Thema des Tages

08-02-2017 14:40

Deutschland, ein geteiltes Land


Schauen wir zunächst auf die aktuelle Großwetterlage. Wie bereits
einige Modellläufe in der vergangenen Woche angedeutet haben, hat
sich ein umfangreiches Hochdruckgebiet über Skandinavien gebildet.
Namentlich ist dies Hoch "Erika" mit einem Kerndruck von stolzen 1050
Hektopascal (hPa). Demgegenüber steht westlich von Island ein
kräftiges Tief mit dem Namen "Niklas" und einem Kerndruck von derzeit
965 hPa. "Niklas" hatte zu Beginn der Woche sogar weniger als 940
hPa. Ein mächtiger Druckgegensatz also, der vor allem im Seegebiet
südlich von Island und westlich von Irland hohe Wellen geschlagen
hat.

Auf der Südflanke von "Erika" hat sich die eisige Frostluft aus
Westrussland in den letzten Tagen auf den Weg gemacht und ist weiter
nach Mitteleuropa und Deutschland vorangekommen. Grund dafür ist vor
allem, dass Tief "Niklas" etwas die Kraft ausgegangen ist und
dementsprechend nicht mehr richtig entgegen halten kann.

Dennoch gelingt es der Kaltluft nicht vollends Deutschland in seinen
Bann zu nehmen. Dies liegt vor allem an der geringen Mächtigkeit der
kontinentalen Kaltluft. Die kälteste Luft konzentriert sich auf die
untersten 1 bis 1.5 km und wird gedeckelt von einer Inversion
(Temperaturzunahme mit der Höhe). Dadurch stellen die Mittelgebirge
gewissermaßen eine natürliche Barriere dar, die die Kaltluft
ausbremst. Es ist also wenig überraschend, dass es in der
Nordosthälfte dauerfrostig ist, während weiter nach Südwesten die
Höchstwerte deutlich in den positiven Bereich steigen können.

Wie geht es nun bis zum Wochenende weiter? Hoch "Erika" weitet seinen
Einfluss westwärts aus, sodass Tief "Niklas" nahezu vollständig
verdrängt wird. Infolgedessen kann mit der östlichen Strömung die
Kaltluft zunächst noch etwas weiter Boden in Richtung Westen
gutmachen. Insbesondere nachts ist es dann überall frostig und
tagsüber geht das Temperaturniveau abgesehen vom Oberrhein noch ein
Stück weiter zurück.

Wirklich freundlich wird es allerdings nur in wenigen Regionen.
Ursächlich dafür ist, dass die bodennahe Kaltluft mit Feuchtigkeit
angereichert ist, die gebietsweise zu einer dichten hochnebelartigen
Wolkendecke führt. Zudem macht sich zum Wochenende ein sogenannter
"Kaltlufttropfen" bemerkbar. Dabei handelt es sich um ein Tief, das
man nur in Wetterkarten von höheren Luftschichten findet und das
aufgrund seiner etwas schwierigen Vorhersagbarkeit für einige
Überraschungen gut sein kann. Der Kaltlufttropfen könnte am kommenden
Wochenende in der Nordosthälfte durchaus für etwas Schneefall sorgen
und damit den winterlichen Eindruck noch verstärken. Allerdings gibt
es diesbezüglich noch größere Modellunsicherheiten.

Interessant ist auch noch eine andere Entwicklung über Südwesteuropa.
Dort etabliert sich ein umfangreiches Tiefdruckgebiet, das in der
kommenden Woche auch Deutschland beeinflusst. Es sorgt für die Zufuhr
milder Luftmassen nach Zentraleuropa ... allerdings nur in den höheren
Luftschichten. Da gleichzeitig der hohe Luftdruck über Deutschland
vorherrschend bleibt, verstärkt sich damit die Inversionswetterlage.
Bodennah kann sich nämlich vor allem in der Nordosthälfte die
Kaltluft halten. Als Ergebnis setzt sich das bereits im Dezember und
Januar mit nur kurzen Unterbrechungen vorherrschende winterliche
Hochdruckwetter und die in Teilen des Landes enorme Trockenheit wohl
auch im Februar fort und frühlingshafte Temperaturen sind derzeit
noch weit von uns entfernt.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.02.2017

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