DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-01-2017 09:00
SXEU31 DWAV 140800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 14.01.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWz, Übergang zu BM. In den Gebirgslagen anfangs noch Unwetter durch
Schneeverwehungen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... lag um 00 UTC in 300 hPa ein Langwellentrog mit seiner Achse über der
Osthälfte Deutschlands. Er ist mittlerweile nach Polen abgezogen. In der
rückseitigen nordwestlichen Höhenströmung gelangt ein sehr schwacher
kurzwelliger Trog in der zweiten Tageshälfte in unser Gebiet. Er ist um 18 UTC
etwa entlang des 10. Längengrades zu finden und zeigt um 24 UTC über Bayern ein
Cut-Off-Tief.

Im Bodendruckfeld machte sich der Trog durch eine Konvergenzlinie innerhalb des
entsprechenden Bodentroges bemerkbar, die in der vergangenen Nacht verbreitet
für schauerartige Schnee- und Schneeregenfälle sorgte. Vor allem in der
Nordhälfte Deutschlands kam es auch zu Regen oder Nieselregen.

Die 500 hPa-Temperatur liegt heute über unserem Gebiet verbreitet zwischen -34
und -39 Grad, wobei es besonders in der Südhälfte im Tagesverlauf noch zu einem
Absinken der Temperaturen in der mittleren Troposphäre kommt. Damit dauern die
vielfach schauerartigen Niederschläge im größten Teil Deutschlands an. Sie
fallen teils in der flüssigen, nach Süden und Osten zu vielfach in der festen
Phase. Nur wenig Niederschlag ist nordöstlich einer Linie
Elbmündung-Niederlausitz zu erwarten, da hier die Leewirkung der norwegischen
Gebirge einsetzt. Schleswig-Holstein wird heute den meisten Sonnenschein
genießen dürfen. An den Nordwestseiten der Gebirge ist auch mit teils länger
anhaltendem Schneefall zu rechnen; dort sind lokal mehr als 15 cm Neuschnee (von
00 bis 24 UTC) zu erwarten (Rothaargebirge, Erzgebirge, Schwarzwald, Alpen).
ICON6_NEST simuliert vor allem im Südschwarzwald über 30 cm Schneeanteil. Der
Regenanteil mit bis zu 3 oder 4 mm betrifft primär den Nordwesten. COSMO-DE von
00 UTC ist im Schwarzwald deutlich zurückhaltender; dort soll sich heute die
Gesamtschneehöhe nur um 10 cm erhöhen.
Von den probabilistischen Modellen sieht C-DE EPS (00 UTC) im 75%-Perzentil von
00 bis 12 UTC in der Rhön und im Schwarzwald sowie im Allgäu bis etwa 15 cm
Schnee, in der zweiten Tageshälfte sollen dann überall weniger als 10 cm fallen.
PEPS 00 UTC hat beim 75%-Perzentil primär den Südschwarzwald und das Allgäu mit
bis über 15 cm im Focus. Auch hier zeigt sich in der zweiten Tageshälfte eine
Verminderung der Schneefälle.

Der westliche bis nordwestliche Wind weht an der Nordsee sowie in der Mitte und
im Süden noch mit Böen Bft 7 bis 8, exponierte Gipfellagen haben Bft 9 bis 10.
An der Nordsee bleibt es auch in der ersten Nachthälfte noch vielfach bei Böen
Bft 7 bis 8, während abends im übrigen Land der Wind deutlich abflaut. OOG
prognostiziert um 24 UTC in den Alpen und im Böhmerwald noch Bft 8 auf den
Gipfeln und im Harz/Erzgebirge noch Bft 9. Die Prognose des OOGs für Bayern, zum
Beispiel für 12 UTC, erscheint mit Böen teils Bft 8 bis 10 (im Flachland)
übertrieben; C-DE mit Böen Bft 6 bis 7 in Bayern erscheint - auch angesichts der
aktuellen Windmessungen - realistischer. Allerdings simuliert ECMF16 um 12 UTC
in Bayern auch 8er Böen. Nach PEPS 00 UTC ist die Wahrscheinlichkeit von
6stündigen Sturmböen >18 m/s (Bft 8) allerdings um 12 UTC und auch um 18 UTC in
Bayern mit teils über 50% am höchsten - abgesehen von der Nordsee natürlich.

In der Nacht zum Sonntag gibt es teils weitere Schneeschauer, teils klart es bei
weiter ansteigendem Bodendruck auch für einige Stunden auf. Verbreitet muss man
sich auf leichten Frost, in Mittelgebirgslagen und in Alpennähe auf mäßigen
Frost einstellen. Dabei gibt es vielfach Glätte durch Schnee und Überfrieren von
Nässe.


Sonntag... verstärkt sich von Westen her die nördliche Höhenströmung über
Deutschland bei gleichzeitigem Geopotentialanstieg. Zum Tagesende befindet sich
der westliche Langwellenrücken auf einer Position östliche Azoren-nordwestliche
Britische Inseln-Europäisches Nordmeer.

Der Bodendruck steigt von Südwesten her weiter an, wobei sich - ebenfalls von
Südwesten her - sukzessive auch der Gradient abschwächt. Die Krümmung der
Isobaren ist aber vor allem im Nordosten noch längere Zeit zyklonal.
Bis zum Vormittag können an der Nordsee noch einzelne Böen Bft 7 aus NNW
auftreten, auf Brocken und Fichtelberg bis in den Abend hinein noch stürmische
Böen.

Es kommt - insbesondere in der Südosthälfte - zu weiteren Schneeschauern;
mittags (12 UTC) liegen dort die 500 hPa-Temperaturen bei -31 bis -37 Grad,
während sich im Westen bereits deutliche Stabilisierungstendenzen zeigen. In der
zweiten Tageshälfte sinken in der Osthälfte Deutschlands die 500
hPa-Temperaturen nochmals teils deutlich ab; sie liegen dort um 24 UTC zwischen
-35 und -39 Grad.
ICON-Nest prognostiziert zwar weniger 24stündigen Niederschlag als für den
Samstag, mit Ausnahme des meist trockenen Nordwestens ist aber überall noch mit
Schneefällen oder -schauern zu rechnen. Der Regenanteil ist nur sehr gering und
im wesentlichen auf die Ostseeküste beschränkt. Der Schneeanteil nach dem
genesteten ICON erreicht 24stündig vor allem im Stau des Erzgebirges und der
Alpen mehr als 5 cm, im westlichen Erzgebirge und im westlichen Allgäu auch über
10 cm (im letzterwähnten Gebiet auch bis 20 cm). EURO4 zeigt ein sehr ähnliches
Bild - bis 15 cm Schneeanteil vor dem Erzgebirge und im Westallgäu.

Die vor allem im Norden und Westen klare Nacht bringt in ganz Deutschland
leichten bis mäßigen Frost, in Alpennähe sind auch Werte um -10 Grad möglich.


Montag... dreht die Höhenströmung mehr und mehr auf Nordost, wobei wir in der
Frontalzone zwischen dem östlichen Trog, der am Tagesende über dem Baltikum und
dem Tyrrhenischen Meer Tiefzentren aufweist, und dem oben beschriebenen Rücken,
der zu den Britischen Inseln und nach Süd- und Mittelskandinavien schwenkt,
liegen.

Der Bodendruck steigt weiter an, wobei sich nun auch zunehmend eine
antizyklonale Krümmung der Isobaren bemerkbar macht. Mittags befindet sich eine
Hochzelle mit knapp 1031 hPa über den Niederlanden. Sie verlagert sich bis
Tagesende unter weiterer Verstärkung südostwärts nach NRW.
Die anfangs noch in den mittleren und östlichen Teilen der Republik dominierende
höhenkalte Luft zieht sich zum Abend in die Südosthälfte zurück.
Damit kommt es im Südosten noch zu einzelnen Schneefällen, die im Stau der
Gebirge auch etwas länger anhalten können.
Am Erzgebirge und vor allem an den Alpen rechnet ICON6_NEST 24stündig nochmals
teils mit über 5 cm (maximal 12 cm).

Nordwestlich einer Linie Aachen-Lübeck ist mit sonnigem Wetter bei
Höchsttemperaturen um 1 Grad zu rechnen. In der Mitte und im Süden Deutschlands
muss man sich vielerorts auf einen "Eistag" einstellen.

Ab dem Abend sind auf den exponierten Gipfeln im Südschwarzwald Böen Bft 8,
eventuell auch Bft 9, möglich.

Die Nacht zum Dienstag bringt verbreitet mäßigen, örtlich strengen Frost. Im
Bereich des Hochs im Westen und Nordwesten ist lokal Nebelbildung zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Niederschlagsprognose 00 bis 24 UTC für Samstag ist prinzipiell in allen
Modellen ähnlich; die feiner auflösenden (ICON-Nest und EURO4) betonen die
Stauniederschlage markanter als ECMF16 und GFS. Analoges gilt für den Sonntag,
wobei alle Modelle die Mengen herabsetzen. Auch für den Montag herrscht noch
recht gute Übereinstimmung in der Niederschlagsverteilung, wobei aber GFS und
ECMF16 den Niederschlag auch noch weiter nordwestlich als ICON-Nest zulassen
(ECMF16 gesamte Südosthälfte, GFS noch etwas mehr nach NW ausgedehnt).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.