DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-03-2017 09:00
SXEU31 DWAV 070800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.03.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Zunächst nasskalt mit Schnee in höheren Berglagen. Ab Mittwoch allmählich wärmer
mit Dauerregen und Tauwetter vor allem im süddeutschen Bergland.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich weiterhin ein umfangreicher Trogkomplex über
Zentraleuropa, dessen Einflussbereich bis nach Osteuropa reicht. Gleichzeitig
kann sich von Westen her ein Höhenrücken kräftigen, der sich zu den Britischen
Inseln und bis nach Frankreich ausweitet. Damit liegt Deutschland in einer
nordwestlichen Höhenströmung, die vor allem in Richtung Frankreich auch kräftig
ist und von einem Jet in 300 hPa flankiert wird.

Am Boden steigt das Druckniveau im Tagesverlauf an. An den Alpen lässt sich in
den Prognosen ein gut ausgeprägter Luvhochkeil bis in mittlere
Atmosphärenniveaus erkennen (Nordföhn). Mit der nordwestlichen Strömung sind in
der weiter vorherrschenden Höhenkaltluft (T500 um -30 Grad) aber dennoch viele
Schauer unterwegs, die sich vornehmlich auf die Mitte und den Süden
konzentrieren, während nach Norden etwas trockenere Luftmassen wetterwirksam
sind. Einzelne, kurze Gewitter sind vor allem noch im Süden zu erwarten.
Besonders kräftig und auch längere Zeit andauernd fallen die Schauer im Nordstau
der Mittelgebirge aus. Mit der Nähe zur Trogachse ist davon vor allem das
Erzgebirge betroffen. Die Schneefallgrenze in den östlichen Mittelgebirgen liegt
meist nur bei 400 m. In den restlichen Mittelgebirgen und auch am Alpenrand
bewegt sie sich zwischen 600 und 800 m, kann in kräftigeren Schauern aber auch
tiefer absinken.

Von den Mengen her werden ab etwa 600 m zwischen 1 und 5 cm bis zum Abend
erwartet. Für den Erzgebirgsstau bieten die Modelle lokal durchaus auch bis 10
cm an. Im Schwarzwald fällt der Niederschlag vor allem in der ersten Tageshälfte
noch am kräftigsten aus und lässt am Nachmittag nach. Bis zum Abend werden in
Staulagen um 10 cm erwartet, lokal auch noch darüber. Der meiste Schnee wird von
den Modellen einheitlich im Bereich zwischen Allgäu und Berchtesgadener Land
erwartet. Dort sind gut und gerne 10 bis 20 cm in 12 Stunden möglich, wobei
diese Mengen vor allem für Lagen ab 1000 m gilt, während in tieferen Lagen
gestaffelt entsprechend etwas weniger zu erwarten ist.

Der anfänglich noch böige Wind an der Ostsee (derzeit noch Bft 6) sollte mit
Winddrehung auf Nord und einem weiter aufweichendem Gradienten allmählich
nachlassen. In Böen noch stark bis stürmisch (exponiert Sturmböen) weht der Wind
zeitweise im Hochschwarzwald und in den Alpen. Das ist vor allem dem von der
Adria im Tagesverlauf zum Ionischen Meer ziehenden, kräftigen Mittelmeertief
geschuldet. Mit der Verlagerung lässt aber auch dort der Wind langsam nach.

Bei den Temperaturen stellt der heutige Tag den Tiefpunkt der Woche dar. Es
werden meist nur zwischen 5 und 9 Grad erwartet. Etwa nordöstlich der Elbe sind
gar nur 1 bis 5 Grad möglich, bei 850 hPa Temperaturen die nur noch zwischen -5
und -10 Grad liegen. Dort können sich vereinzelt auch mal Schneeflocken in den
Regen mischen. Bei positiven Werten auch am Boden und nur geringen Mengen,
sollte sich keine Glättesituation ergeben.

In der Nacht auf Mittwoch verlagert sich das Muster in der Höhenströmung langsam
weiter ostwärts. Von Westen her kommt der immer flacher werdende Höhenrücken bis
nach Deutschland voran. Damit steigt auch am Boden das Druckniveau. Die
Schauertätigkeit nimmt im Laufe der Nacht deutlich ab. Einzig am östlichen
Alpenrand sind trogrückseitig noch nennenswerte Mengen (bis 10 cm in 12 h) zu
erwarten. Allgemein beruhigt sich mit der vorübergehenden Antizyklonalität aber
das Wettergeschehen und es zeigen sich auch einzelne Wolkenlücken. Als Folge
sinken die Tiefstwerte in der eingeflossenen polaren Kaltluft auf 4 bis -3 Grad.
Dabei bleibt es in NRW am mildesten und in der Nordosthälfte muss verbreitet mit
leichtem Frost gerechnet werden. Bodenfrost sollte aber bis auf NRW vielerorts
ein Thema sein, sodass mit den am Tage gefallenen Niederschlägen gebietsweise
Glätte möglich ist.

Mittwoch... kommt der Höhenrücken bis nach Deutschland voran. Er ist aber
mittlerweile derart abgeflacht, dass er kaum noch Wetterwirksamkeit besitzt.
Stattdessen wird er von kräftiger Warmluftadvektion überlaufen. Die zugehörige
Warmfront gehört zu einem Tief zwischen Schottland und Island und erreicht den
Westen in den Mittagsstunden. Schon vorgelagert breitet sich rasch dichte
Bewölkung ostwärts aus und bereits am Vormittag beginnt es von Westen her zu
Regen. Dieser erfasst bis zum Abend dann große Teile des Landes.

Am längsten vom vorübergehenden Hochkeil können noch die Lausitz und der
östliche Alpenrand profitieren. Dort scheint in der ersten Tageshälfte noch
häufiger die Sonne und bis zum Abend bleibt es noch weitgehend trocken.

Mit dem Warmluftvorstoß steigt die 850 hPa Temperatur bis in den positiven
Bereich. Damit fällt auch nur anfänglich in den Hochlagen der Berge etwas
Schnee, der nachfolgend rasch in Regen übergeht. Damit setzt bis in die
Gipfellagen der Berge Tauwetter ein.

Der Gradient im Bodendruckfeld nimmt im Tagesverlauf zunächst im Westen und
Nordwesten, später dann auch im Rest des Landes zu. Zumindest im Bergland werden
als Folge starke, teils auch stürmische Böen prognostiziert, auf den Gipfeln
auch Sturmböen. Ob auch in tieferen Lagen einzelne starke Böen möglich sind, ist
indes fraglich und wird von den verschiedenen Ensembleverfahren auch nur zaghaft
angedeutet. Die ist vor allem stromaufwärtsliegenden Wellenbildungen geschuldet,
die den Gradienten nachfolgende wieder etwas auseinanderziehen.

Mit den Wellenbildungen an der nachfolgenden Kaltfront sind wir auch schon bei
der Nacht auf Donnerstag. Diese führt dazu, dass die Niederschläge von der Mitte
bis in den Süden länger anhaltend und zum Teil ergiebig ausfallen.
Im Vergleich zu gestern sind sich die verschiedenen Modelle mittlerweile auch
einig und die Wellenbildung wird überall gezeigt. Allerdings ist weiter
unsicher, wie weit im Norden der Wellenkopf verläuft. Das ICON favorisiert
weiter eine weit nördliche Variante, während GFS die Welle südlicher ansetzt.
ECMW liegt in etwas dazwischen.

Die zu erwartenden Mengen fallen indes recht üppig aus. Im Schnitt sind durchaus
5 bis 10 l/qm möglich, in Staulagen sind bis 20 l/qm möglich. Im Schwarzwald und
am Alpenrand wird auch eine Überschreitung des 12 h Dauerregenkriteriums (>25
l/qm) gezeigt.

Der Wind konzentriert sich auf die Regionen südlich der Welle und dort
vornehmlich auf das höhere Bergland. Entsprechend sind in den süddeutschen
Mittelgebirgen starke bis stürmische Böen, auf den Gipfeln Sturmböen zu
erwarten.


