DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-02-2017 21:00
SXEU31 DWAV 111800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 11.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Heute Nacht vor allem im Westen Niederschlag, teils Schnee, teils Regen,
gefrierender Regen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein Höhentief mit seinem Kern im Bereich der Straße von Dover.
Es gehört zu einem Dipol, dessen in der Höhe schwächerer Kern westlich von
Portugal liegt, dort aber über einem kräftigen Bodentief. Ein Höhenhoch liegt
auf dem Nordatlantik südwestlich von Island, relativ hohes Potenzial verbindet
einen Rücken über Italien mit der Atlantikantizyklone. In diesem Raum befindet
sich auch der Gegenspieler des o.e. Tiefs, nämlich ein Hoch, das vom
Nordatlantik über Skandinavien und Osteuropa bis nach Russland hinein reicht.
Weite Teile Europas und auch Deutschland liegen im Bereich einer Ostströmung, in
der sich das Höhentief als sehr flaches Tief über Belgien abbildet. Der Gradient
über Deutschland lässt dabei auf den ersten Blick verbreitete Windwarnungen für
Deutschland befürchten, aber dem ist nicht so, da durch die für eine Ostlage
ungewöhnlich starke zyklonale Isobarenkrümmung der bodennahe Wind deutlich
subgeostrophisch weht. Zudem sorgt gebietsweise eine Inversion bei etwa 900 hPa
für geringen vertikalen Impulsaustausch. Somit reicht es derzeit nicht einmal
auf den Mittelgebirgsgipfeln für eine Windwarnung, nur ganz im Norden und an den
Küsten treten Böen Bft 7, exponiert auch Bft 8 auf. Das Höhentief sorgt für
Niederschläge im Westen Deutschlands, wobei die Schneefallgrenze im Schwarzwald
schon auf 1000 m gestiegen ist, Richtung Rheinland-Pfalz dagegen noch bei 200
bis 400 m liegt. Auf der Vorderseite des Höhentiefs gelangt jedoch immer mildere
Luft ins das Vorhersagegebiet, so dass die Schneefallgrenze von Süden her weiter
steigen wird. Im Norden und Osten Deutschlands liegt noch Kaltluft, in der auch
bodennah heute Dauerfrost herrschte. Auch dort hat sich ein Niederschlagsgebiet
gebildet, in dem leichte Schneefälle auftreten. Ansonsten ist es meist
niederschlagsfrei, wobei im Osten Hochnebel überwiegt, im Süden jedoch klarer
Himmel.

In der kommenden Nacht verlagert sich das Höhentief (der Bodenströmung folgend)
nach England und wandelt sich, da das korrespondierende Bodentief sich auflöst,
in einen Kaltlufttropfen um. Das aktuell über Südwestdeutschland liegende
Niederschlagsgebiet verlagert sich über Rheinland-Pfalz und NRW hinweg zu den
Niederlanden und kann vor allem in Rheinland-Pfalz in Lagen ab 400 m, Richtung
Niederrhein auch bis in tiefe Lagen noch einige cm Schnee bringen. Mitunter sind
auch über 5 cm in 6 Stunden vorstellbar, was eine Ocker-Warnung zur Folge hätte.
Insbesondere am östlichen Rand des Niederschlagsgebiets, wo bei aktuell geringen
Taupunkten die Temperatur unter den Gefrierpunkt sinken kann, sind einzelne
Tropfen gefrierenden Regens nicht ausgeschlossen, was auch von ICON oder GFS
simuliert wird. Ebenso besteht die Gefahr von gefrierendem Regen, wenn in der
zweiten Nachthälfte erneut ein Hebungsgebiet auf den Südwesten Deutschlands
übergreift. Dort liegt die Schneefallgrenze bei über 1000 m, die Luft kann sich
aber teils wieder unter den Gefrierpunkt abkühlen. Am größten dürfte die Gefahr
vom Schwarzwald über Nordbaden bis nach Hessen hinein sein, am südlichen
Oberrhein bleibt es möglicherweise frostfrei. Das Schneefallgebiet im Norden
löst sich in der Nacht auf. In den übrigen Gebieten bleibt es niederschlagsfrei,
im Nordosten hält sich aber meist die Bewölkung. In den aktuell klaren Gebieten
simulieren ICON, UM und Euro4 die Entstehung von viel Hochnebel, so dass morgen
früh nur noch an wenigen Orten der Himmel klar sein wird. Verbreitet wird in der
kommenden Nacht Frost erwartet, im Nordosten und im östlichen Bergland mitunter
mäßig. Frostfrei bleibt es wohl am südlichen Niederrhein und möglichweise auch -
wie oben schon erwähnt - am südlichen Oberrhein. Die Windsituation bleibt nahezu
unverändert, so dass die bestehenden Windwarnungen verlängert werden müssen.

Sonntag ... verlässt uns der Kaltlufttropfen nach Westen endgültig und die
Wetterlage wird übersichtlicher. Wir liegen weiterhin zwischen dem kräftigen
Hoch nordöstlich von uns und einem Tief westlich der Iberischen Halbinsel, das
sich allerdings Frankreich annähert. Somit fällt dort der Druck und der Gradient
über Deutschland nimmt zu, allerdings nimmt die Zyklonalität Isobarenkrümmung
ab. Dennoch simulieren die Modelle keine signifikante Zunahme des Windes, an den
Küsten bleibt es bei Böen Bft 7 aus östlicher Richtung, vereinzelt Bft 8. Im
Bergland reicht es wohl weiterhin nicht für eine Windwarnung, weil nur auf den
Gipfeln die Windwarnschwellen angekratzt werden. Immer mildere Luft wird in 850
hPa über Deutschland gelenkt, abgesehen vom Nordosten werden überall 0 Grad
überschritten. Mit dem bodennahen Ostwind bleibt es aber in den unteren
Schichten recht kalt, so dass eine teils recht deutliche Inversion um oder etwas
unter 900 hPa erhalten bleibt. Diese wird wohl auch verhindern, dass sich die
zahlreichen Hochnebelfelder rasch auflösen, so dass es in den Niederungen
gebietsweise länger trüb sein kann. Am besten sieht es im Westen und Südwesten
aus. Dort gibt es am Vormittag noch letzte Regentropfen (bedingt durch
Warmluftadvektion aufgrund des abziehenden Höhentiefs) bei deutlich abnehmender
Glättegefahr, danach gibt es bei wechselnder Bewölkung Sonne recht hohe
Temperaturen über +5 Grad. Im übrigen Land verharren sie meist noch darunter, im
Nordosten liegt nach wie vor die kalte bodennahe Luft, in der Dauerfrost
herrscht.

In der Nacht zum Montag ändert sich die Großwetterlage nur wenig. Das Hoch im
Nordosten rückt etwas näher an uns heran, gleichzeitig zieht das Tief zur
Biskaya. Damit verstärkt sich der Gradient vor allem über der Südwesthälfte
Deutschlands, so dass in den dortigen Höhenlagen auch mal Böen 7 Bft erreicht
werden können. Im Norden nimmt der Wind dagegen ab und warnwürdige Böen ziehen
sich zunehmend auf die Nordseeinseln zurück. Da sich das Höhenhoch annähert, ist
das Wettergeschehen ruhig. Höhere Wolkenfelder ziehen ab, in den Niederungen
breiten sich teils Nebel und Hochnebel aus. Recht einig sind sich die Modelle
dabei im Alpenvorland, weniger in den übrigen Regionen. Flächendeckend wird
wieder Frost erwartet, Richtung Osten und Nordosten oft mäßiger Frost.

Montag ... ändert sich kaum etwas an der Großwetterlage. Weiterhin verbleibt
Deutschland unter antizyklonalem Einfluss im Bereich eines vor allem Richtung
Südwesten etwas stärkeren Gradienten zwischen einer Hochdruckzone nordöstlich
von uns und dem nur langsam nordwärts ziehenden Tief auf dem nahen Atlantik. Den
Modellen zufolge sollen sich die Nebel- und Hochnebelfelder im Tagesverlauf
allmählich auflösen. Nur ICON zeigt bis zum Abend noch Hochnebelgebiete im Süden
und Osten. Am meisten Sonne ist in den Bergländern und an den Westrändern
derselben zu erwarten. Dort sind dann auch Höchstwerte um 10 Grad realistisch,
MOSMIX ist dabei noch etwas zögerlich mit den Temperaturen. Gleichzeitig bleibt
es im Nordosten (selbst wenn dort die Sonne hervorkommt) bei Dauerfrost, auch in
den Hochnebelgebieten kann es Dauerfrost geben. Der große Rest des Landes sollte
bei den Temperaturen dann irgendwo dazwischen liegen. Der Wind weht vor allem in
der Südwesthälfte weiter stramm aus Ost, wobei es in den dortigen Berglagen
durchaus Böen Bft 7 geben kann. Auch an der Nordsee reicht der Gradient mitunter
für Böen Bft 7, nach Nordosten zu ist der Wind generell schwächer.

In der Nacht zum Dienstag ändert sich praktisch nichts an der Lage. Nach ICON
soll sich der Hochnebel weiter auflösen, eher dürfte aber doch das Gegenteil der
Fall sein, auch wenn aufgrund des strammen Windes zumindest die Neubildung von
Hochnebel und vor allem Bodennebel behindert werden dürfte. Die Windverhältnisse
ändern sich nämlich im Vergleich zum Tage kaum. Vielerorts kann es tatsächlich
eine klare Nacht geben, so dass wieder verbreitet Frost herrschen wird, in der
gesamten Osthälfte verbreitet sogar mäßiger Frost.

Dienstag ... verlagert sich der Schwerpunkt des Höhenhochs weiter südlich bis
zur westlichen Ostsee. Es präsentiert sich als Mittelpunkt eines wunderschönen
Omegas. Der Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich ins östliche Mitteleuropa,
so dass der Wind zunehmend eine südöstliche Komponente bekommt. Zudem schwächt
sich der Gradient etwas ab, was die Neigung zu warnwürdigem Wind sowohl in den
Berglagen als auch an der See abnehmen lässt. In der zweiten Tageshälfte bleibt
wohl nur noch der Böhmische Wind (sowohl in Sachsen als auch in Bayern) übrig.
Zähe Hochnebelfelder sollten dann die Ausnahme sein. In diesen Regionen kann es
noch einmal Höchstwerte um den Gefrierpunkt geben, auch im Nordosten steigen die
Temperaturen jetzt auf 2 bis 5 Grad. Im übrigen Land dürfte reichlich Sonne die
Temperaturen verbreitet auf 5 bis 10 Grad treiben. Bei flächendeckend um 5 Grad
in 850 hPa und mäßigem Ostwind sollten zumindest in mittleren Lagen des
Berglandes und in dessen Leelagen auch noch ein paar Grad mehr möglich sein,
zumal die Sonne ja am Valentinstag auch schon wieder deutlich mehr Kraft hat als
an Silvester.


Modellvergleich und -einschätzung
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Prognoserelevante Unterschiede weisen die Modelle nicht auf. Die größten
Unsicherheiten bestehen bezüglich des Niederschlages der kommenden Nacht, wo
viel Nowcasting angesagt ist. Denn von leichtem bis möglicherweise mäßigem
Schneefall über Regen zu gefrierendem Regen ist angesichts der unübersichtlichen
Ausgangslage alles möglich. Allerdings erscheinen die vielen in den Modellen
auftauchenden Schlangen als etwas übertrieben, insbesondere ganz im Westen, wo
die Taupunkte hoch sind und die Kaltluft weit.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann