DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-02-2017 21:00
SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Morgen auf den Inseln stürmische Böen möglich. Ansonsten keine markanten
Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland weiterhin auf der Südostflanke eines sehr
kräftigen Bodenhochs über Skandinavien und dem nördlichen Baltikum. In der Höhe
liegen wir einerseits südöstlich eines Höhenhochs über Skandinavien,
andererseits hat sich über Westeuropa eine dipol-artig strukturierte
Potentialrinne mit zwei Drehzentren im Nordseebereich und über
Nordost-Frankreich und BENELUX ausgebildet. Das südliche Höhentief verstärkt
sich und verlagert sich bis morgen früh mit seinem Zentrum etwas nordwärts in
den Süden der Niederlande. Auf seiner Vorderseite wird bei uns Warmluft
advehiert und gleichzeitig kommt aufgrund der Tiefentwicklung über dem Westen
auch etwas PVA ins Spiel.

Daher sind in der kommenden Nacht im Westen Niederschläge zu erwarten, die nach
den meisten Modellen im Bereich westlich des Rheins niedergehen. In der Spitze
werden bis knapp 10 Liter simuliert, betroffen davon vor allem das östliche
Lothringen und das Saarland. Bei Temperaturen in 850hPa die meist zwischen 0
Grad über Bayern und -10 Grad in der Nähe der Höhentiefs am Niederrhein liegen,
muss im Westen bis in tiefe Lagen mit Schnee gerechnet werden. Die deutsche
Modellkette simuliert in Flache zwar nur 1 bis 3 cm, im Saarland, dem westlichen
Hunsrück und der Eifel bis 5 cm, gebietsweise auch darüber. Dort muss dann in
der kommenden Nacht auch mit Schneeglätte gerechnet werden.

EZMW simuliert als einziges Modell ein zweites Niederschlagsgebiet, das sich vom
Allgäu über Mittelfranken bis nach Thüringen hochzieht.

Ein weiteres Warnelement ist der Wind. Er schwächt sich im Küstenbereich in der
Nacht zunächst leicht ab, sodass keine Warnungen mehr nötig sind. Im Laufe der
Nacht nimmt er allerdings erneut zu, sodass es in exponierten Lagen der Küste zu
steifen Windböen (Bft 7) kommen kann. Auch auf dem Erzgebirge gibt es anfangs
noch stürmische Böen, der Wind lässt hier allerdings in der Nacht nach.
Die Nacht wird frostig mit Temperaturen von -1 Grad im Südwesten und bis -7 Grad
am Alpenrand sowie an der Oder.


Samstag ... löst sich die dipolare Struktur der Potentialrinne im Westen auf.
Das nördliche Drehzentrum schwächt sich stark ab und das südliche Drehzentrum
wird zum Höhentief, das einen Trog nach Osten und Nordosten entwickelt. Das
führt über Deutschland zu einer Andauer der WLA, gebietsweise kommt auch noch
PVA vom Trog hinzu. Im Bodendruckfeld ändert sich nicht viel. Der Schwerpunkt
des Hochs kommt ein wenig südwärts voran und daher steigt auch der Bodendruck
bei uns leicht an.

Wettermäßig sieht es am Samstag so aus, dass es im Einflussbereich des
Höhentiefs, d.h. am und westlich des Rheins anfangs noch schneit. Später lassen
die Niederschläge nach und am Abend steigt die Schneefallgrenze auf 400 m im
Norden und 1000 m im Süden an. Daher ist nur noch in den Höhenlagen vom
Schwarzwald bis zur Eifel mit Schnee zu rechnen, sonst gibt es leichten Regen.
Ein zweites Niederschlagsband vorderseitig des o.e. Höhentroges betrifft nach
allen Modellen in etwa einen Streifen von Brandenburg bis zur Wesermündung. In
diesem Bereich werden meist nur 0,5 bis 2 mm, lokal aber auch darüber,
simuliert. Bei einer T850 von -5 Grad muss mit leichten Schneefällen von 1 bis 2
cm gerechnet werden.
Der Wind an der Ostsee weht weiterhin frisch und in Böen gibt es in Küstennähe
steife (Bft 7), auf den Inseln auch stürmische Böen (Bft 8).

Vor allem im Süden ist es teilweise heiter, an den Alpen unter Föhneinfluss auch
teilweise sonnig und die Temperaturen steigen auf -3 Grad im Nordosten und bis
auf 7 Grad am Oberrhein.

In der Nacht zu Sonntag verlagert sich das Höhentief vom Kanal weiter in
Richtung Nordwesten und kann, da es keine Signatur am Boden aufweist, als
Kaltlufttropfen bezeichnet werden. Weiterhin verstärkt sich von Süden her ein
Hochkeil, dessen Achse sich von der Adria nach Süddeutschland erstreckt. Das
stützt weiteren Druckanstieg am Boden.

Folglich gibt nur im Westen noch restliche Niederschläge, im Süden als leichter
Regen, im Norden teils noch Schnee. Die Mengen sind jedoch vernachlässigbar. Die
Temperaturen sinken auf 0 Grad im Westen und -6 Grad im Nordosten. Ganz im
Westen bleibt es gebietsweise frostfrei. Der Wind weht allgemein mäßig bis
frisch aus Osten. Vor allem an der Nordseeküste gibt es steife Böen oder
stürmische Böen (Bft 7 bis 8).


Sonntag ... geht der zyklonale Einfluss in der Höhe weiter zurück, da der
schwache Rücken von der Adria sich weiter nordwärts verstärkt. Bodennah befinden
wir uns zwischen der mittlerweile von der nördlichen Nordsee bis zum Schwarzen
Meer verlaufenden Hochdruckzone und einem recht üppigen Tief (unter 985 hPa)
knapp westlich Portugals. Somit bleibt die ageostrophisch östliche Grundströmung
erhalten, mit der bodennah weiterhin noch Kaltluft insbesondere in den N und O
advehiert wird, wo es auch am Sonntag gebietsweise einen Eistag gibt.
Niedertroposphärisch hingegen macht die Milderung weitere Fortschritte, steigt
doch die 850-hPa-Temperatur mit Ausnahme des Nordostens auf 0°C oder etwas
darüber. Im W und SW macht sich das, auch unter Zuhilfenahme orografischer
Überströmungseffekte, durch einen Temperauranstieg in Bodennähe bis zu 8/9°C
bemerkbar.

Die Niederschläge im Westen ziehen alsbald ab. Auf der Nordsee bleibt es noch
windig mit Spitzen 7 Bft, auch in Hochlagen der Gebirge ist die ein oder andere
steife Windböen möglich.

Die Nacht zum Montag bleibt es meist niederschlagsfrei und es klart verbreitet
auf. Gebietsweise kann es Nebel geben. Der Wind weht vor allem an der Küste
weiter frisch und zeitweise gibt es steife Windböen (Bft 7). Es gibt leichten
bis mäßigen Frost von -1 Grad im Westen und -7 Grad an der Oder.

Montag ... verlagert sich das Höhenhoch weiter nach Süden und sein Zentrum
erreicht am Abend das mittlere und südliche Skandinavien. Auch im Süden gibt es
einen Keil in Richtung Norden. Das Bodenhoch hat eine von Südosten nach
Nordwesten gerichtete Achse und das Hochzentrum liegt am Abend über Polen und
Weißrussland.
Folglich zeigt sich der Montag verbreitet von seiner freundlichen Seite,
teilweise ist es sonnig bei Höchstwerten von 1 Grad im Nordosten bis 8 Grad im
Westen.
Der östliche Wind weht allerdings weiterhin frisch bis stark und in Böen auf den
Bergen steif (Bft 7), in exponierten Lagen auch stürmisch (Bft 8).

In der zum Dienstag ins es oft klar oder leicht bewölkt und die Temperaturen
gehen auf -1 bis -7 Grad zurück.


Modellvergleich und -einschätzung
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Wie schon von meinem Vorgänger erwähnt, zeigt das EZMW bis morgen früh ein
weiteres Niederschlagsgebiet über dem westlichen und nördlichen Bayern. Auch der
neueste Lauf von C-DE bietet ein ähnliche Lösung, dabei soll es vor allem im
Bereich des Fichtelgebirges und der Oberpfalz auch etwas mehr Niederschlag
geben. Die anderen Modelle zeigen diese Entwicklung nur sehr abgeschwächt,
sodass demnach lediglich nicht nennenswerter Schneefall zu erwarten ist. Diese
Entwicklung muss in der kommenden Nacht im Auge behalten werden und entsprechend
mit Nowcasting abgewarnt werden.
Ansonsten ergeben sich bei den Standardfeldern kaum Unterschiede bei den
gesichteten Modellen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich