DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-02-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.02.2017 um 10.30 UTC



Zeitweise sehr stürmisch, mild und häufig Regen, teils Dauerregen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.02.2017


Am Mittwoch verläuft die Frontalzone vom Nordatlantik über Mitteleuropa nach
Osten bis Südosten. Dabei entwickelt sich südlich von Island ein Sturmtief, das
nach Skandinavien zieht. Die zugehörigen Ausläufer greifen auf Deutschland über,
wobei die Kaltfront schleifend über uns in die Warmfront des nächsten über UK
folgenden Tiefs übergeht. Mit teils stürmischem Südwestwind wird sehr milde
Meeresluft zu uns gelenkt.
Am Donnerstag entwickelt sich das nächste Tief zum Sturmtief, das mit Kern über
das deutsche Küstengebiet nach Osten ziehen soll. Entsprechend bleiben die
Windgeschwindigkeiten hoch, mit stürmischen Böen oder Sturmböen und teilweise
ergiebigen Regenfällen. An den Küsten und im Bergland sind schwere Sturmböen,
bzw. orkanartige Böen, exponiert auch Orkanböen möglich.
Am Freitag gelangen wir auf die Rückseite des Tiefs in den Zustrom kälterer
Meeresluft polaren Ursprungs unter einen sich stark nach Süden ausweitenden
Trog. Die Niederschläge gehen zum Teil bis in tiefe Lagen in Schnee über, in
mittleren und höheren Lagen kann es winterlich werden bei weiteren
Niederschlägen, die vor allem in Staulagen anfangs ergiebig sein können, dann
aber nachlassen. Der auf Nordwest drehende Wind flaut langsam ab.
Am Samstag stellt sich vorübergehend Zwischenhocheinfluss ein und die
eingeflossene Kaltluft kommt zur Ruhe.
Am Sonntag greift von Westen her ein weiteres okkludierendes Frontensystem über,
das auf die Vorderseite eines sich nachfolgend aufwölbenden Rückens gerät und
somit in der Folge nach Südosten gesteuert wird. Dabei wird in die Südwesthälfte
wohl eher wieder mildere Meeresluft gelenkt, während es nach NE hin kalt bleiben
könnte.
In der erweiterten Mittelfrist soll der Rücken auf Mitteleuropa übergreifen und
zum Aufbau eines Hochdruckgebietes führen. Somit zeichnet sich wieder eine
Wetterberuhigung ab. __________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Schaut man sich die simulieren Großwetterlagen an, stimmen die Vorläufe mit dem
aktuellen Lauf recht gut überein. Im Detail gibt es allerdings Unterschiede. So
werden die Schleifzonen der Tiefausläufer von Lauf zu Lauf etwas verlegt, damit
natürlich auch die Bereiche mit ergiebigeren Regenfällen. Das Sturmtief am
Donnerstag/Freitag tauchte auch in den letzten Läufen auf, natürlich immer mit
etwas anderer Zugbahn und Intensität. Die Konsistenz ist aber recht gut und die
aktuelle Lösung damit brauchbar.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im großen Maßstab liefern sowohl GFS als auch ICON keine alternativen Lösungen.
Ansonsten ergibt sich ähnliches, wie bei der Konsistenzbetrachtung. So dringt
beispielsweise die Kaltfront des ersten Sturmtiefs am Mittwoch laut GFS und ICON
bis in den Süden vor, während ECMWF die Schleifzone im Norden belässt. Während
die Zugbahn des am Donnerstag/Freitag folgenden Sturms aktuell erstaunlich
ähnlich simuliert wird, hat ICON ein schwächeres, aber schnelleres Szenario als
ECM in petto, während GFS den Sturm am langsamsten ziehen lässt, ihn aber auch
am stärksten entwickelt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Offenbacher Rauchfahne stützen die Ensembles die Lösung des
operationellen Laufs und die des Kontrolllaufs. Die windigsten Tage dürften
Mittwoch und Donnerstag werden, das deuten auch die ENS-Lösungen an.
Die meisten Ensembles tragen dann auch die Trogpassage am Freitag und den damit
verbundenen Temperaturrückgang mit. Allerdings nimmt der Spread der Lösungen in
der Temperatur in 850 hPa und im Geopotentialverlauf ab Freitag deutlich zu, was
wohl u.a. auch dem unterschiedlichen Timing der Entwicklung zu verdanken ist.
Der nachfolgende Geopotentialanstieg deutet die anstehende Milderung und die
mögliche Wetterberuhigung an, allerdings zeigen die Niederschlagssignale, die
bis in die erweiterte Mittelfrist da sind, das die Lage nicht ganz "ungestört"
und prognostisch sicher ist, sondern auch einige zyklonale Lösungen vorliegen.
Die Clusterung liefert im Zeitraum +120 bis +168h vier Cluster, wobei die ersten
3 nahezu gleich groß sind mit 16, 16 und 15 Member. Der Hauptlauf liegt in
Cluster 3. Alle zeigen bei uns die Westlage, wobei in Cluster 2 eine deutlich
stärkere Sturmlage Do/Fr zu erkennen ist, die der GFS Lösung ähnelt. In der
erweiterten Mittelfrist wird die Lage unübersichtlich, 6 Cluster deuten schon
größere Unsicherheiten der Entwicklung an. Meist wird zwar hohes Geopotential
über Mitteleuropa simuliert, aber mal liegen wir am Westrand, mal am Ostrand und
mal liegt der Rücken genau über uns.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Dienstag liefert EFI Signale für stärkere Niederschläge, zunächst in
südlichen Staulagen, dann bis einschließlich Donnerstag vor allem für den Norden
und die Mitte. Am Freitag wieder für Teile des Alpenrandes. Von Mittwoch bis
Freitag springt EFI darüber hinaus auf den Wind an und gibt Hinweise auf ein
markantes Windereignis am Mittwoch und Donnerstag. Wobei die Signale vor allem
im Norden in den letzten Läufen stärker geworden sind. Am Mittwoch liegen
erhöhte Wahrscheinlichkeiten (>35%) für mehr als 25 m/s (Bft 10) an den Küsten
vor, am Donnerstag auch für größere Gebiete im Nordwesten. Entsprechend scheint
eine Unwetterlage an den Küsten und im Bergland aus jetziger Sicht im Bereich
des Möglichen.
In Kombination mit dem schmelzenden Schnee in Hochlagen könnten die
Niederschläge ab Dienstag auch als Tauwetter warntechnisch verwertet werden,
auch diesbezüglich (Dauerregen oder Tauwetter) sind unwetterartige Entwicklungen
möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner