DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-01-2017 09:00
SXEU31 DWAV 220800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.01.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
H M. Ruhige Hochdruckrandlage, vorerst ohne markant zu bewarnende
Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... hält sich über weiten Teilen Europas ein ausgedehntes Bodenhoch.
Dessen Schwerpunkt verlagert sich zwar in den Karpatenraum, aber dieses Hoch
weist einen Keil auf, der sich bis zu den Britischen Inseln erstreckt. Hieraus
ergibt sich über Mitteleuropa eine von geringen Luftdruckgegensätzen geprägte
Lage.
Was die mitteltroposphärische Situation betrifft, liegt Deutschland im Bereich
von einem breiten Höhenrücken, wobei sich das Geopotentialmaximum allmählich
etwas südostwärts nach Polen verlagert. Hierdurch verliert dieser Rücken
allmählich seine blockierende Wirkung. Da aber gleichzeitig ein über Westeuropa
liegender Höhentiefkomplex weitgehend zugeschüttet wird, droht von dieser Seite
noch keine Gefahr. Vielmehr wölbt sich über dem nahen Ostatlantik ein Keil auf,
der das oben beschriebene Bodenhoch in seinem westlichen Teil stützt. Somit
schreitet die Alterung der Luftmasse fort. Allerdings sollte aufgrund des
geringen Feuchtegehalts der Luftmasse die Neigung zu Nebel oder Hochnebel
beschränkt bleiben.
Mit der Verlagerung des Bodenhochs nach Südosten kann im Osterzgebirgsraum und
in Teilen der Lausitz etwas "Böhmischer Wind" aufkommen. Ob es allerdings
bereits für warnrelevante Böen reicht, ist noch nicht sicher.
Abgesehen von einigen Teilen Norddeutschlands und ein paar Tallagen südlich der
Mittelgebirge scheint längere Zeit die Sonne. Im Norden wird es, bedingt durch
eine südöstliche bodennahe Komponente, mit Höchsttemperaturen zwischen -1 und +3
Grad nicht mehr so mild wie unter der dichten Bewölkung der Vortage. In der
Mitte und im Süden werden allenfalls Maxima um den Gefrierpunkt erreicht, im
Süden hält sich zum Teil mäßiger Dauerfrost.
In der Nacht zum Montag nähert sich dem Nordwesten Deutschlands ein schwacher
Trog. Rasch ostwärts ausgreifende Kaltluftadvektion nimmt diesem Trog den Rest
an Wetterwirksamkeit, so dass allenfalls an der Nordsee geringe Niederschläge
aufkommen können. Die Bewölkung weist nur eine vertikale Mächtigkeit bis 900, in
Nordseenähe vielleicht bis 850 hPa auf, so dass es sich bei diesen
Niederschlägen um Schneegriesel oder ein paar Schneeflocken handeln dürfte.
Somit ließe sich auch dieses Ereignis mit "gelben" Warnungen versehen.
Allerdings gelangt in den Nordwesten ein Schwall Nordseeluft, was dort die
Neigung zu Nebel und Hochnebel zunehmen lässt.
Unter Wolken sind Tiefstwerte im Bereich leichten Frostes zu erwarten. In den
anderen Gebieten bleibt die schwachgradientige Lage bestehen. Dabei klart es
teils auf, teils kann sich auch Hochnebel ausbreiten. Dabei gibt es erneut
mäßigen bis strengen Frost, in einigen Alpentälern mit Tiefstwerten unter -15
Grad.

Montag... verlagert sich der o.g. Trog in den Nordwesten und Westen
Deutschlands; vielmehr dürfte es sich hierbei um einen Kaltlufttropfen handeln.
In dessen Bereich gehen die Temperaturen im 500 hPa-Niveau unter -30 und in 850
hPa bis -8 Grad zurück. Allerdings bleibt die Bewölkung flach, d.h. meist auf
die untersten 850 hPa beschränkt, so dass allenfalls geringe Niederschläge
auftreten dürften. Da abgesehen von den küstennahen Regionen keine positiven
Temperaturen zu erwarten sind, fällt durchweg Schnee, wobei selbst in Staulagen
kaum mehr als 1 Zentimeter Schnee zusammenkommen sollte.
Die Gebiete südlich der Mittelgebirge werden von der tiefen Bewölkung
wahrscheinlich noch nicht erfasst, aber lockere Wolkenfelder sind auch dort
vorstellbar. Im süddeutschen Bergland und an den Alpen scheint die Sonne noch
längere Zeit. Die Temperaturen ändern sich gegenüber den Vortagen nur
unwesentlich. Erneut wird es im östlichen Mittelgebirgsraum und im Alpenvorland
einige Regionen geben, wo tagsüber mäßiger Dauerfrost herrscht.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Kaltlufttropfen über den westlichen
Mittelgebirgsraum südwärts, wobei dieser Prozess gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen etwas verzögert gesehen wird. Hierdurch erfasst die
tiefe Bewölkung dann auch wieder die Gebiete südlich der Mittelgebirge;
wahrscheinlich bleibt es nur noch unmittelbar an den Alpen klar. Erneut sind
geringe Niederschläge zu erwarten, die als Schnee oder Schneegriesel fallen.
Selbst in Staulagen sind nur 1 bis 3 Zentimeter Schnee möglich; ansonsten bleibt
es bei wenigen Flocken.
Unmittelbar an der Küste und ganz im Nordwesten sowie am Niederrhein bleibt es
wahrscheinlich frostfrei. Ansonsten ist leichter bis mäßiger, nach Südosten hin
strenger Frost zu erwarten.

Dienstag... zieht der Kaltlufttropfen nach Südfrankreich ab. Danach regeneriert
sich der antizyklonale Einfluss, was sich in einem ausgedehnten Hoch mit
Schwerpunkt über Deutschland äußert. Dieses Bodenhoch wird durch einen
Höhenrücken gestützt, der sich vom Seegebiet der Kanaren über England bis nach
Südskandinavien ausweitet. Warmluftadvektion an dessen Nordflanke führt zu
weiterem Geopotentialgewinn.
Hieraus ergibt sich großräumiges Absinken. Da sich dieses jedoch nicht bis in
Bodennähe durchsetzt, bleibt die tiefe Bewölkung, die bis 900, maximal bis 850
hPa hinaufreicht, dort, wo sie bereits vorhanden ist, weitgehend erhalten.
Geringe Niederschläge, die durchweg als Schnee fallen, sind an den Nordseiten
der Mittelgebirge möglich; für mehr als 1 Zentimeter Schnee sollte es jedoch
nicht reichen.
In Süddeutschland sind Auflockerungen und auch Aufheiterungen am
wahrscheinlichsten, an den Alpen scheint die Sonne längere Zeit.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen im Norden und in der Mitte 0 bis 5, im
Bergland und in Süddeutschland -5 bis 0 Grad. Nach Südosten hin ist auch
tagsüber mäßiger Frost zu erwarten.
In der Nacht zum Mittwoch ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur
unwesentlich. Dort, wo es zuvor aufklaren konnte (was in Teilen West- und
Süddeutschlands am wahrscheinlichsten ist) dürfte sich alsbald Nebel bilden. Ein
paar Schneeflocken sind noch im östlichen Mittelgebirgsraum möglich, ansonsten
bleibt es niederschlagsfrei.
Ganz im Norden und im Nordosten bleibt es wahrscheinlich weitgehend frostfrei.
Ansonsten ist leichter bis mäßiger, nach Südosten und zu den Alpen hin auch
wieder strenger Frost zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann