Thema des Tages

17-02-2017 14:40

Die teure Kälte

Wer derzeit im Supermarkt am Gemüseregal steht, traut vermutlich
seinen Augen kaum: Die Preise von Salat und einigen Gemüsesorten sind
momentan teilweise um 300% teurer als üblich.

Der Grund dafür liegt nicht in der steigenden Zahl von Vegetariern -
nein, schuld daran ist (mal wieder) das Wetter. Das meiste Gemüse,
das derzeit in Deutschland verkauft wird, stammt aus Spanien,
Italien, Frankreich und Griechenland. Dort haben in den vergangenen
Wochen starke Überschwemmungen und Hagel große Teile der Ernte
zerstört. Der außergewöhnlich strenge Winter in Südeuropa tat darüber
hinaus sein Übriges: Unter der Last von Schnee und Eis brachen die
Plastiktunnel zusammen, die das Gemüse vor Kälte schützen sollten.

Verursacher für diese Wetterkapriolen waren zahlreiche
Tiefdruckgebiete, die den Mittelmeerraum auf ihrem Weg um mehrere
blockierende Hochdruckgebiete über Nord- und Mitteleuropa seit Ende
letzten Jahres heimsuchten. Während im Norden Spaniens z.B. am 10.
Januar verbreitet über 50 Liter Regen pro Quadratmeter, in einigen
"Messtöpfen" sogar über 100 Liter aufgefangen wurden, kamen in
Mittelitalien Anfang Januar mancherorts innerhalb weniger Stunden
zwei bis drei Meter Schnee zusammen.

Dass der Januar nicht nur bei uns in Deutschland, sondern eben auch
bei unseren südlichen Nachbarn deutlich kälter als durchschnittlich
(verglichen zum langjährigen Mittel 1961-1990) war, ist auch in der
beigefügten Grafik (linkes Bild) zu sehen. Einzelne extreme
Niederschlagsereignisse kommen in solchen Anomaliedarstellungen zwar
nicht zum Ausdruck, dennoch ist im rechten Bild zu erkennen, dass in
einigen Regionen Mittel- und Süditaliens, Ostspaniens und auf den
Mittelmeerinseln im ersten Monat diesen Jahres deutlich mehr
Niederschlag fiel als üblich.

Durch den großen Verlust der Ernte sind seit einigen Wochen die
Preise für viele Gemüsesorten also explosionsartig in die Höhe
gestiegen. Betroffen sind vor allem Eisbergsalat, Gurken, Zucchini
und Paprika, sie sind teils doppelt bis drei Mal so teuer wie im
Vorjahr - wenn man sie überhaupt noch zu kaufen bekommt. In England
rationieren Supermarktketten den Salat sogar schon, nur drei Köpfe
darf ein Kunde noch mitnehmen. Wer in Deutschland vor einem Jahr noch
70 Cent für einen Kopf Salat bezahlte, muss momentan in vielen
Supermärkten zwei Euro dafür auf den Tisch legen.
Auf dem Frankfurter Großmarkt wird nun bereits Eisbergsalat aus den
USA und Kanada angeboten. Weil das Angebot so knapp ist, lohnt sich
sogar der Import per Flugzeug.

Manche Experten befürchten, dass die hohen Preise noch Monate
anhalten werden, weil die Unwetter in Südeuropa auch junge Triebe
zerstört und neue Aussaat verhindert haben. Aber bald beginnt auch
wieder die eigene heimische Ernte. Und bis dahin könnte ja auch mal
wieder die gute deutsche Hausmannskost statt mediterranen
Gemüsegerichten auf den Tisch kommen...

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.02.2017

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