DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

31-01-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.01.2017 um 10.30 UTC



Weitgehend zyklonal geprägter und milder Witterungsabschnitt. Mitte der kommende
Woche voraussichtlich wieder kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 07.02.2017


Während des ganzen Mittelfristzeitraums ist nach dem aktuellen EZMW-Lauf von 00
UTC ein Langwellentrog auf dem Atlantik prägend für das Wetter in Mitteleuropa.
Deutschland befindet sich dabei unter meist zyklonalen Bedingungen in einer
vorwiegend milden südlichen bis südwestlichen Strömung, die in den Alpen
zeitweise Föhn erwarten lässt.

Im Detail erstreckt sich der Langwellentrog zu Beginn des Mittelfristzeitraums
am kommenden Freitag von Grönland bis in die Biskaya. Korrespondierend dazu ist
darunter am Boden ein steuerndes Tiefdrucksystem mit mehreren Kernen zu finden.
Um den Trog herum werden kurzwellige Anteile geführt, wobei im Seegebiet
südwestlich der Britischen Inseln ein unter Abschwächung befindliches Höhentief
liegt. Dieses stützt ein Randtief, das im Laufe des Tages gen Schottland zieht.
Ein weiterer Randtrog, der von Nordosten vom Atlantik in Richtung Biskaya
abläuft und den Langwellentrog regeneriert, stützt ein weiteres Randtief, das
zum Tagesende seinen Schwerpunkt über der Biskaya hat. Die Ausläufer des ersten
Randtiefs bzw. des steuernden Tiefs über dem Atlantik erreichen am Freitag
Deutschland, die sich mit weiterem Vorankommen nach Osten hin jedoch
abschwächen. Am Samstag ziehen die Ausläufer des zweiten Randtiefs, das
mittlerweile im Ärmelkanal angekommen ist, über uns hinweg. Auch hierbei zeigt
sich nach Osten hin eine Abschwächungstendenz. Bei 850 hPa-Temperaturen zwischen
2 und 6 Grad fallen Niederschläge größtenteils in flüssiger Phase, erst zum
Samstagabend hin fließt mit Durchzug der Kaltfront des zweiten Randtiefs bei
Temperaturen unter 0 Grad in 850 hPa etwas kältere Luft ein. Dann gehen die
Niederschläge insbesondere im Bergland zum Teil in Schnee über.

Am Sonntag wird der Langwellentrog durch einen weiteren Randtrog von Nordwesten
weiter gefüttert, wodurch ein nun drittes Randtief mit Kern mittags über der
Bretagne gestützt wird. Auch dessen Ausläufer überqueren Deutschland,
Niederschläge konzentrieren sich erneut meist auf die Westhälfte des Landes.
Dabei wird neuerlich ein Schwall milderer Luft einbezogen, der die 850
hPa-Temperatur wieder auf über 0 Grad steigen lässt. Damit steigt auch die
Schneefallgrenze wieder auf höhere Gipfellagen.

Am Montag kommt der Südteil des Langwellentrogs nach Deutschland voran, wobei
sich die Wellenlänge reduziert und in Richtung zentrales Mittelmeer ein
Abtropfen eingeleitet wird. Das dritte Randtief verlagert sich damit nach
Deutschland, füllt sich aber auch auf. Dahinter kann mit einem flachen Rücken
von Südwesten her Zwischenhocheinfluss wirksam werden, der sich vor allem auf
die Westhälfte auswirkt, während nach Osten hin noch die Ausläufer des dritten
Randtiefs Niederschläge bringen.

Am Dienstag wird der Langwellentrog über dem Atlantik durch eine neue kräftige
Austrogung wieder verstärkt. Über dem Atlantik wird dadurch Zyklogenese
ausgelöst, das zugehörige Sturmtief erreicht zum Tagesende hin die Ostspitze von
Island. Zwar wölbt sich von der Iberischen Halbinsel her auch der Höhenrücken
weiter in Richtung Mitteleuropa auf, an der Westflanke davon dringen die
Ausläufer des Islandtiefs aber schon in den Westen von Deutschland ein. Die 850
hPa-Temperaturen, die nach dem dritten Randtief erneut auf unter 0 Grad gesunken
sind, steigen mit dem neuen Frontensystem wieder auf über 0 Grad. Zu erwartende
Niederschläge fallen damit bevorzugt nur im Bergland als Schnee.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch schwenkt der südliche Teil des
Langwellentrogs neuerlich über Mitteleuropa hinweg, daraus spaltet sich zudem
ein Höhentief ab. Damit bleibt das Wetter zyklonal geprägt, zudem sinken nach
Abzug des Frontensystems des von Island zum Nordmeer weiterziehenden Tiefs die
850 hPa-Temperaturen auf -1 bis -6 Grad. Damit sinkt auch die Schneefallgrenze
ab.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs von 00 UTC zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen kann insgesamt als gut angesehen werden. So wird am Grundkonzept mit
dem Langwellentrog über dem Atlantik, dessen südlicher Teil unter Abtropfen am
Montag über Deutschland hinwegschwenkt, nichts Wesentliches geändert. Auch die
anschließende neuerliche Verstärkung des Langwellentrogs sowie das erneute
Durchschwenken des Südteils davon ab Mittwoch zeigen alle drei Läufe unisono.
Unterschiede kaprizieren sich somit vor allem auf die Entwicklung der Randtröge
bzw. -tiefs. Dabei zeigen sich räumlich-zeitliche Differenzen, die letztlich
aber nicht allzu große Unterschiede für die Vorhersage für Deutschland
hervorrufen, sodass am gestern eingeschlagenen Konzept grundsätzlich
festgehalten werden kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Gänzlich neue Szenarien können auch GFS und ICON zunächst nicht aufzeigen.
Unterschiede beruhen meist auf Details bei den Randtiefentwicklungen. GFS lässt
am Mittwoch den Trog dann aber nicht durchschwenken, sondern ein Höhentief von
Osten heranziehen, das das EZMW weiter östlich belässt. Damit würde das
Temperaturniveau in 850 hPa auf -5 bis -10 Grad sinken. GEM, das bis Dienstag
das EZMW-Spiel mitmacht, lässt das Höhentief sogar nach Mitteleuropa ziehen,
wobei die 850 hPa-Temperatur auf unter -10 Grad fallen und selbst die -20 Grad
im Bereich des Möglichen ist! NAVGEM ist bis zum Ende seines Vorhersagebereichs
am Dienstag dem GFS am ähnlichsten. CMA wiederum folgt weitgehend dem EZMW.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPa-Temperatur-Rauchfahnen diverser deutscher Städte des EZMW-Ensembles
bilden gut das Auf und Ab des deterministischen Laufs ab. Dabei liegt die
Temperatur mal über, mal unter 0 Grad. Zum Ende des Vorhersagezeitraums ist sie
aber meist unterhalb des Gefrierpunkts zu finden. Die Streuung ist zunächst eng,
erst ab Dienstag weitet sie sich ein wenig (Schwankungsbreite bis dahin um 5
Kelvin, danach um 10 Kelvin). Interessant ist ein sehr kalter Ausreißer, der bei
-15 bis -20 Grad liegt und so die Lösung des GEM zwar bestätigt, diese aber als
recht unwahrscheinlich herausstellt. Beim 500 hPa-Geopotenzial ist die Streuung
nach einem Abfall auf etwa 540 gpdam anfangs ebenfalls eng. Danach zeigt die
Kurve einen Anstieg mit anschließendem Fall, die Streuung fächert jedoch stark
auf und nimmt eine Schwankungsbreite von über 30 gpdam zum Ende hin an. Bezogen
auf die Rauchfahnen wird die Vorhersage damit vor allem ab Dienstag unsicher.

Bei der Clusteranalyse werden bei t+120-168 (Sonntag, 00 UTC bis Dienstag, 00
UTC) 3 Cluster geliefert (21, 17 und 13 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in
C3). Kleinere Unterschiede zeigen sich vor allem bezüglich des Durchschwenkens
des südlichen Trogteils, eine größere Relevanz für unser Wetter ist daraus aber
nicht abzuleiten. Bei t+192-240 (Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC) gibt es
ebenfalls 3 Cluster (22, 16 und 13 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C3).
Nach C1 wird der neue südliche Teil des Trogs nicht nach Osten geführt, sondern
über Mitteleuropa blockiert. Das osteuropäische Höhentief ist demnach über
Russland zu finden. C2 entspricht für Mitteleuropa größtenteils der
Hauptlauflösung. Bei C3 bleibt der atlantische Langwellentrog bei uns außen vor,
allerdings schafft es das osteuropäische Höhentief auch nicht zu uns.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass das zyklonale und milde Geschehen mit den
Unwägbarkeiten der detaillierten Vorhersage bis zum Montag recht sicher ist.
Danach gibt es mehrere Optionen, wobei das Absinken der Temperatur bei weiter
meist zyklonalen Verhältnissen als relativ wahrscheinlich angesehen werden kann.
Ein massiver Kälteeinbruch, wie von GEM angedacht, erscheint jedoch eher
unwahrscheinlich. _________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt für den Wind keine Signale für Deutschland aus. Allerdings könnten bei
geringen Änderungen in den Zugbahnen der Randtiefs von Westen Starkwindfelder
auch Deutschland erfassen. So sind die Bereiche mit starkem Wind insbesondere am
Samstag und Sonntag nicht weit von Deutschland entfernt. In den Alpen und in
höheren Berglagen sind auch außerhalb dieser Entwicklung aufgrund des Gradienten
bzw. des Föhns Sturmböen möglich.

Ähnliches ist für den Niederschlag zu konstatieren. EFI zeigt über Frankreich am
Sonntag erhöhte Wahrscheinlichkeiten für überdurchschnittlich viel Niederschlag.
Bei entsprechender östlicherer Zugbahn der Randtiefs könnte der Westen
Deutschlands betroffen sein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler