DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-03-2017 21:00
SXEU31 DWAV 031800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 03.03.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Wolkig und sehr mild, Föhnsturm in den Alpen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich eines Höhenrückens, der sich von Libyen
ausgehend nordwestwärts bis Schottland aufwölbt. Er stützt eine Hochdruckzone
über dem gesamten Südosten Europas, die ihren Schwerpunkt über dem Balkan
besitzt. Ein weit nach Süden ausgreifender Trog mit recht "scharfer Spitze"
überquert derzeit die Iberische Halbinsel ostwärts. Ein kräftiges Bodentief
liegt bei Irland. Deutschland liegt damit in der Höhe in einer Südwestströmung,
bodennah in einer geostrophischen Südströmung, was meist südöstliche Bodenwinde
zur Folge hat. An den Alpen hat sich dabei eine Föhnsituation eingestellt, wobei
die Berge mittlerweile in Böen Bft 10 erreicht haben (z.B. Zugspitze,
Patscherkofel) und Mittenwald als Föhntal Bft 7. Im übrigen Bergland lebt der
Südostwind ebenso böig auf, allerdings reicht es nur für Böen Bft 7. Mit der
südlichen Strömung ist erhebliche Warmluftadvektion verbunden, die zu einem
verbreiteten Temperaturanstieg über 10 Grad geführt hat, den Rücken generiert
hat und zudem auch für dichte stratiforme Bewölkung sorgt. Ganz im Nordwesten
reicht die Hebung an der Warmfront des Irlandtiefs auch für Regen.

In der Nacht zum Samstag erreicht die Trogspitze die Balearen, was über dem
Löwengolf an der Kaltfront des Irlandtiefs zu einer weiteren Zyklogenese führt.
Das resultierende Tief verlagert sich bis zum Morgen nach Südostfrankreich.
Damit verstärkt sich die südliche bis südwestliche Strömung noch etwas. Damit
werden einige Böen Bft 7 bis 8 an den Bergkämmen der Mittelgebirge
wahrscheinlicher, auf dem Brocken reicht es wahrscheinlich für Bft 9. Vor allem
aber lebt der Föhn an den Alpen weiter auf. Der Druckgradient erreicht dabei
etwa 8 bis 9 hPa. Das dürfte in entsprechend anfälligen Alpentälern zumindest
für Bft 8 reichen, auf den höchsten Gipfeln wird Orkanstärke erreicht, was auch
bereits in eine Warnung umgesetzt wurde. Demzufolge dürfte es in den Alpentälern
teils auch recht mild bleiben. Wo in Süddeutschland der Wind nicht durchgreift,
kann es in der recht trockenen Luft leichten Frost geben, vor allem im unteren
Alpenvorland. Auch ist vereinzelt im Mittelgebirgsraum in ungünstigen Tallagen
Frost möglich, da die Bewölkung eher dünner wird und vor allem noch aus
Schleierwolken besteht, während mittelhohe Wolken vor allem noch im Westen und
Norden simuliert werden. Der Regen im Nordwesten zieht mit der Warmfront im
Laufe der Nacht nach Norden ab. Die Tiefstwerte liegen dann meist zwischen 5 und
1 Grad, im Lee des Rheinischen Schiefergebirges bleibt es noch etwas milder.

Samstag ... läuft ein erster Kurzwellentrog an der Ostflanke des Haupttroges vom
Löwengolf nordwärts und erreicht am Abend den Südwesten Deutschlands. Die
Haupttrogachse liegt dann mit der zugehörigen Höhenkaltluft über dem westlichen
Frankreich. Das Bodentief zieht über das Burgund und Lothringen Richtung
Belgien. Auf seiner Vorderseite stößt sehr milde Luft sehr weit in den Norden
vor, so dass in 850 hPa die 8-Grad-Isotherme die Ostsee erreicht. Gleichzeitig
dringt am Nachmittag die Kaltfront des nordwärts ziehenden Tiefs in den
Südwesten ein und verlagert sich vor allem im Süden recht rasch nach Osten, so
dass in den Abendstunden der Föhn an den Alpen von Westen her rasch
zusammenbricht. Zuvor nimmt er aber noch etwas zu, der transalpine Druckgradient
erreicht nach ICON dann eher 10 bis 11 hPa. Dann sind in den Föhntälern durchaus
Böen Bft 9 vorstellbar, in Mittenwald auch mal die 10. Auf den Alpengipfeln
werden es weiterhin Bft 11 bis 12. Mit Durchgang der Kaltfront bricht zwar der
Föhn zusammen, allerdings frischt im Süden der Südwestwind deutlich auf, sowohl
an einer Druckanstiegswelle direkt an der Kaltfront als auch dahinter, wenn sich
auf der Südflanke des Tiefs ein recht kräftiger Gradient bildet. Das Wetter ist
am Samstag nur von hoher Bewölkung geprägt, die auch viel Sonne durchscheinen
lässt. Später werden die Wolken von Westen her deutlich dichter und an der
Kaltfront kommen schauerartige Regenfälle auf. Allzu labil wird es aber nicht,
da die Höhenkaltluft noch über Frankreich bleibt und der niedertroposphärischen
Kaltluft recht langsam folgt. Tagsüber wird es sehr warm, abgesehen vom Norden
und vom äußersten Westen werden verbreitet 14 bis 19 Grad erreicht.

In der Nacht zum Sonntag zieht der vorlaufende Kurzwellentrog in den Nordosten
Deutschlands und der Haupttrog erreicht morgens den Südwesten, wobei die
Temperatur in 500 hPa dort auf -30 Grad zurück geht. Die Kaltfront läuft dem
Kurzwellentrog voraus und überquert Deutschland bis zum Morgen nordostwärts. Das
Randtief verlagert sich über die Nordsee nordwestwärts und nähert sich wieder
dem Zentraltief bei Irland an. Damit breitet sich im Bereich der Kaltfront in
Böen stark bis stürmisch auffrischender Südwestwind allmählich nordwärts aus,
wobei es gegen Morgen im Norden nicht mehr so windig wird. Weiterhin gibt es an
der Kaltfront schauerartige Regenfälle, im Bereich des Troges greifen dann gegen
Morgen in labilerer Luft (T850 liegt dann verbreitet um -2 Grad) Schauer auf den
Südwesten über. Zudem soll sich auf der Vorderseite des Haupttroges ein
Hebungsgebiet bilden, dessen stratiforme Niederschläge aus den Alpen heraus auf
den Süden übergreifen. Schneefall in ohnehin nicht allzu großen Mengen ist nur
oberhalb von 800 m ein Thema.

Sonntag ... gelangt Deutschland immer stärker in den Trogbereich, zumal ein
tagsüber von Nordwesten heranziehender Randtrog den Haupttrog von Westen her
regeneriert. Und Regen ist schon ein gutes Stichwort, denn in diesem
Zusammenhang erreicht am Abend ein neues ausgedehntes Regengebiet den Westen.
Für Schnee reicht es nur im Schwarzwald ab etwa 900 bis 1000 m, dort könnten
aber bei mehr als 10 mm Niederschlag in wenigen Stunden recht kräftige
Schneefälle stattfinden. Das Niederschlagsgebiet, das am Morgen auf den Süden
übergreift zieht rasch nach Osten weiter und bringt den Alpen oberhalb etwa 1000
m um die 5 cm Neuschnee, auf seiner Rückseite steigt die Temperatur etwas. Im
übrigen Land gibt es bei wechselnder Bewölkung einzelne Schauer, wobei der
Schwerpunkt im Westen liegt und es im Osten oft auch trocken bleibt. Das
Temperaturniveau ist insgesamt immer noch mild, vielerorts werden wieder
zweistellige Höchstwerte erreicht. Windig wird es vor allem im Westen, da das
dort aufziehende Regengebiet zu der Okklusion eines weiteren heranziehenden Tief
gehört, das nach Südengland zieht und bei uns den Gradient deutlich verstärkt.
Dies hat dann im Westen Böen Bft 7 zur Folge, bei Frontdurchgang auch Böen Bft
8. Etwas stärker trifft es die Höhenlagen, da vor sich allem im Süden in 850 hPa
ein kräftiger Gradient hereinschiebt, der den Schwarzwaldhöhenlagen Böen bis Bft
11 bescheren könnte.

In der Nacht zum Montag erreicht die sich neu ausbildende Achse des Troges eine
Linie Niederlande-Slowenien. Die ihr vorlaufende Okklusion kommt etwa 200 km
weiter voran und bringt weiterhin Regen, nach Osten zu aber allmählich weniger.
Allerdings geht in 850 hPa die Temperatur bis auf -4 Grad zurück, was in etwas
mehr Mittelgebirgen Schneefälle möglich macht, zumal ein weiterer Schwall
Höhenkaltluft nachfolgend auch für Schauer sorgt. Es werden sogar Gewitter
simuliert, vor allem in Süden, wo die Temperatur in 500 hPa auf -32 Grad
zurückgeht. Somit sind in Höhenlagen ab etwa 700 m im südlichen Bergland
durchaus 5 bis 10 cm Neuschnee möglich, auch im Thüringer Wald simuliert ICON
diese Mengen. Nach EZMW und Cosmo-LEPS wären über 25 mm in 12 Stunden im
Schwarzwald möglich, was eine Dauerregenwarnung nach sich zöge und worauf auch
MOSMIX stark reagiert. Der Wind bleibt vor allem im Süden frisch und dort kommt
es auch noch zu Böen Bft 7 aus Südwest, sehr stürmisch bleibt es dort im höheren
Bergland mit Böen bis Bft 11 auf dem Feldberg.

Montag ... gelangt Deutschland zunehmend ins "innere" des Troges, da ein über
Frankreich hinweg südostwärts ziehendes Tief die Höhenströmung immer weiter nach
Süden schiebt. Bodennah verlagert das Zentraltief seine Lage in die Nordsee,
weist aber keinen starken Gradienten auf, so dass in allen Höhenlagen der Wind
im Tagesverlauf abnimmt und dann am Abend nur noch schwach aus West weht, ganz
im Norden aus Ost. Weiterhin kommt es zu zahlreichen Schauern, die bei
850-hPa-Temperaturen um -4 Grad oberhalb 700 m auch tagsüber zu etwas Glätte
führen können, Neuschneeakkumulation dürfte nur oberhalb etwa 1000 m
stattfinden. Das Temperaturniveau geht noch etwas zurück, die Tageshöchstwerte
bleiben bei sonnenscheinarmem Wetter oft etwas unter 10 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Grob simulieren die vorliegenden Globalmodelle die Lage ähnlich. EZMW zeigt die
beiden nordwärts ziehenden Randtiefs (Samstag und Sonntag) jeweils knapp weiter
östlich, was vor allem am Sonntag etwas größere Bereiche zur Folge haben könnte,
die von stärkerem Wind betroffen würden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann