DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-02-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.02.2017 um 10.30 UTC



Hochdruckwetter, in der Nordosthälfte Deutschlands Dauerfrost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 12.02.2017


Am Mittwoch liegt über Nordskandinavien eine blockierende Höhenantizyklone. Über
großen Teilen Mittel- und Westeuropas ist die Höhenströmung im Bereich zweier
Tröge sehr schwach. Das sehr kräftige fennoskandische Boden-Hoch führt an seiner
Südflanke in den Nordosten Deutschlands kontinentale Frostluft, während sich im
Südwesten deutlich mildere Luft hält.
Am Donnerstag und Freitag ändert sich nichts Wesentliches, am Samstag wandert
die Antizyklone in 500 hPa über Finnland südwärts und verliert später auch ihre
Eigenständigkeit, so dass zum Tagesende der sich von der mittelatlantischen
Antizyklone nach Nordosten erstreckende und über die Nordsee und bis zum
Baltikum reichende Rücken diese Ex-Antizyklone aufnimmt. Auch das Bodenhoch
verlagert sich südwärts und erreicht am Tagesende die mittlere Ostsee.
Am Sonntag entsteht im Bereich Schottland innerhalb des Rückens eine neue
Antizyklone, die sich zur nördlichen Nordsee verlagert. Gleichzeitig wandert das
Bodenhoch von der Ostsee nach Ostpolen. Unser Land verbleibt damit in der Zufuhr
kontinentaler Kaltluft, was sich weiterhin vor allem in der Nordosthälfte durch
verbreiteten Dauerfrost auswirkt.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum bewegt sich die neue 500 hPa-Antizyklone nach
Estland und das Bodenhoch zur Ukraine. Deutschland verbleibt damit noch unter
Hochdruckeinfluss, wobei der Wind nun mehr aus südöstlichen Richtungen (vorher:
östlichen) Richtungen weht.

Der Großwetterlagen-Forecast-Tree nach Paul James, basierend auf dem gestrigen
12 UTC-ECMF-EPS, weist für Mittwoch bis Sonntag überwiegend antizyklonale
Wetterlagen aus. Mittwoch dominiert noch HFz (Hoch Fennoskandien, über
Mitteleuropa zyklonal) mit 40 Fällen, der Rest teilt sich auf in HNFa (Hoch
Nordmeer/Fennoskandien, antizyklonal) und SEz (Südost, zyklonal). Ab Donnerstag
ist HNFa die weitaus häufigste Großwetterlage im Ensemble (29, 36, 39 und 30
mal). Der Rest besteht aus HFz, SEz, am Sonntag auch aus SEa und Sa.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der heutige 00 UTC-ECMF-Lauf weist gegenüber dem gestrigen 00 UTC-Lauf bis
Sonntag 00 UTC eine gute Konsistenz auf. Am Montag 00 UTC zeigen sich erstmals
etwas markantere Unterschiede: Die für unter Wetter dominierende
Höhenantizyklone wird jetzt nicht mehr über dem Finnischen Meerbusen, sondern
über der nördlichen Nordsee vorhergesagt. Von dem gestrigen kleinen
Kaltlufttropfen über Deutschland ist jetzt nichts mehr zu sehen, das
Geopotential ist deutlich höher und die Isohypsenkrümmung antizyklonal über
unserem Gebiet. Der Bodendruck ist höher bei geringerem Gradienten. Die 850
hPa-Temperatur ist ebenfalls höher (im Nordwesten um mehr als 5 K). Am Dienstag
00 UTC setzen sich die besonders in 500 hPa augenfälligen Unterschiede fort: Die
starke Höhenantizyklone liegt nun über Schweden, gestern war sie noch - deutlich
schwächer - wesentlich weiter im Osten (Russland) angenommen worden. Das
Bodendruckfeld ist antizyklonal geprägt; gestern wurde es zyklonal simuliert
trotz relativ hohen Absolutdruckes.
Im Vergleich zum gestrigen 12 UTC-Lauf ist die Konsistenz bis zum kommenden
Wochenende gut, im erweiterten Mittelfristzeitraum aber immer noch befriedigend:
Das östliche Bodenhoch wird jetzt 10 hPa schwächer und weiter südlich simuliert.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


132- bis 168stündig ist die Antizyklone bei ICON deutlich schwächer ausgeprägt
als im deterministischen ECMF-Lauf ("ECMFdet"). Sie wandert über dem östlichen
Europa auch rascher nach Süden. Die Temperatur 850 hPa liegt bei ICON über
Deutschland teils deutlich tiefer. Der Bodendruckgradient ist wesentlich
schwächer als bei den Europäern, die Strömungsrichtung Ost die gleiche.
168stündig (Sonntag 00 UTC) gibt es hierzulande nahezu keinen Gradienten mehr,
während nach ECMFdet ein böiger Ostwind pfeift.
GFS ist der ECMFdet-Version deutlich ähnlicher und stützt dieses Modell mehr als
ICON.
Die Temperaturverläufe in Offenbach werden mittelfristig (09. bis 15.02.) vom
kanadischen und norwegischen Modell vor allem bei den Minima deutlich tiefer
angesetzt als nach dem australischen und US-Modell. Das australische Modell ist
sehr tagesschwankungsarm und bewegt sich im gesamten Zeitraum für Offenbach im
positiven Temperaturbereich, während das andere Extrem, das kanadische Modell,
vom 12. bis 14. Minima von -9 bis -10 Grad annimmt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


ECMFdet repräsentiert im Bodendruckfeld sehr gut das gesamte Ensemble. Analoges
kann man auch in Bezug auf das Geopotentialfeld 500 hPa sagen, zumindest bis zum
168stündigen Termin. Ab t+192h zeigt sich, dass die schon oben angesprochene
Neubildung eines antizyklonalen Steuerungszentrums aus dem Rücken der
mittelatlantischen Antizyklone im operationellen Lauf deutlich stärker simuliert
wird als im Ensemble; dieses hat dort nur einen 552 gpdam-Rücken zu bieten,
während ECMFdet eine 570er Isohypse aufweist.
Der 120- bis 168stündige Vorhersagezeitraum wird heute in drei Cluster
aufgeteilt; Kontrolllauf und operationeller Lauf liegen in C1 (19 Fälle).
168stündig unterscheiden sich C1 und C2 nicht markant voneinander (über
Mitteleuropa), C3 hat den Rücken schwächer und weiter südlich (über England zum
Skagerrak gerichtet). 192- bis 240stündig gibt es fünf Cluster, die im Bodenfeld
über Deutschland nach 240 Stunden aber alle antizyklonal bestimmt sind (östliche
bis südöstliche, teils kräftige Bodenströmung).
Die 850 hPa-Temperatur-Rauchfahne von Offenbach zeigt einen Anstieg bis zur
Nacht auf Dienstag auf Werte von etwa 2-3 Grad, anschließend wieder einen Abfall
auf etwa -4 Grad bis Freitag. Dann nimmt die Schwankungsbreite der
Ensemble-Member zu; die wahrscheinlichsten Werte der Temperatur legen aber einen
allmählichen Anstieg nahe, womit die Temperatur dann nach 240 Stunden etwa im
Bereich zwischen 0 und 5 Grad liegen dürfte. Niederschlagssignale zeigen die
Member besonders zwischen Montag (morgen) mittag und Dienstag abend, dann erst
wieder verstärkt am Montag und Dienstag (13. und 14.02.). Vom 09. bis 12. weisen
nur wenige Ensembleglieder Niederschlagssignale auf (meist geringfügig).
NAEFS (Kombinations-Ensemble aus amerikanischem und kanadischem Modell) hat
180stündig (Sonntag 12 UTC) geringeres Geopotential über Mittel- und
Nordwesteuropa und auch das östliche Bodenhoch ist weniger stark ausgeprägt als
im ECMFdet. Die Bodenströmung über Deutschland - ESE - ist in beiden Fällen
allerdings die gleiche. Aus ESE weht auch der Wind nach dem ungewichteten Mittel
des ECMF-EPS, wobei hierzulande der Gradient nach ECMF-EPS etwas stärker und der
Druck etwa 5 hPa höher ist als im NAEFS-Modell.
Das Modell des brasilianischen Wetterdienstes CPTEC hat - ähnlich wie ICON
168stündig - kein ausgeprägtes antizyklonales Steuerungszentrum in 500 hPa zu
bieten. Aber auch nach diesem Modell haben wir hier eine ESE-Strömung,
allerdings bei leicht zyklonal gekrümmten Bodenisobaren und auch niedrigerem
Bodendruck als im NAEFS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI hat bezüglich Windböen und Niederschlag vom Mittwoch bis Samstag keine
Signifikanz-Signale zu bieten, wohl aber im Hinblick auf die Maximumtemperatur,
wo mittwochs und donnerstags im Norden und Osten Deutschlands vielfach Werte
zwischen -0.7 und -0.8 angegeben werden (signifikante negative
Temperaturabweichung). Am Freitag und Samstag liegen die Werte über der
Nordhälfte allgemein nur zwischen -0.5 und -0.6.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Burkhard Kirsch.