Donnerstag... verbleibt die Kaltfront schleifend über dem Süden des Landes
liegen. Damit setzen sich die länger anhaltenden und ergiebigen Niederschläge
fort, die sich dann vornehmlich auf den Süden und Südwesten konzentrieren. Es
werden abermals Mengen zwischen 10 bis 20 l/qm in 12 h vorhergesagt. In
Staulagen sind 20 bis 30 l/qm möglich. Vor allem am Alpenrand sind mit einer
leichten Nordwestkomponente in mittleren Niveaus auch noch höhere Mengen
möglich. Icon bringt vornehmlich im Allgäu in der Spitze bis 40 l/qm in 12 h und
auch GFS zeigt eine ähnliche Größenordnung, allerdings weiter östlich
verschoben.

Auch in der Nacht auf Freitag halten die Niederschläge am Alpenrand und teils
auch im Schwarzwald weiter an. Dabei bringt ICON mit Abstand die größten
Niederschlagssummen, die im Stau der Alpen zwischen 20 und 40 l/qm liegen. Das
ECMW liegt hingegen deutlich niedriger. Immerhin GFS deutet im Berchtesgadener
Land ebenfalls größere Summen an.

Addiert man nun die Regensummen von Mittwochmittag bis Freitagfrüh auf und
bemüht in etwa den 48 h Zeitraum, so ergeben sich Mengen, die bei ICON zwischen
60 und 100 l/qm, vereinzelt auch bei 120 l/qm. Damit stellt das deutsche Modell
klar die Oberkante des Möglichen. Aber auch COSMO-LEPS und ECMW-EPS bringen klar
Hinweise auf ein Überschreiten der markanten Warnschwelle (>40 l/qm) und zum
Teil auch der Unwetterschwelle (>60 l/qm). Besonders der Schwarzwald und das
Allgäu, zum Teil aber auch das Berchtesgadener Land sind davon betroffen.

Nahezu über den gesamten Zeitraum der Dauerniederschläge wird die
Schneefallgrenze oberhalb von etwa 1500 m vorhergesagt (positive 850 hPa
Temperatur). Entsprechend ist damit zu rechnen, dass ein großer Teil des an den
Vortagen gefallenen Neuschnees abschmelzen kann. Dabei handelt es sich um 10 bis
30 cm, teils bis 40 cm. Addiert man dies zu den Abflussmengen noch hinzu, so ist
eine markante Tauwetterwarnung sehr wahrscheinlich. Eine Überschreitung des
Unwetterkriteriums ist im Schwarzwald möglich, vom Allgäu bis zum
Berchtesgadener Land wahrscheinlich.

Ob auch in den westdeutschen Mittelgebirgen in den Staulagen Dauerregenmengen
überschritten werden ist stark davon abhängig, wie weit nördlich die Welle
ansetzt. Beim Vergleich der verschiedenen Modelle erscheint dies derzeit aber
wenig wahrscheinlich.

Der Norden des Landes bekommt von den Dauerregenfällen nichts weiter mit.
Stattdessen sorgt ein durchschwenkender Kurzwellentrog für ein Aufleben der
Schaueraktivität im Tagesverlauf. Im Zusammenspiel mit der Höhenkaltluft sind
auch einzelne Gewitter möglich, die bei bis zu 40 kn Oberwind (925 bis 850 hPa)
von Sturmböen begleitet sein können. In der Nacht auf Freitag konzentriert sich
die Schauertätigkeit mit Verlagerung der Trogachse dann vornehmlich auf den
Nordosten und Osten.

Die Tiefstwerte liegen allgemein im unteren einstelligen Bereich, in den
Hochlagen der nördlichen Mittelgebirge ist leichter Frost möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Vorhersage wird in der Kurzfrist von den verschiedenen Modellen recht
einheitlich gezeigt. Unsicher ist nur, wie weit die Welle in der Nacht auf
Donnerstag nach Norden ausgreift und damit, ob auch die westlichen Mittelgebirge
eventuell von einer Überschreitung markanter Dauerregenschwellen betroffen ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer