DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-02-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.02.2017 um 10.30 UTC



Nach überwiegend antizyklonalem Wochenende Übergreifen der Frontalzone und
wechselhafter. Dabei mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 21.02.2017


Der aktuelle EZMW-Lauf von 00 UTC zeigt im Mittelfristzeitraum einen Übergang
von einem meridional geprägten Muster in der Höhe am Freitag zu einer mehr oder
weniger zonalen Strömung am Dienstag.

Im Detail lässt sich am Freitag ein Höhenrücken finden, der sich von der
Iberischen Halbinsel über die Britischen Inseln bis nach Island aufwölbt und von
zwei Trögen flankiert wird. Der östlich des Höhenrückens gelegene Trog ist
ausgehend vom Baltikum bis in die Mitte Deutschlands gerichtet. Der westliche
Höhentrog über dem Nordostatlantik zeigt bereits Abtropfungstendenzen. Am Boden
stützt der Rücken ein Hoch mit Schwerpunkt über dem Südwesten Europas. Für
Deutschland ergibt sich eine nordwestliche Strömung, in der auch Feuchtefelder
zu uns geführt werden. Ein Feuchtefeld steht dabei mit einem Ausläufer eines
Tiefs über Westrussland in Verbindung. Dieser Ausläufer wird gegen die Alpen
geführt, sodass es dort zu länger andauernden Niederschlägen kommen kann. Bei
850 hPa-Temperaturen zwischen -1 und -4 Grad liegt die Schneefallgrenze bei etwa
800 bis 1000 m.

Am Samstag schwenkt der Trog nach Südosten durch, sodass der Höhenrücken in
Richtung Deutschland und Südskandinavien vorankommt. Damit setzt Druckanstieg
ein, wobei sich über Mitteleuropa eine Hochdruckzelle ausbildet. Der westliche
Höhentrog erreicht unter weiterer Abtropfung zwar die Britischen Inseln, seine
Feuchtefelder bleiben aber westlich von Deutschland. Damit steht bei uns ein
weitgehend antizyklonal geprägter Tag ins Haus.

Am Sonntag zieht das nun abgetropfte Höhentief von den Britischen Inseln zur
Iberischen Halbinsel. Dadurch kann sich nördlich davon eine Keilachse bis nach
Deutschland vorschieben. Damit einhergehend wird die Ausbildung einer von den
Azoren bis zum Schwarzen Meer reichenden Hochdruckbrücke begünstigt. Da die
Feuchtefelder des Höhentiefs westlich von uns verbleiben, steht auch der Sonntag
bei uns ganz im Zeichen des Hochdruckeinflusses. Allmählich wird dabei etwas
mildere Luft mit Temperaturen in 850 hPa knapp über 0 Grad nach Deutschland
geführt.

Am Montag bekommt die Hochdruckbrücke insbesondere über dem nördlichen
Mitteleuropa bereits eine Schwachstelle, da ein neuer Trog bis nach Skandinavien
vorstößt. Somit nimmt im Norden und in der Mitte von Deutschland die
Zyklonalität zu, wobei auch Tiefausläufer mit WLA und Niederschlägen bis in die
Mitte gelangen. Nach Süden hin überwiegt dagegen noch der Einfluss der
Hochdruckbrücke.

Am Dienstag hat sich die eingangs erwähnte zonale Strömung mit einer leichten
Nordwestkomponente vollends über Nord- und Teilen Mitteleuropa etabliert. Die
stark barokline Frontalzone reicht dabei von der Nordsee über Norddeutschland
bis nach Polen hinein. Die Hochdruckbrücke wird weiter nach Süden und Südwesten
zurückgedrängt. So ziehen Tiefausläufer in einer strammen Strömung in rascher
Folge über Deutschland hinweg, aufgrund des zunehmenden Gradienten nimmt dabei
auch der Wind insbesondere nach Norden hin zu. Zudem steigen die 850
hPa-Temperaturen weiter an, wobei im Westen sogar fast 10 Grad erreicht werden
können.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch bleibt die zyklonal geprägte
Großwetterlage mit der westlichen bis nordwestlichen Strömung mit weiteren
Tiefausläufern und nur kurzem Zwischenhocheinfluss erhalten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Freitag zeigt der aktuelle 00 UTC-Lauf des EZMW eine gute Konsistenz im
Vergleich zu seinen beiden Vorläufen. Am Samstag simulierte der gestrige 12
UTC-Lauf anstelle des abtropfenden Höhentiefs über den Britischen Inseln einen
Trog über der Nordsee und Tiefausläufer hätten auch den Weg in den Westen von
Deutschland gefunden. Damit wären zumindest schwache Niederschläge verbunden
gewesen. Anschließend schwenkt der Trog nach Osten durch, sodass es am
Wochenende weiter wechselhaft bei uns geblieben wäre. Ab Montag/Dienstag ist der
gestrige 12 UTC-Lauf dann wieder in guter Übereinstimmung mit dem heutigen 00
UTC-Lauf. Nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf wäre ein Residuum des Troges ebenfalls
über Mitteleuropa hinweggezogen, wobei die Zyklonalität nicht so stark
ausgeprägt gewesen wäre wie nach dem gestrigen 12 UTC-Lauf. Danach zeigt sich ab
Montag wieder eine gute Konsistenz zum heutigen 00 UTC-Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS und ICON rechnen - ähnlich wie der gestrige 00 UTC-Lauf des EZMW - am
Wochenende mit einem Residuum des Troges über den Britischen Inseln. Dieses
Residuum würde am Wochenende nach Osten durchschwenken und zumindest den Norden
von Deutschland leicht zyklonal beeinflussen. Knackpunkt scheint der
Abtropfprozess über Westeuropa zu sein, der nach ICON und GFS in der Nacht zum
Samstag deutlich schneller abläuft. Zum Wochenbeginn ist die Strömung bei ICON
dann nordwestlicher und antizyklonaler aufgestellt, während sich GFS wieder mehr
auf die EZMW-Lösung einpendelt. GEM prognostiziert den Trog am Wochenende
intensiver als alle anderen Modelle, sodass deutschlandweit mit relativ viel
Niederschlag zu rechnen wäre. Davor und danach stimmt GEM größtenteils mit dem
EZWM überein. NAVGEM zeigt im Wesentlichen die EZMW-Variante. CMA schließt sich
überwiegend der ICON-Lösung an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 500 hPa-Geopotenzial-Rauchfahnen des EZMW von 00 UTC für verschiedene
deutsche Städte sind bis zum Freitag eng gebündelt, vor allem ab Samstagabend
nimmt die Bandbreite deutlich zu. Dabei gibt es dann einige Lösungen mit
niedrigerem Geopotenzial, die den von den anderen globalen Modellen gebrachten
Trog bzw. das Trogresiduum repräsentieren. Selbiges spiegelt sich auch in den
Rauchfahnen der 850 hPa-Temperatur vor allem für Städte in der Mitte und im
Süden Deutschlands wider. Interessanterweise sind die Niederschlagssignale am
Sonntag im Norden aber sehr verhalten, womit ein zyklonal geprägter
Trogdurchgang nicht so wahrscheinlich ist.
Ab Dienstag verbleiben Haupt- und Kontrolllauf in den Rauchfahnen im Median, die
Streuung nimmt aber weiter zu. Dabei gibt es dann einige Lösungen mit deutlich
niedrigerem Geopotenzial bzw. 850 hPa-Temperatur. Entsprechend ist ein
südlicheres Übergreifen der Frontalzone denkbar.

Die Clusteranalyse liefert bei t+120-168 (Sonntag, 00 UTC bis Dienstag, 00 UTC)
3 Cluster (19, 16 und 16 Mitglieder, Hauptlauf in C3, Kontrolllauf in C1). C1
und C3 zeigen weitgehend das oben entworfene Szenario. C2 ist deutlich
zyklonaler aufgestellt, wobei sich am Montag bei uns sogar eine Sturmlage
einstellen würde. Bei t+192-240 (Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC) werden
ebenfalls 3 Cluster (18, 18 und 15 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C3)
gebracht. C2 und C3 stimmen größtenteils mit dem obigen Szenario überein. C1
dagegen verschiebt die Frontalzone deutlich nach Süden, womit die Zyklonalität
bei uns stärker ausgeprägt wäre.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Vorhersage bis Freitag sicher ist. Am
Wochenende stellt sich die Frage, ob der Trog bzw. das Trogresiduum Einfluss auf
unser Wetter bekommt oder nicht. Aufgrund der Ensembleergebnisse ist dem
EZMW-Hauptlauf aber noch am ehesten Vertrauen zu schenken (antizyklonales
Wochenende). Danach scheint das Übergreifen der Frontalzone auf Mitteleuropa mit
zunehmender zonaler Strömung recht sicher, wobei dann aber nicht klar ist, wie
weit südlich die Frontalzone ausgreift und sogar der Durchzug eines (oder
mehrerer) Sturmtiefs möglich wird. Im Süden von Deutschland könnte je nach Lage
der Frontalzone dagegen zeitweilig auch antizyklonaler Einfluss vorherrschen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI ist am Montag in Richtung Ostsee mit Werten bis 0,6 für starken Wind
ausgestattet. Dort können dann genauso wie auf den Bergen starke bis stürmische
Böen auftreten. Im exponierten Bergland sind Sturmböen möglich. Auch in den
Folgetagen bleibt es bei weiter vorhandenem Druckgradienten voraussichtlich
windig.

Darüber hinaus regnet es am Freitag am Alpenrand länger andauernd, Signale für
warnwürdigen Dauerregen liegen aber seitens der Ensembles nicht vor. In Lagen
oberhalb von 800 bis 1000 m kann es jedoch um 10 cm Neuschnee bis Samstagfrüh
geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler, Robert Hausen