Thema des Tages

11-02-2017 14:40

Meteorologische Einflüsse auf das fliegende Luftfahrzeug.

Wie Sie sich vielleicht erinnern, haben wir am 27.12.2016 begonnen,
uns um die meteorologischen Einflüsse während der Flugphase zu
kümmern. Damals besprachen wir den Wind in der horizontalen Richtung
als Haupteinflussfaktor für die Reisezeit bzw. Geschwindigkeit und
den Wind in vertikaler Richtung, der für Turbulenzen sorgt.
(http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/12/27.html)
Heute setzen wir das Thema mit einem weiteren Aspekt, der
"Vereisung", fort. Sie werden sich nun vielleicht fragen, wieso in
der Luft die Vereisung relevant ist.
Ein Flugzeug fliegt in einer Atmosphäre wegen des bereits als "Wer
wird Millionär" Millionenfrage zur Ehre gekommenen
"Bernoulli-Effekts". Er sorgt oberhalb der Tragfläche für einen
Unterdruck, der das Flugzeug je nach Flugzeuggewicht und
Umgebungsbedingungen ab einer bestimmten Geschwindigkeit in die Lüfte
hebt und es dort auch hält. Um den Unterdruck herzustellen, müssen
Tragflächen eine genau definierte Form besitzen.
Bei der Vereisung handelt es sich meist um unterkühlte Tropfen, die
beim Auftreffen auf jedweden Gegenstand sofort gefrieren (auf den
Straßen ist Ihnen das als Blitzeis bekannt). Treffen diese Tropfen
nun auf die Oberfläche des Flügels und frieren dort an, wird dieser
so verformt, dass der Auftrieb zum Fliegen zu schwach ist. Das
Flugzeug würde also abstürzen oder erst gar nicht starten und über
die Startbahn hinausfahren.
Auch die Vereisung der Geschwindigkeitsmessgeräte, die mittels des
Staudrucks arbeiten, gehört zu diesem Problembereich. Eine wegen
Vereisung verstopfte Eintrittsöffnung des Staudruckmessers und die
daher falsch angezeigte Geschwindigkeit hat schon manchen Absturz
herbeigeführt.
Die atmosphärischen Bereiche, in denen Vereisung auftritt, sind zum
einen begrenzt, zum anderen kann man sie relativ gut vorhersagen.
Daher ist es möglich, die Vereisungsgefahr rechtzeitig zu erkennen
und durch Aufbringen von Enteisungsmitteln zu bannen. Das
meteorologische Problem der Vereisung führt also im Regelfall nur zu
höheren Kosten durch Enteisung und Zeitverlust.

Die "Sichtweite" war früher nicht nur für den Landeanflug, sondern
auch für die Navigation relevant. In heutigen Zeiten ist sie nur für
Sichtflieger von größerer Bedeutung und es existieren auch
entsprechende Wettervorhersagen für diese Kunden, damit die Piloten
von Kleinflugzeugen und Hubschraubern sich rechtzeitig auf ihren Flug
vorbereiten bzw. die Durchführbarkeit ihres Fluges beurteilen zu
können.

In einer weiteren Folge werden wir über den flugmeteorologischen
Einfluss von Vulkanen, Gewittern und Wirbelschleppen berichten.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2017

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