DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-02-2017 09:00
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.02.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Ww Übergang zu NFz

Im Südwesten vorübergehend stürmisch, ab dem Mittag zunehmend starke bis
stürmische Böen, im Bergland teils schwere Sturmböen, nachts wieder nachlassend.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegen wir zwischen einem Höhenrücken über Ost- und Nordeuropa und
einem umfangreichen Trog über dem Nordostatlantik in einer südlichen bis
südwestlichen Strömung, in der immer wieder kurzwellige Troganteile über uns
nach Nordosten ziehen und für Hebung sorgen. Die Frontalzone verläuft dabei
südlich unseres Raumes über die Iberischen Halbinsel und das Mittelmeer nach
Osten, ist dabei nach Osten aber schlecht definiert.
Vor einem Randtrog hat sich ein kräftiges Sturmtief gebildet, das über
Frankreich nach Nordosten zieht, sich aufgrund der Annäherung an den Rücken aber
abschwächt.

Es greift mit Niederschlägen und auffrischenden Wind von SW auf Deutschland
über. Die Niederschläge breiten sich bis zum Abend auf eine Linie vom
Münsterland nach Unterfranken und Schwaben aus. Auch über die Alpen breiten sich
Niederschläge auf die Alpennordseite aus. Die Schneefallgrenze steigt dabei von
anfangs teils um 500m vorübergehend auf über 1000m, um abends auf der Rückseite
des Tiefs von Südwesten wieder auf rund 500m zu sinken. Der Wind frischt vor
allem an der starkgradientigen Süd- und Ostflanke des Tiefs auf und erreicht in
tiefen Lagen in Böen Bft 7, im Bergland Bft 8 bis 9, auf exponierten Gipfeln
sind schwere Sturmböen möglich bis hin zu Orkanböen auf dem Feldberg im
Schwarzwald.

Abseits der Tiefentwicklung verläuft der Tag ruhiger. Die leichten Regenfälle
anfangs im Nordwesten klingen ab, die Nebelfelder, die sich nachts gebildet
haben, lichten sich und bei teils aufgelockerter, teils - vor allem im Norden
-starker Bewölkung, bleibt es weitgehend niederschlagsfrei. Nur auf einigen
Berggipfeln frischt der Wind stärker auf.

In den größten Landesteilen hat eine sehr milde maritime Luftmasse fußgefasst,
nur im Nordosten und in Teilen Bayerns hält sich zäh und bodennah eine etwas
kältere Luft, in der die Maxima bei 2 bis 5 Grad liegen. Sonst werden meist 7
bis 12 Grad erreicht, am Oberrhein bis 14 Grad.

Nachts verlagert sich das Tief unter Auffüllung ins westliche Niedersachsen, die
Niederschläge breiten sich ebenfalls nach Osten und Norden aus, schwächen sich
dabei aber ab. Die Schneefallgrenze sinkt über der Mitte auf rund 500m, im Süden
liegt sie teilweise deutlich höher bei fast 1000m. Da der Gradient wieder
auffächert, lässt auch der Wind nachts rasch wieder nach, ausgangs der Nacht
sind stärkere Böen nur noch im höheren Bergland nach Süden hin und über der
Mitte ein Thema. Wo es auflockert, was vor allem im Süden und Westen der Fall
sein dürfte, gibt es leichten Frost, Glätte durch gefrieren von Nässe und Nebel.
Bei starker Bewölkung sollte es lediglich im Bergland für Frost reichen. Im
äußersten Nordosten kommen leichte Niederschläge auf, die auf eine
Luftmassengrenze zurückzuführen sind, dort fällt teils bis ganz runter
Schneeregen oder nasser Schnee, es sollte aber meist nichts liegen bleiben und
auch im äußersten Südwesten sind ausgangs der Nacht wieder leichte Niederschläge
möglich.

Sonntag... hat sich über Skandinavien mittlerweile aus dem Höhenkeil über
Osteuropa ein blockierendes Höhenhoch entwickelt. Das korrespondierende
Bodenhoch, das einen Schwerpunkt über der Karasee aufweist und sich mit einem
Keil bis in die Nordsee erstreckt, kräftigt sich weiter. Folglich kann das
nächste Bodentief von der Bretagne nicht mehr nach Ost/Nordost gelangen, sondern
wird nach Süden ins westliche Mittelmeer gedrückt. Dort begünstigt der sich
dorthin ausweitende westeuropäische Trog eine Zyklogenese. Als "Winkel-West"
lässt sich die Lage dann nicht mehr bezeichnen; vielmehr ist der Übergang zu
einer Großwetterlage "Hoch Fennoskandien zyklonal" vollzogen.

Als Folge hiervon setzt sich von Norden her in Bodennähe zusehends eine östliche
Komponente durch, mit welcher bodennah langsam kältere Luft advehiert wird. Das
bringt dann im Nordosten bereits wieder ein Absinken der Schneefallgrenze bis in
tiefe Lagen mit sich. In den anderen Gebieten kann sich dagegen die kältere Luft
noch nicht durchsetzen, so dass sich dort an der Schneefallgrenze nicht allzu
viel ändert. Die Niederschläge im Norden wandern weiter Richtung Küste, während
die Niederschläge des nächsten Tiefs auf den Südwesten beschränkt bleiben.
Der Wind frischt vor allem an den Küsten auf mit Bft 6 bis 7 in Böen, exponiert
vielleicht auch Bft 8 aus östlichen Richtungen.

Im östlichen Mittelgebirgsraum und im Süden können die Wolken auflockern,
ansonsten hält sich meist starke Bewölkung. In der Mitte und im Süden erfolgt
noch keine Temperaturänderung, d.h. die Höchstwerte dort erreichen 5 bis 8 Grad.
Im Norden und Nordosten setzt dagegen ein allmählicher Temperaturrückgang ein.

In der Nacht zum Montag kräftigt sich das blockierende Hoch über Fennoskandien
etwas und weitet sich nach Südwesten aus, wodurch sich eine Hochbrücke
herausbildet, die sich, ausgehend von diesem Hoch, bis zur Iberischen Halbinsel
und in das Seegebiet westlich davon erstreckt. Hierdurch dringt mit einer
östlichen bis nördlichen bodennahen Komponente die kältere Luft weiter nach
Süden vor, so dass auch in den mittleren Gebieten die Niederschläge in die feste
oder zumindest in Mischphase übergehen können. Auf den Südwesten und die
alpennahen Gebiete greifen Niederschläge über, die aus einer kräftigen
Zyklogenese südlich der Alpen resultieren.

Warmluftadvektion sorgt in Verbindung mit der Orografie für den erforderlichen
Hebungsantrieb. Im Schwarzwald und unmittelbar an den Alpen kann es daher
kräftigere Schneefälle geben.

Abgesehen vom Nordwesten, dem Westen und tieferen Lagen Südwestdeutschlands
dürfte es dann wieder verbreitet leichten Frost geben, wodurch Glättegefahr
besteht.



Montag... kommt es am Trog über Westeuropa im westlichen Mittelmeerraum zu einem
Cut-Off und das entstehende Tief wandert über Italien hinweg südostwärts. Der
verbleibende Rest-Trog im Norden liegt dabei über unserer Westhälfte und
verkürzt im Tagesverlauf seine Wellenlänge deutlich. Grund ist die Ausweitung
des Höhenhochs über Skandinavien und Nordrussland. Der Schwerpunkt des
Bodenhochs liegt weiter im Raum Karelien/Weißes Meer. Mit der östlichen Strömung
verstärkt sich im Norden die Advektion kalter Luftmassen, lokal ist östlich der
Elbe schon Dauerfrost möglich. Allerdings bleibt es in größeren Landesteilen
auch schon trocken, wobei aber tiefe Bewölkung vorherrscht, aus der nur einige
Gipfellagen der Gebirge herausragen. Dort kann allerdings längere Zeit die Sonne
scheinen.

Niederschläge gibt vor allem im Norden, im Bereich einer Luftmassengrenze und an
den Alpen, hier auf der Nordseite des entstandenen Sturmtiefs über dem
westlichen Mittelmeer. In Küstennähe können die ansonsten leichten Schneefälle
durch das wärmere Wasser schauartig verstärkt sein.
In den Alpen und im Alpenvorland muss aber auch mit etwas stärkerem Schneefall
gerechnet werden. Die Mengen sollten jedoch nur vereinzelt die 5cm/12h
überschreiten.

Der Wind weht im Norden teilweise frisch aus Ost, an den Küsten mit Bft 7 bis 8.


Die Tageshöchstwerte liegen zwischen 1 Grad im Osten und 7 Grad am Rhein. Es
kann jedoch im Osten lokal auch schon Dauerfrost geben.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Wesentlichen ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner