DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-02-2017 21:00
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ende der Hochdrucklage, ab morgen zunehmend regnerisch und auch nachts milder.
Freitagfrüh im Südosten Glatteis möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein Höhenhoch über dem südöstlichen Mitteleuropa. Dagegen hat
ein Trog auf die Britischen Inseln übergegriffen. Dort sind auch zwei sich
abschwächende Okklusionen von Tiefs auf dem Atlantik angekommen. Bei uns in
Deutschland dominiert dagegen noch der Einfluss eines umfangreichen Hochs über
dem südlichen und östlichen Mitteleuropa. Durch Absinken erwärmte Luft hat sich
mit Winddrehung auf Süd und flächendeckender Sonneneinstrahlung auch in der
Grenzschicht bemerkbar gemacht, vor allem in NRW ist es sehr mild geworden.

In der Nacht zum Donnerstag zieht ein erster Kurzwellentrog über die Nordsee
hinweg. Gleichzeitig zieht sich das Hoch noch etwas nach Südosten zurück und der
Norden Deutschlands gelangt in eine etwas stärkere südwestliche Strömung, für
warnwürdige Windböen reicht es aber nicht. Mit dieser Strömung gelangen die
beiden Okklusionen in den Nordwesten Deutschlands, wobei die erste sich
allmählich auflöst und sich auch die zweite als wenig wetteraktiv präsentiert,
da sie zwar auf der Trogvorderseite liegt, aber andererseits schon von KLA
überlaufen wird. Somit fließt in den Nordwesten zwar schon etwas kühlere Luft
und reichlich mehrschichte Bewölkung erreicht die Region, aber einige
Regentropfen bleiben die Ausnahme, zumal die untere Troposphäre auch im Vorfeld
schon sehr trocken ist. Im übrigen Land ist noch der Hochdruckeinfluss
wetterbestimmend, so dass bei zumeist noch klarem Himmel östlich einer Linie
Eifel-Kieler Förde die Temperatur wieder in den Frostbereich sinkt. Vor allem
Richtung Süden können sich auch gebietsweise Nebelfelder bilden und ausbreiten,
im Umfeld dieser kann auch mal geringfügige Glätte auftreten. Ansonsten ist aber
die Luft meist schon so trocken, dass die Glättegefahr zweitrangig ist, zumal es
auch ein Weilchen dauert, bis nach einem Sonnentag die Böden ausreichend
ausgekühlt sind.

Donnerstag ... schwenkt der erste Kurzwellentrog über Jütland hinweg, nach einem
sehr flachen und schmalen Rücken erreicht ein weiterer Kurzwellentrog am
Nachmittag den Westen des Landes und greift auch weiter nach Süden aus. Bodennah
liegt der Süden Deutschlands noch unter Hochdruckeinfluss, das Höhenhoch löst
sich aber auf und der verbleibende Rücken zieht sich in den Südosten Europas
zurück. Der Norden liegt dagegen immer mehr in der westlichen Bodenströmung. Mit
dieser gelangt feuchte und wolkenreiche Luft in die gesamte Nordhälfte. In 850
hPa geht die Temperatur auf 0 bis -2 Grad zurück, womit es aber immer noch mild
bleibt. Die Okklusion bleibt zunächst für eine längere Zeit schräg auf einer
Linie Westdeutschland-Nordostdeutschland liegen. Am Nachmittag wird sie dann
durch den zweiten Trog aktiviert und von Belgien her setzt leichter bis mäßiger
Regen ein, der sich bis zum Harz ausbreitet. Dabei fällt bis in die höchsten
Lagen Regen, auf dem Brocken nasser Schnee. Die Regenmengen liegen meist unter
oder um 5 mm, nur nach EZMW bis zu 10 mm im Bergischen Land. Im Nordwesten wird
mit der Zufuhr etwas kälterer Luft in der Höhe (bis -29 Grad in 500 hPa) die
Luftmasse etwas labilisiert, es reicht aber nach den Modellen allenfalls für
einzelne Schauer. Im Südosten und bis zur Lausitz bleibt es noch sonnig, auch
wenn es vor allem um den Bodensee und an der unteren Donau recht lange dauern
könnte, bis sich der Nebel auflöst. Noch ein Wort zum Wind: Dieser frischt zwar
in der Nordhälfte etwas aus Südwest auf, warnwürdige Böen sind aber kaum ein
Thema. Allenfalls auf dem Brocken könnten mal Böen Bft 8 ein Thema werden.

In der Nacht zum Freitag wandelt sich der zweite Trog zunehmend in einen
Langwellentrog um, der sich über dem Westen Europas immer stärker und weiter
nach Süden ausgreifend formiert. In 500 hPa sinkt die Temperatur über dem
Nordwesten Deutschlands dabei auf unter -30 Grad. Das Regengebiet an der
Okklusion weitet sich zunehmend bis in den Nordosten aus und schwenkt später
südostwärts, so dass es gegen Morgen Südostbayern erreicht. Insgesamt sind meist
2 bis 5 mm Regen zu erwarten, mitunter auch bis zu 10 mm, wobei die Modelle die
Schwerpunkte in unterschiedlichen Regionen setzen. Auf der Rückseite labilisiert
sich die Luftmasse noch etwas und im Bereich des Troges lebt jetzt die
Schauertätigkeit auf. In der einfließenden Luftmasse mit um -3 Grad in 850 hPa
kann es vielleicht einige nasse Schneeschauer bis 500 oder 400 m herab geben,
allerdings wohl nicht - wie ICON zeigt - bis ins Flachland. Oberhalb 800 m kann
- vor allem im Harz - auch etwas Schnee liegen bleiben. Gefährlicher wird es im
Südosten, wo der Regen in Regionen einsetzt, in denen am Abend und in der ersten
Nachthälfte bei klarem Himmel die Temperatur noch einmal in den Frostbereich
absinken kann. Dort ist dann gefrierender Regen möglich, was vor allem ICON
zeigt, GFS kaum. Allerdings sollte sich keine Unwetterlage ausbilden, da zwar
durchaus einige Millimeter fallen können, der Wind aber alsbald auf West dreht
und auffrischt, so dass die Temperaturen rasch ansteigen. Auch der Boden ist
jetzt ja nicht mehr so tiefgefroren. Somit sollte es bei einer
Ocker-Glatteislage bleiben. Der Wind bleibt weiterhin kein Thema, von
stürmischen Böen auf dem Brocken abgesehen. Wie schon erwähnt kann es im
Südosten noch leichten Frost geben, in den Alpentälern durchaus noch einmal bis
zu -5 Grad. Ansonsten bleibt es von höheren Bergen abgesehen frostfrei.

Freitag ... schwenkt der Trog langsam Richtung Südostdeutschland. Im
Bodendruckfeld steigt der Druck über Frankreich, so dass der Wind auf West
dreht, weiterhin aber nur mäßig weht. Auf einigen Bergspitzen (jetzt auch bis zu
den Alpen) sind stürmische Böen möglich. Ansonsten ist das Wetter im Südosten
und an den Alpen von teils länger anhaltendem Regen an der schleifenden
Okklusion geprägt. An den Alpen können dabei 5 bis über 10 mm fallen, nach
ICON-EU in den Weststaulagen des Allgäus auch bis zu 20 mm. Ansonsten fällt
weniger Regen. Im übrigen Land führt die labile Luftmasse zu zahlreichen
Schauern, wobei durchaus gebietsweise auch bis zu 5 mm fallen können, in einigen
Mittelgebirgen mitunter auch mehr. Schnee dürfte sich allenfalls oberhalb etwa
800 akkumulieren, in tieferen Lagen kann es zwar Schneeschauer geben, aber eine
Schneedecke bildet sich nicht. Die Labilität könnte auch durchaus für
Schneeschauer reichen, diese werden aber von ICON und GFS nicht simuliert. Die
Sonne kommt nur wenig zum Vorschein. In der erwärmten Polarluft werden aber
durchaus Höchstwerte zwischen 6 und 10 Grad erreicht.

In der Nacht zum Samstag zieht der Trog langsam nach Südosten ab und auf der
Vorderseite des über Frankreich nachfolgenden Rückens greift von Nordwesten her
WLA auf das Vorhersagegebiet über. Damit schläft die Schauertätigkeit in der
zweiten Nachthälfte von Nordwesten her ein. An den Alpen und am Erzgebirge
schauert es dagegen bis zum Morgen weiter, wobei die Schneefallgrenze auf etwa
600 m zurückgehen dürfte. An den Alpen sind nach GFS durchaus wieder um 10 mm
Niederschlag möglich, am Erzgebirge um 5, sonst meist weniger. Wo die Wolken mal
auflockern, kann die Temperatur leicht unter 0 Grad sinken, so dass dann auch
Glättegefahr durch überfrierende Nässe besteht. Auch im Bergland ab etwa 600 bis
700 m gibt es meist Frost. Meist bleibt es aber frostfrei, da auch die Bewölkung
überwiegend dicht bleiben dürfte.

Samstag ... erreicht der Höhenrücken von Westen her Deutschland und das
zugehörige Bodenhoch liegt ebenso über unserem Land. Allerdings hält sich sehr
feuchte Luft in der sich die Wolken allenfalls zögernd von Südwesten her
auflockern. Einzelne Regen- und Schneeschauer gibt es noch an den Alpen und im
Erzgebirge ab 600 m, wobei die Niederschlagsmengen recht gering bleiben. Im
übrigen Land gibt es allenfalls einige Tropfen. Aufgrund der Hochdrucklage
spielt Wind keine Rolle, so dass es tagsüber wohl keine Warnungen geben wird.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle simulieren die synoptische Lage in den nächsten Tagen
sehr ähnlich. Einige Unterschiede im Detail wurden schon oben im Text
angesprochen. Nach wie vor ist die Glatteislage am Freitagmorgen etwas unsicher,
hier muss noch etwas abgewartet werden. Eine Unwetterlage erscheint aber - wie
oben schon dargestellt - unwahrscheinlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann