DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-02-2017 21:00
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Bergland Sturmböen. Am Montag weiter auffrischender Wind. Später mit Passage
einer Kaltfront Gewitter und bis in tiefe Lagen Sturmböen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich eines Höhenrückens. Er verlagert sich
in der Nacht ostwärts, sodass Deutschland zunehmend auf die Vorderseite eines
Langwellentroges vor Westeuropa gelangt. Somit gestaltet sich das Wetter in der
Nacht noch weitgehend ruhig. Vorderseitige WLA sorgt vor allem im Norden und in
der Mitte für dichtere Bewölkung. Dabei können die Reste eines schwachen
Frontensystems eines Tiefs über der Ostsee vereinzelt noch für geringe
Niederschläge sorgen, im Großen und Ganzen bleibt es aber trocken. Der
Druckgradient über Deutschland bleibt nahezu unverändert, sodass es im höheren
Bergland weiterhin zu einzelnen starken bis stürmischen Böen (Bft 7, 8) kommt,
auf dem Brocken treten zeitweise schwere Sturmböen (Bft 10) aus Südwest auf. An
der Küste beschränken sich einzelne starke Böen auf exponierte Küstenabschnitte
der Nordsee.
Im Südosten Baden-Württembergs und in der Südosthälfte Bayerns bleibt es noch
überwiegend klar, sodass dort mit leichtem Frost bis -5 Grad zu rechnen ist,
vereinzelt kann sich Nebel bilden.

Montag ... kommt der Höhentrog unter Vergrößerung der Amplitude weiter ostwärts
Richtung Westeuropa voran. Deutschland verbleibt aber auf dessen Vorderseite.
Dabei steilt die Höhenströmung noch etwas weiter auf, wodurch die Zufuhr milder
Luft zunächst noch anhält. Im Bodendruckfeld ist korrespondierend zu dem
Höhentrog ein umfangreiches Tief mit mehreren Zentren im Bereich der Britischen
Inseln und der Nordsee zu finden. Dabei zieht ein Tiefkern im Tagesverlauf vom
Seegebiet nordwestlich von Irland Richtung Nordsee. Dadurch nimmt der Gradient
über Deutschland noch etwas zu, weshalb ab dem Nachmittag auch in tiefen Lagen
des Westens und Nordwestens mit starken Böen Bft 7 aus Südwest zu rechnen ist.
Im Bergland kommt es zu Sturmböen Bft 8-9, in exponierten Gipfellagen zu
schweren Sturmböen (Bft 10), auf dem Brocken sind erste orkanartige Böen (Bft
11) möglich.
Dem Höhentrog vorgelagert ist eine Kaltfront, die in einen zweiten Tiefkern vor
der norwegischen Küste mündet. Die Kaltfront greift unter Wellenbildung am
späten Nachmittag auf den Westen und Nordwesten über und sorgt dort für erste
Regenfälle. Dabei sind am Abend aufgrund leicht erhöhter CAPE-Werte und deutlich
zunehmender Lapse-Rates im äußersten Westen zudem erste Gewitter möglich. Hohe
Scherungswerte sprechen zudem für eine linienhafte Organisation, was auch
seitens der Pseudo-Reflektivität der Modelle angedeutet wird. Dann sind bei
Höhenwinden um 50 kt bei Gewittern und kräftigen Schauern Sturmböen, mitunter
auch schwere Sturmböen möglich. Im Osten und Süden bleibt es noch freundlich und
bei Höchstwerten zwischen 13 und 17 Grad frühlingshaft mild. An den Alpen setzt
leichter Föhn ein mit Sturmböen auf den Alpengipfeln und einzelnen starken Böen
in den Alpentälern.

In der Nacht zum Dienstag überquert die Kaltfront auch den Osten Deutschlands,
wobei sie zunächst über dem Süden etwas zurückhängt. Dieser ersten Kaltfront
folgt aber von Westen rasch eine weitere zweite Kaltfront nach. Sie gehört zu
dem Tief über der Nordsee und läutet den eigentlichen Temperaturrückgang ein.
Mit dem Übergreifen des Höhentroges kommt auch diese Kaltfront rasch ostwärts
voran, wobei es auch daran zu linienhaften Niederschlagsstrukturen kommt, in die
Gewitter eingelagert sein können. Bei Höhenwinden zwischen 40 und 60 Knoten
können weiterhin Böen bis Bft 10 auftreten. Postfrontal kommt es in der
einfließenden kälteren Luftmasse (T850 sinkt auf bis zu minus 5 Grad, T500 auf
minus 34 Grad ab) im Westen und Nordwesten zu weiteren Schauern und mitunter
Gewittern. Bei PPWs um 15 mm sollte Starkregen kein Thema sein. Die
Schneefallgrenze sinkt in den nördlichen Mittelgebirgen auf 500 bis 700 m ab. Da
der Hauptniederschlag aber zuvor gefallen ist und der Boden noch warm ist, sind
dort nur wenige Zentimeter Neuschnee zu erwarten.
Kräftiger und teils länger anhaltend kann es hingegen im Süden regnen, denn die
Kaltfront wird rückläufig und geht schließlich in ein neu gebildetes Randtief
über, das sich Dienstagfrüh etwa über der Bretagne befindet. Dadurch sind im
Süden gebietsweise 6-stündige Regenmengen bis 15 mm möglich, wobei sich im
Weststau des Schwarzwaldes aufgrund weiter folgender Niederschläge eine
Dauerregenlage andeutet.
Abseits von Schauern und Gewittern weht der Wind vor allem im Bergland weiter
stark bis stürmisch, in exponierten Gipfellagen treten Böen bis Orkanstärke auf.


Dienstag ... kommt der Höhentrog weiter ostwärts voran, sodass weite Teile
Deutschlands in dessen Einflussbereich gelangen. Interessant wird aber vor allem
die Entwicklung des zuvor bereits erwähnten Randtiefs. Auf Basis von ICON
erreicht es am Nachmittag den Westen Deutschlands und zieht dann über die Mitte
hinweg nordostwärts. Dadurch nimmt der Druckgradient auf der Südflanke des Tiefs
über dem Mitte und dem Süden deutlich zu, sodass es zu starken bis stürmischen
Böen, im höheren Bergland zu Sturmböen und in exponierten Gipfellagen zu
schweren Sturmböen oder orkanartigen Böen aus Südwest kommt. Die stärksten Böen
sind mit Passage der Kaltfront zu erwarten, die am Nachmittag von Westen
übergreift und bis zum Abend den Süden weitgehend überquert hat. Bei
unveränderten Scherungsbedingungen ist auch dann wieder eine linienhafte
Anordnung der Niederschläge zu erwarten mit eingelagerten Gewittern. Dann sind
in tiefen Lagen Böen bis Sturmstärke wahrscheinlich, einzelne schwere Sturmböen
sind nicht ausgeschlossen. Die Niederschlagsmengen betragen im Westen und im
Süden 12-stündig meist um 5 mm, im Stau von Schwarzwald und der Alpen können um
15 mm fallen. Dadurch ist das Überschreiten der Kriterien für markanten
Dauerregen innerhalb von 24 Stunden mit Mengen über 30 mm lokal im Schwarzwald
durchaus möglich. Allerdings sinkt die Schneefallgrenze mit Passage der
Kaltfront auch im Süden ab auf etwa 700 bis 1000m, sodass der Niederschlag
zeitweise als Schnee fällt.
Deutlich weniger Niederschlag ist im Norden und Osten zu erwarten, wo schwacher
Zwischenhocheinfluss herrscht, wenngleich sich dort im Bereich des Höhentroges
einzelne Schauer entwickeln können. Auch der Wind ist dort deutlich schwächer
und weht in Böen frisch, vereinzelt auch stark. Insbesondere zwischen Harz und
Erzgebirge sind auch in tiefen Lagen starke bis stürmische Böen möglich.

In der Nacht zum Mittwoch gelangt ganz Deutschland unter den Höhentrog. Das
Randtief schwenkt über den Nordosten Deutschlands hinweg und zieht in den
Frühstunden Richtung Ostsee ab. Somit kommt es auch im Osten vorübergehend zu
einer Windzunahme mit starken bis stürmischen Böen in tiefen Lagen. In den
höheren Lagen der Mittelgebirge und der Alpen bleibt es ohnehin stürmisch, wobei
in exponierten Lagen weiterhin schwere Sturmböen oder orkanartige Böen
auftreten. Sonst lässt der Wind wieder nach. In der labil geschichteten Kaltluft
mit Temperaturen in 500 hPa teils unter minus 35 Grad entwickeln sich weitere
Schauer. Die Schneefallgrenze liegt in der Nacht bei 400 bis 700 m, sodass
wenige Zentimeter Neuschnee zu erwarten sind.

Mittwoch ... zieht der Höhentrog im Tagesverlauf ostwärts ab, wobei am
Nachmittag ein weiterer Kurzwellentrog über den Norden Deutschlands
hinwegschwenkt. Nachfolgend gelangen wir von Westen allmählich in den
Einflussbereich eines flachen Höhenrückens. Somit kommt es gebietsweise noch zu
weiteren schauerartigen, aber meist leichten Niederschlägen. Auch einzelne kurze
Gewitter sind nicht ausgeschlossen. Dabei kann es in den Gipfellagen noch ein
wenig schneien. Das Zentraltief hat sich von der Nordsee in den Süden
Skandinaviens verlagert, wobei ein Randtief im Bereich des Skagerrak nochmal für
eine Windzunahme und damit recht verbreitet für starke bis stürmische Böen
sorgt. Im höheren Bergland kommt es weiterhin zu Sturmböen oder schweren
Sturmböen. Am Nachmittag lässt der Wind mit Auffächerung des Gradienten von
Westen allmählich wieder nach.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Passage der Kaltfront am Montag bzw. in der Nacht zum Dienstag wird von den
betrachteten Modellen sehr ähnlich prognostiziert.
Deutliche Unterschiede bestehen bezüglich des Randtiefs am Dienstag. In der
beschriebenen Form wird es nur von ICON vorhergesagt. Bei EZMW ist es schwächer
ausgeprägt und besitzt eine nördlichere Zugbahn über Dänemark hinweg. Nach GFS
ist es deutlich langsamer und zieht erst in der Nacht zum Mittwoch und am
Mittwoch über den Norden Deutschlands hinweg. Entsprechend unterschiedlich fällt
bislang auch die Niederschlags- und Windprognose aus.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger