DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-01-2017 21:00
SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.01.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Noch bis morgen andauerndes starkes Tauwetter im Schwarzwald und im Allgäu.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... lag um 12 UTC in 300 hPa ein markantes Höhentief über Sachsen, das
sich bis Tagesende südostwärts zum Norden der Tschechischen Republik verlagert.
Ein Rücken über Frankreich und der Nordsee kommt bis 24 UTC nach Belgien und den
westlichen Teilen der Niederlande voran.

Das um 15 UTC über Sachsen befindliche Bodentief verlagert sich nach Böhmen und
füllt sich im weiteren Verlauf dort auf. Derzeit kommt es in seinem Bereich vor
allem über Sachsen noch zu meist leichten Schneefällen. An der leicht wellenden
Warmfront über dem äußersten Süden Deutschlands, die nach Westen hin in das
Frontensystem des Zentraltiefs bei Island übergeht, regnet es anhaltend mäßig
stark, womit sich die Tauwetter-Unwettersituation im Schwarzwald und in Teilen
des Allgäus fortsetzt. Die Glatteis-Unwetterlage im Osten Bayerns hat dagegen in
den Mittagsstunden ihr Ende gefunden und derzeit gibt es kaum noch Meldungen
über gefrierenden Niederschlag in Bayern.

Der Niederschlag im äußersten Süden lässt einerseits nach, andererseits sinkt
besonders am ostbayerischen Alpenrand die Schneefallgrenze bis an den Boden ab,
womit einige Tauwetterwarnungen im Laufe der Nacht oder am Morgen aufgehoben
werden können. Auch der Regenanteil nach ICON6_NEST nimmt 3stündig von Norden
her im Schwarzwald immer weiter ab, so dass auch dort spätestens morgen früh die
Warnung auslaufen kann.
Das Niederschlagsdargebot des SNOW-Modells für 18 bis 06 UTC geht nur noch in
den äußersten Südteilen des Schwarzwaldes über 10 mm. Gleiches gilt für die
westlichen Teile des Allgäus in Bodenseenähe.

Nach ICON6_NEST ist in der Nacht (18 bis 06 UTC) in Sachsen mit Schneefall bis
über 4 mm zu rechnen und auch am östlichen bayerischen Alpenrand geht der
Schneeanteil bis etwa 3 mm - allerdings überwiegt hier der Regenanteil.

In der kommenden Nacht kann die Wolkendecke besonders im Südwesten und Westen
stärker auflockern, was einerseits Nebelbildung begünstigt, andererseits aber
auch die Reifbildung; die Südhälfte Baden-Württembergs ist aber davon
ausgenommen, da dort kein Bodenfrost auftritt. Nach WarnMOS liegen die
Wahrscheinlichkeiten für warnrelevanten Nebel im Süden und in den mittleren
Teilen höher als im Norden.


Mittwoch ... wandert das Höhentief - nunmehr als Kaltlufttropfen ohne Bodentief
- nach Südpolen, während der nachfolgende Rücken sich unter Abschwächung nach
Deutschland bewegt. Wenig westlich von ihm ist am Ende des Tages bereits ein
kurzwelliger Trog positioniert, dessen Achse dann über den Niederlanden,
Luxemburg und Ostfrankreich liegt.

Nach Auflösung des Bodentiefs und seiner Fronten herrscht über unserem Gebiet am
Mittwoch eine (geostrophische) südliche bis südwestliche Strömung vor.
Im Süden kommt es zeitweise noch zu etwas Regen (maximal von 00 bis 24 UTC bis
etwa 6 mm am Bodensee) oder Schneefall (Sachsen; bis 2 mm). Teils Schnee, teils
Regen wird im äußersten Südosten Bayerns erwartet (ICON-EU).
Im Westen kommt abends Regen auf, der im Kölner Raum bis Tagesende bis 6 mm
bringen soll. Gering bewölkte Gebiete soll es in der Mitte und im Norden geben,
zum Abend hin mehr im Osten.
GFS zeigt in der Niederschlagverteilung ein ähnliches Bild wie das genestete
ICON; am Alpenrand werden lokal über 10 mm simuliert.

An der Nordsee kann der Südostwind in Böen steif auffrischen (Bft 7),
Alpengipfel weisen Böen Bft 8 bis 9 auf.

Die Höchsttemperaturen erreichen im Westen verbreitet 4 bis 9 Grad, im Südwesten
bis 10 Grad, während sie im Osten vielfach nur zwischen 0 und 2 Grad liegen.

In der Nacht zum Donnerstag liegt die höchste Wahrscheinlichkeit für Nebel (VV
<150 m) im Süden, aber auch in der Mitte ist damit zu rechnen. In der Osthälfte
ist sehr verbreitet Frost zu erwarten, im äußersten Osten auch mäßiger Frost.


Donnerstag ... verschwindet der Rücken bis Mittag über der Osthälfte
Deutschlands, der nachfolgende Trog kommt von Westen ins Land und gliedert sich
bis Mittag dem Strömungsfeld des Kaltlufttropfens an, der zu dieser Zeit über
Ostpolen erwartet wird. In der zweiten Tageshälfte schwenkt ein kurzwelliger
Rücken in die Südwesthälfte unseres Landes hinein.

Der Bodendruck fällt im Tagesverlauf, die Windrichtung ändert sich aber kaum und
Frontpassagen sind auch nicht zu erwarten. Im Flachland sind kaum warnrelevante
Böen wahrscheinlich, in den Alpen gibt es weiterhin Böen Bft 8 bis 9 und ab dem
Abend sind auch auf dem Brocken stürmische Böen möglich.

Bei der Ostverlagerung des am Vorabend in den Westen eingedrungenen
Regengebietes, das im wesentlichen durch PVA vorderseitig des von Westen
übergreifenden Troges verursacht ist, muss morgens und vormittags in der
Osthälfte lokal mit gefrierendem Regen gerechnet werden. Nach ICON-EU sind vor
allem das Vogtland, das Fichtelgebirge, der Oberpfälzer Wald und der nördliche
Böhmerwald betroffen, aber auch das Grenzgebiet Bayern/Thüringen. Die
Niederschlagsmengen sind aber wesentlich niedriger als bei der eben beendeten
Unwetterlage in Bayern (unter 1 mm innert 3 Stunden).

ICON-Nest simuliert 24stündig den meisten Regen in den mittleren Teilen - bis 4
mm, der Süden und der Nordosten bleiben weitgehend niederschlagsfrei. GFS hat
den meisten Niederschlag etwas weiter südöstlich, bis 7 mm nahe des
Erzgebirgskammes.

Die Tageshöchstwerte steigen gegenüber dem Vortag besonders im Westen und
Südwesten nochmals an, wo verbreitet 10 bis 15 Grad erreicht werden. Im
Nordosten bleibt es mit 1 bis 2 Grad am kältesten.

In der Nacht zum Freitag ist primär Bayern von der Gefahr dichteren Nebels
betroffen. Im äußersten Osten, in Bayern und im südöstlichen Baden-Württemberg
muss man sich auf leichten Frost einstellen.


Freitag ... verlagert sich der Rücken unter starker Abschwächung über
Deutschland nach Osten und ist um 12 UTC selbst im hochaufgelösten
Geopotentialfeld faktisch nicht mehr als solcher zu erkennen. Zum Mittag hin
haben wir eine recht schwache südliche bis südwestliche Höhenströmung.

Der Freitag beginnt meist trocken, wobei es bis zum Mittag im Norden und Osten
am freundlichsten ist. Von 00 bis 12 UTC prognostiziert ICON-Nest im Westen und
in der Mitte nur hier und da etwas Regen, maximal 3 mm in Ostwestfalen.
Auf dem Brocken sind weiterhin Böen Bft 8 zu erwarten, auf den Alpengipfeln Bft
8 bis 9.



Modellvergleich und -einschätzung
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Kurzfristig sehen die Modelle die weitere Entwicklung ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.