerdings klart es gebietsweise
auf, sodass sich Nebel bilden kann. Weiterhin muss in der kommenden Nacht außer
im Westen überall mit Bodenfrost oder Luftfrost gerechnet werden.


Mittwoch ...
erreicht uns der Höhenrücken, der allerdings aufgrund seiner Abflachung kaum
noch Wetterwirksamkeit besitzt, zumal er von kräftiger WLA überlaufen wird. Im
Bodendruckfeld erreicht uns am Vormittag die Warmfront des Tiefs bei Schottland.
Damit verbunden ist ein umfangreiches Niederschlagsband, das am Morgen den
Westen erreicht und bis zum Abend dann den gesamten Vorhersagebereich erfasst.
Weiterhin markant ist der Temperaturanstieg, der mit der Warmfront einhergeht.
Die Schneefallgrenze steigt bis zum Abend in der Westhälfte auf 1300 bis 2000 m
an. Damit fallen die Niederschläge nur am Anfang als Schnee, gehen aber dann
schnell in Regen über. Damit setzt bis in die Gipfellagen der Berge Tauwetter
ein.
Weiterhin nimmt im Warmsektor der Gradient zu und daher muss in den Höhenlagen
der Mittelgebirge mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden.

Die Warmfront erreicht schon am Abend den Südosten und die nachfolgende
Kaltfront kommt rasch bis nach Süddeutschland voran. Allerdings wird sie dann in
ihrer weiteren Südverlagerung gebremst. Grund ist eine Wellenbildung über dem
Ostatlantik. Dies hat zur Folge, dass die Front schleift und es in der Mitte und
im Süden länger andauernd regnet. Dies wird mittlerweile von allen Modellen
gezeigt. Die entsprechenden Warnungen vor Dauerregen und starkem Tauwetter
werden schon am Abend für den Schwarzwald herausgegeben. Die Warnungen für den
bayerischen Alpenraum und das Sauerland folgt dann morgen früh.

Die Niederschlagsmengen, die bis zum Donnerstagmorgen simuliert werden fallen
recht üppig aus. Für den Schwarzwald und das Allgäu ist eine Überschreitung des
12h Kriteriums für Dauerregen wahrscheinlich, ergiebiger Dauerregen kann nach
COSMO-LEPS nicht ausgeschlossen werden.

Der Wind konzentriert sich in der Nacht auf den Warmsektor und dort vor allem
auf das Bergland. Dem entsprechend sind im süddeutschen Bergland starke bis
stürmische Böen wahrscheinlich, in exponierten Gipfellagen zudem Sturmböen.


Donnerstag ...
verbleibt die Kaltfront schleifend über dem Süden des Landes liegen. Damit
setzen sich die länger anhaltenden und ergiebigen Niederschläge fort, die sich
dann vornehmlich auf den Süden und Südwesten konzentrieren. Es werden abermals
Mengen zwischen 10 bis 20 l/qm in 12 h vorhergesagt. In Staulagen sind 20 bis 30
l/qm möglich. Vor allem am Alpenrand sind mit einer leichten Nordwestkomponente
in mittleren Niveaus auch noch höhere Mengen möglich. Icon bringt vornehmlich im
Allgäu in der Spitze bis 40 l/qm in 12 h und auch GFS zeigt eine ähnliche
Größenordnung, allerdings weiter östlich verschoben.

Auch in der Nacht auf Freitag halten die Niederschläge am Alpenrand und teils
auch im Schwarzwald weiter an. Dabei bringt ICON mit Abstand die größten
Niederschlagssummen, die im Stau der Alpen zwischen 20 und 40 l/qm liegen. Das
ECMW liegt hingegen deutlich niedriger. Immerhin GFS deutet im Berchtesgadener
Land ebenfalls größere Summen an.

Addiert man nun die Regensummen von Mittwochmittag bis Freitagfrüh auf und
bemüht in etwa den 48 h Zeitraum, so ergeben sich Mengen, die bei ICON zwischen
60 und 100 l/qm, vereinzelt auch bei 120 l/qm. Damit stellt das deutsche Modell
klar die Oberkante des Möglichen. Aber auch COSMO-LEPS und ECMW-EPS bringen klar
Hinweise auf ein Überschreiten der markanten Warnschwelle (>40 l/qm) und zum
Teil auch der Unwetterschwelle (>60 l/qm). Besonders der Schwarzwald und das
Allgäu, zum Teil aber auch das Berchtesgadener Land sind davon betroffen.

Nahezu über den gesamten Zeitraum der Dauerniederschläge wird die
Schneefallgrenze oberhalb von etwa 1500 m vorhergesagt (positive 850 hPa
Temperatur). Entsprechend ist damit zu rechnen, dass ein großer Teil des an den
Vortagen gefallenen Neuschnees abschmelzen kann. Dabei handelt es sich um 10 bis
30 cm, teils bis 40 cm. Addiert man dies zu den Abflussmengen noch hinzu, so ist
eine markante Tauwetterwarnung sehr wahrscheinlich. Eine Überschreitung des
Unwetterkriteriums ist im Schwarzwald möglich, vom Allgäu bis zum
Berchtesgadener Land wahrscheinlich.

Auch in den westdeutschen Mittelgebirgen gibt es Signale, dass in den Staulagen
Dauerregenmengen überschritten werden können. Davon betroffen ist insbesondere
der Westerwald und das Sauerland sowie mit Abstrichen auch der Odenwald.

Der Norden des Landes bekommt von den Dauerregenfällen nichts weiter mit.
Stattdessen sorgt ein durchschwenkender Kurzwellentrog für ein Aufleben der
Schaueraktivität im Tagesverlauf. Im Zusammenspiel mit der Höhenkaltluft sind
auch einzelne Gewitter möglich, die bei bis zu 40 kt Oberwind (925 bis 850 hPa)
von Sturmböen begleitet sein können. In der Nacht auf Freitag konzentriert sich
die Schauertätigkeit mit Verlagerung der Trogachse dann vornehmlich auf den
Nordosten und Osten.

Die Tiefstwerte liegen allgemein im unteren einstelligen Bereich, in den
Hochlagen der nördlichen Mittelgebirge ist leichter Frost möglich.


Freitag ...
liegt Deutschland weiterhin auf der Vorderseite des Höhenrückens in 500 hPa,
dessen Achse im Tagesverlauf langsam über die Britischen Inseln ostwärts zieht
und in der Nacht die Nordsee erreicht. Östlich des Rückens ist ein, ebenfalls
langsam ostwärts wandernder, Langwellentrog auszumachen, wobei sich zwischen den
beiden Geopotentialstrukturen eine weitgehend gradlinige Strömung einstellt und
aus dieser heraus wenig Hebung auszumachen ist. Allerdings ist der Trog mit
höhenkalter Luft (Temperaturen unter -30 Grad in 500 hPa) gefüllt. Diese
Höhenkaltluft sorgt insbesondere am Tage und in der Osthälfte noch für eine
deutliche Labilisierung, was zu Hebung und in der Folge auch zu leichten, im
Stau des Erzgebirges, aber auch direkt an den Alpen, auch zu mäßigen
Niederschlägen führt, die aber allmählich nach Polen abziehen.

Mit dem westeuropäischen Höhenrücken korrespondiert im Bodendruckfeld ein
kräftiges Hoch, das bis in die Nacht von Frankreich nach Deutschland gezogen
sein wird, wobei der anfänglich recht hohe Druck über 1025 hPa im Tages- und
Nachtverlauf etwas sinkt. Die auf der Nordostflanke des Hochs aus Nordnordwest
kommende Strömung und der durch sie hervorgerufene Stau am Erzgebirge wurde
schon angesprochen, bemerkenswert ist noch der Druckgradient, der dort auch
recht scharf ist, so dass es zu starken, lokal auch zu stürmischen Böen oder
Sturmböen kommen kann. Bei 850er Temperaturen zwischen 3 Grad im Südwesten und
-4 Grad im Nordosten erscheint eine Temperaturspanne zwischen 9 und 16 Grad
plausibel.



Modellvergleich und -einschätzung
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Insgesamt stimmen im kurzfristigen Vorhersagezeitraum die Modelle recht gut
überein. Signale für Dauerregen im Südwesten und an den Alpen liefern alle
Modelle und dies wird von den Ensembles auch gestützt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich