Thema des Tages

04-02-2017 14:40

"Winkelförmige Westwetterlage"

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer
Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese
ergeben sich durch weiträumige Luftdruckverteilungen und die daraus
resultierenden Strömungsmuster, in Bodennähe sowie auch in den
darüber liegenden Luftschichten. Das Wetter selbst wird außerdem
durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen
Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer
Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes
durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch
erhalten.

In diesen Tagen dominiert eine "Winkelförmige Westlage"
(wissenschaftliche Abkürzung Ww) das Wettergeschehen im
nordatlantisch-europäischen Raum. Diese Zirkulationsform ist nach
Westen hin weitgehend zonal, d.h. parallel zu den Breitenkreisen
ausgeprägt, nach Osten hin eher meridional orientiert. Zwischen einer
z.Z. fast den gesamten Nordatlantik und Nordwesteuropa umfassenden
Tiefdruckzone und hohem Luftdruck bzw. Geopotential über dem
Zentralatlantik und Nordafrika verläuft in der mittleren Troposphäre
über Teilen Süd- und Mitteleuropas eine schwach mäandrierende,
westliche Höhenströmung. Dabei ist die derzeitige "Winkelwestlage"
ziemlich weit nach Süden verschoben und erstreckt sich etwa parallel
zum 40. nördlichen Breitengrad, was einer gedachten Linie zwischen
Madrid und Istanbul entspricht. Weiter östlich über Finnland, Mittel-
und Südrussland liegt ein blockierendes Hochdruckgebiet. Folglich
wird die Frontalzone, und damit auch die Strömung nun über Mittel-
und Ostmitteleuropa nach Norden abgelenkt.

Westwetterlagen im Allgemeinen, so auch winkelförmige Westlagen, sind
typisch für das Klima Mitteleuropas. Während sie im Sommer seltener
auftreten, findet man sie im langjährigen statistischen Mittel am
häufigsten von November bis Januar. Sie sorgen in Zentraleuropa für
unbeständiges Wetter mit Niederschlägen, denn die vom Atlantik
herangeführten Luftmassen sind feucht und bewirken im Sommer
Abkühlung, im Winter Milderung des Temperaturregimes. Damit erklären
sich auch die insgesamt "wenig winterlichen" Temperaturen in
Deutschland. In den vom blockierenden Hochdruckgebiet über Osteuropa
beherrschten Regionen dagegen tritt ein kontinentaler Wettercharakter
zu Tage, d.h. Hitze im Sommer und Kälte im Winter, so herrschen in
Mittel- und Nordrussland derzeit Temperaturen zwischen -15 °C und -30
°C.

Unter http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/02/04.html
finden Sie oben jeweils vom gestrigen 12:00-UTC-Lauf des
amerikanischen Vorhersagemodells GFS berechnete Prognosen der
geopotentiellen Höhe der 500-hPa-Hauptdruckfläche sowie des
Bodenluftdruckes für Sonnabend, den 04.02.2017, 12:00 UTC. Das
500-hPa-Niveau repräsentiert die mittlere Troposphäre, außerdem wurde
die relative Topografie zwischen 500 und 1000 hPa dargestellt. Die
untere Abbildung zeigt für denselben Termin eine auf dem gestrigen
00:00-Uhr-UTC-Lauf des deutschen Vorhersagemodells ICON basierende,
etwa denselben Kartenausschnitt zeigende und mit den Namen der
jeweiligen Druckgebilde versehene Bodenwetterkarte.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.02.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst