DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-02-2017 09:00
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.02.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HFz
Allmählicher Übergang zu ruhigem Spätwinterwetter. Vor allem im Nordosten noch
streckenweise Gefahr von Glätte. In den Nächten bei klarem Himmel über Schnee ab
der Nacht zum Mittwoch strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland an der Südflanke eines blockierenden (und
abgeschlossenen) Höhenhochs über Skandinavien und dem Nordmeer. Das
korrespondierende Bodenhoch hat einen Schwerpunkt über der Karasee ausgebildet;
damit liegt dieses Hoch noch zu weit weg von Mitteleuropa und kann seinen
Einfluss auf unser Vorhersagegebiet noch nicht so recht entfalten. So lässt
dieses Hoch dem Trog über Westeuropa noch eine Chance, mit nach Nordosten
ausgreifenden kurzwelligen Anteilen für wechselhaftes Wetter zu sorgen. Einer
dieser Kurzwellentröge erreicht heute den Nordwesten, wird aber dabei
zugeschüttet. Das mit diesem Trog korrespondierende Frontensystem, eine
Okklusion, hat mittlerweile den Norden und Nordosten erreicht und sorgt dort für
geringe Niederschläge, die teils als Schnee oder Schneegriesel, teils als (nach
Nordosten hin gefrierender) Regen fallen, wodurch aufgrund des noch gefrorenen
Bodens stellenweise Glätte auftreten kann. Diese Okklusion nimmt zusehends den
Charakter einer Luftmassengrenze an. Vorderseitig fließt bereits mit einer
östlichen bodennahen Komponente aus dem o.g. Hoch Kaltluft aus, während in die
anderen Gebiete mit einer westlichen bis südwestlichen bodennahen Komponente
mildere Luft gelangt (die sich aber aufgrund des vorherigen Aufklarens während
der Nacht verbreitet bis in den Bereich leichten Frostes abgekühlt hat). Somit
besteht auch in diesen Gebieten, bedingt durch überfrorene Nässe, zunächst noch
Glättegefahr.
Bis zum Abend tropft der über Westeuropa liegende Trog aus. Über dem Golf von
Genua entwickelt sich ein Tief. Da derweil das Tief über Westfrankreich
verschwindet, ist das neue Tief als "Downstrem Development" zu verstehen, die
zusätzlich durch den nach Süden austropfenden Trog getriggert wird. Dabei
greifen die Niederschläge, die mit der Trogvorderseite in Verbindung stehen, auf
den Westen und Südwesten über, wobei die Schneefallgrenze zunächst noch bei 800
bis 1000 Metern liegt, d.h. Schnee fällt allenfalls in den Kamm- und Gipfellagen
des Schwarzwaldes und vielleicht noch unmittelbar an den Alpen. Allerdings
reicht es nur für wenige Zentimeter Schnee.
In einem breiten Streifen vom Rheinland bis zum Westerzgebirge und bis zu den
Alpen sind Auflockerungen und zum Teil auch längere heitere Abschnitte zu
erwarten.
Im Nordosten sowie ganz im Norden, d.h. in der von Osten einfließenden Kaltluft,
bewegen sich die Temperaturen zwischen 0 und 4 Grad. In den anderen Gebieten
werden 4 bis 8 Grad erreicht.
In der Nacht zum Montag kann sich das Tief über dem Golf von Genua noch etwas
verstärken. Niederschläge, die durch herumgeführte Warmluft ausgelöst werden,
können auf die Alpennordseite und vielleicht auch auf den südlichen Schwarzwald
übergreifen. Allerdings sollte es dort nur für wenige Zentimeter Neuschnee
reichen. Im Norden und Nordosten ist nach wie vor die o.g. Luftmassengrenze mit
geringen Niederschlägen wetterwirksam, die nach Nordwesten hin noch meist als
Regen und sonst als Schnee oder Schneegriesel fallen, wodurch weiterhin
Glättegefahr besteht. In einem breiten Streifen, der sich vom Nordwesten
Deutschlands in den Südosten erstreckt, klart es auf, wodurch sich streckenweise
Nebel bilden kann.
Abgesehen vom Nordwesten und Westen ist ansonsten meist leichter Frost zu
erwarten.

Montag... rückt das blockierende Hoch näher; das korrespondierende Bodenhoch
bildet einen Schwerpunkt über Südfinnland aus. Einen weiteren Kurzwellentrog,
der in der Nacht zuvor bereits die Nordsee erreicht hat, kann gegen dieses Hoch
nichts mehr ausrichten. Zudem gräbt eine intensive Zyklogenese, aus der
südwestlich von Island ein Orkantief mit einem Kerndruck bis unter 940 hPa
hervorgeht, diesem Trog vollends das Wasser ab.
Die Kräftigung des Bodenhochs führt zu einem Durchsetzen der östlichen bis
leicht nördlichen bodennahen Windkomponente auch in den anderen Landesteilen.
Die im Nordosten Deutschlands liegende Luftmassengrenze kann ebenfalls etwas
nach Südwesten vorrücken, wobei in deren Bereich geringe Niederschläge
auftreten. Diese fallen im Nordosten und in Teilen der Mitte meist als Schnee,
weiter nach Nordwesten hin eher als Regen. Dabei verschiebt sich dieser
Grenzbereich mit dem Phasenübergang eher nach Westen hin. An der Ostsee kommen
zudem Schneeschauer auf. Zudem wird dort der Wind stärker, so dass an der
Ostseeküste Windböen auftreten können.
Das Bodentief südlich der Alpen beginnt sich bei leichter Südostverlagerung
abzuschwächen, was die Niederschläge zusehends auf den östlichen Alpenrand
übergreifen lässt. Dort kommen einige, in Staulagen 5 bis 10 Zentimeter
Neuschnee zusammen.
Bedingt durch die Kräftigung des Hochs setzt ein allmählicher Temperaturrückgang
ein. Im Norden und Osten werden nur noch 0 bis 3 Grad erreicht. Im Westen und
Süden liegen die Temperaturmaxima zwischen 2 und 5 Grad, in tieferen Lagen West-
und Südwestdeutschlands sind noch einmal bis 7 Grad möglich.
In der Nacht zum Dienstag verliert das Tief über Südeuropa seinen Einfluss auf
unser Wettergeschehen, wodurch auch am östlichen Alpenrand die Niederschläge
allmählich nachlassen. Ansonsten kommt es im Norden und Osten noch zu geringen
Niederschlägen, die meist als Schnee oder Schneegriesel fallen und die
streckenweise zu Glätte führen können. Da der Schwerpunkt des Bodenhochs ein
wenig nach Süden abdriftet, ist der Wind an der Ostsee im wesentlichen ablandig,
so dass Windböen an der Ostseeküste dann weniger wahrscheinlich sind. An der
Nordsee frischt dagegen der Wind auf, so dass dort ebenfalls Windböen zu
erwarten sind.
Frostfrei bleibt es wahrscheinlich nur noch in einigen tieferen Lagen West- und
Südwestdeutschlands. Ansonsten stellt sich leichter bis mäßiger Frost ein.

Dienstag... weitet sich das blockierende Boden- und Höhenhoch noch etwas nach
Süden aus. Gleichzeitig greift der Trog, der aus der o.g Orkantiefentwicklung
über dem Nordostatlantik resultierte, auf die Britischen Inseln und die Biskaya
über. Diesem Trog ist eine flache Tiefdruckrinne vorgelagert, die bis zum Abend
die Nordsee und die Benelux-Staaten erreicht. Die Niederschläge des darin
eingelagerten, sehr wahrscheinlich wieder okkludierten Frontensystem können bis
zum Abend den äußersten Westen und Südwesten erreichen. Wie weit diese
Niederschläge nach Osten vorankommen und ob überhaupt hiervon noch der Westen
und Südwesten erfasst wird, ist noch einigermaßen unsicher. Sollten diese
Gebiete von Niederschlägen erfasst werden, steigt die Schneefallgrenze rasch auf
500, im Schwarzwald vielleicht auf 800 Meter. In den mittleren Regionen treten
noch geringe Niederschläge, die meist als Schnee fallen, auf. An der Ostsee
bleibt es windig mit Böen bis Bft 7, in exponierten Lagen auch mit stürmischen
Böen.
Auflockerungen sind im Norden und Nordosten sowie zu den Alpen hin am
wahrscheinlichsten. Ansonsten sind Wolkenlücken eher selten.
Im Norden und Osten sowie zum Teil auch in den mittleren Gebieten stellt sich
leichter Dauerfrost ein. Auch in den anderen Gebieten wird es mit 0 bis 4, in
Rheinnähe vielleicht bis 6 Grad allmählich kühler.
In der Nacht zum Mittwoch ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur
unwesentlich. Da das Hoch gegenhält, kommen die Niederschläge im Süden weiter
nach Osten voran und erfassen auch Teile des Alpenrandes. Dabei ist nach wie vor
unsicher, wie weit die Niederschläge ostwärts vordringen. In den westlichen
Mittelgebirgen und im Schwarzwald ändert sich die Schneefallgrenze nur
unwesentlich, an den Alpen schneit es dagegen bis in tiefere Lagen. Im Allgäu
sind dabei bis 10 Zentimeter Neuschnee möglich.
Nahezu flächendeckend ist leichter bis mäßiger, in den östlichen Mittelgebirgen
und in Teilen der Lausitz durchaus auch strenger Frost zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Allenfalls zum Ende des Vorhersagezeitraumes hin, d.h. etwa ab Dienstagmittag,
ergeben sich unterschiedliche Auffassungen in der Frage, wie rasch und wie weit
die Niederschläge des "neuen" Frontensystems auf den Westen und Südwesten
Deutschlands übergreifen. Während GFS und ICON ein ähnliches Verhalten zeigen,
verzögert EZMW das Übergreifen der Niederschläge (was auch am ehesten den
Erfahrungen entspricht, denn das Hoch ist mittlerweile hinreichend kräftig, um
frontale Prozesse von Mitteleuropa fernzuhalten).
Die Probabilistik stützt die oben getroffenen Aussagen. Allerdings wird von
COSMO-LEPS und auch dem EPS des EZMW am Ende des Vorhersagezeitraumes die
ICON-GFS-Variante (mit dem rascheren Vordringen des Frontensystems) favorisiert.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann