Thema des Tages

05-01-2017 14:40

Sturmtief "Axel" peitschte Regen und Schnee über das Land und bringt
klirrende Kälte!

Das Sturmtief "Axel" beschert uns gleich zum Jahresbeginn eine erste
winterliche Episode. Vor allem im Süden und Südosten konnte es schon
richtig einwintern, während im Westen und Norden bisher nur
ansatzweise ein Winterfeeling aufkam. Doch ab dem heutigen Donnerstag
sollte sich dies allgemein ändern. Zwar nicht mit Schnee, der
beliebten weißen Pracht, sondern mit klirrender Kälte aus dem Norden
Sibiriens!

Tief "Axel" trat am Montag um 7 Uhr das erste Mal auf der Wetterkarte
mit einem Druck von knapp unter 1010 hPa in Erscheinung. In den
darauffolgenden 24 Stunden bis Dienstagmorgen konnte sich "Axel" auf
seinem Weg vor die Küste Norwegens gut entwickeln und erreichte einen
Kerndruck von unter 985 hPa (Stichwort: Tiefentwicklung vgl.
http://bit.ly/2iEspN0). Doch westlich von Norwegen war der Höhepunkt
von Tief "Axel" zunächst überschritten, sodass er begann, sich
aufzulösen. Allerdings prallte das zugehörige Frontensystem (vgl.
http://bit.ly/2j7Lm7P), getrieben von einer westlichen Strömung,
gegen das norwegische Gebirge. Auf der Ostseite wurde nachfolgend
eine sogenannte "Lee-Zyklogenese" angestoßen, die als Geburt von
"Axel-Junior" angesehen werden kann (vgl. Abb. 1). Auf der Südflanke
des Gebirges schlängelte sich die Warmfront von "Axel-Senior" (vgl.
http://bit.ly/2iEEFgy) gleichzeitig um die Berge herum nach Osten und
bildete eine Warmfrontwelle aus. Diese wurde von "Axel-Junior"
aufgenommen und als eigenständiges Frontensystem auf seinem Weg nach
Osten mitgeführt.

Tief "Axel-Junior" umfasste in seiner Geburtsstunde etwa einen
Kerndruck von 892 hPa. Auf seinem Weg über Schweden hinweg zur Ostsee
konnte sich "Axel-Junior" prächtig entwickeln und erstarkte zu einem
Sturmtief. Der minimale Luftdruck wurde schließlich mit etwa 975 hPa
über Gotland registriert. Auf seinem weiteren Lebensweg über das
Baltikum und Weißrussland hinweg büßte "Axel-Junior" dann langsam
wieder an Stärke ein.

In Deutschland sorgte Sturmtief "Axel-Junior" mit seinen Ausläufern
für mächtig Wirbel (vgl. Abb. 2). Zunächst führte er am Dienstag, den
3. Januar feuchte und milde Luft von Nordwesten her ins Land. Im
Norden und Nordwesten fiel bei kräftig auffrischendem Wind Regen.
Doch als die Niederschläge die Mittelgebirge erreichten, mischten
sich doch zunehmend Schneeflocken unter. Im östlichen
Mittelgebirgsraum fiel die weiße Pracht etwa oberhalb von 200 bis 400
Metern, sodass sich dort nennenswerte Neuschneemengen aufsummieren
konnten. In Bayern und großen Teilen Baden-Württembergs schneite es
sogar bis in tiefe Lagen hinab. Lediglich im Westen stieg die
Schneefallgrenze zum Mittwoch und am Mittwoch selber auf 400 bis 600
Meter an. Am Mittwochabend sank sie dann landesweit allmählich wieder
bis in tiefe Lagen ab. Bis Mittwochmorgen kamen so in den westlichen
Mittelgebirgen oberhalb von 400 Metern 0 bis 5 cm und oberhalb von
600 Metern 5 bis 10 cm Neuschnee zusammen. In den östlichen
Mittelgebirgen wurde im gleichen Höhenniveau ein deutlich größerer
Schneezuwachs registriert. So fielen in der Rhön zwischen 7 und 13
cm, im Thüringer Wald 7 bis 20 cm, im Harz 7 bis 16 cm und im
Erzgebirge 7 bis 25 cm Neuschnee. Im Süden waren zunächst nur das
Fichtelgebirge und der Bayerische Wald von den Schneefällen
betroffen. Dort fielen in Tallagen zwischen 2 und 8 cm und in höheren
Lagen bis 20 cm Schnee. Die Alpen- und Schwarzwaldregionen sollten
ihren Schnee erst später bekommen.

Durch den starken bis stürmischen Wind, der in Kammlagen des
Erzgebirges auch orkanartige Böen brachte, wurde der Schnee stark
verweht, was wiederum eine genaue Messung erschwerte. Regional können
somit deutlich höhere Schneemengen gefallen sein. Die höchsten
Windgeschwindigkeiten wurden bis Mittwochmorgen auf dem Brocken
(Harz) mit 125 km/h gemessen. Auf dem Fichtelberg (Erzgebirge) wehte
der Wind in Böen von 114 km/h zeitweise orkanartig. Aber auch entlang
der Nordseeküste sind verbreitet orkanartige Böen oder Orkanböen
aufgetreten. Beispielshaft seien dafür Sylt mit 123 km/h, Spiekeroog
mit 116 km/h, Norderney mit 109 km/h, Hallig Hooge mit 107 km/h und
Cuxhaven mit 105 km/h erwähnt.

Am Mittwoch verlagerten sich die länger anhaltenden Niederschläge
nach Süden in Richtung Alpen. Dort brachte der Dauerschneefall in
tiefen Lagen bis Donnerstagmorgen zwischen 1 und 10 cm, und in
höheren Lagen bis 30 cm Neuschnee hervor. Auch im Schwarzwald fielen
in mittleren und höheren Lagen zwischen 3 und 25 cm. Im Rest des
Landes sorgte die einströmende Kaltluft für zahlreiche Schauer, die
sich teilweise linienhaft organisierten und lokal mit Blitz und
Donner einhergingen. Vor allem im Stau von Thüringer Wald und
Erzgebirge schneite es aber auch noch für längere Zeit. Somit kamen
dort oberhalb von 400 Metern vielerorts nochmals 2 bis 15 cm
Neuschnee dazu. Im Erzgebirge fielen örtlich sogar weitere 30 cm.
Ansonsten konnten am heutigen Donnerstag auch die westlichen
Mittelgebirge um Eifel, Rhön und Rothaargebirge sowie Odenwald und
Hunsrück in höheren Lagen mit Neuschneemengen über 5 cm aufwarten.
Von Mecklenburg-Vorpommern bis zum Erzgebirge bildete sich sogar in
tiefen Lagen eine Schneedecke von wenigen cm aus.

Bis zum Wochenende stellt sich nun von Westen her allmählich
Wetterberuhigung ein. Von Westen nutzt das Hochdruckgebiet
"Angelika", mit Zentrum über Südnorwegen, den frei werdenden Raum von
"Axel" und verlagert sich ihrerseits mit Schwerpunkt nach
Mitteleuropa. Die Niederschläge ziehen sich nachfolgend in den
Südosten zurück. Vor allem am östlichen Alpenrand, dem Bayerischen
Wald sowie dem Erzgebirge sind bis Freitagmorgen jedoch erneut
nennenswerte Schneemengen zu erwarten. Danach sollten die
Niederschläge auch dort abklingen. Dafür macht sich dann die
sibirische Kälte zumindest vorübergehend in Deutschland breit. Gerade
in den Nächten wird es bei vielerorts klarem Himmel klirrend kalt.
Verbreitet sinken die Temperaturen in der Nacht auf Freitag auf
Minima zwischen -5 und -15 Grad ab. An den Alpen sowie im Erzgebirge
sowie Bayerischen Wald sind über Schnee auch Werte zwischen -15 bis
-25 Grad möglich. In der Nacht auf Samstag wird es im Süden und der
Mitte im Vergleich zur vorangegangenen Nacht gebietsweise noch etwas
kälter (vgl. Abb. 3). Tagsüber sollte sich am Freitag nahezu
landesweit bei Dauerfrost ein freundlicher Wintertag viel
Sonnenschein einstellen. Lediglich im Erzgebirge und an den Alpen
halten sich noch dichtere Wolkenfelder.

Am Samstag pirscht sich dann von Nordwesten ein Tiefausläufer heran,
der allerdings große Probleme hat gegen das Hoch und dessen kalte
Schulter voranzukommen. Lediglich im Nordwesten kann er Boden gut
machen und das Land dem Frost entreißen. Niederschläge schiebt er
aber allmählich über das ganze Land hinweg. In der Mitte und im Osten
sowie später auch im Süden rieseln Flocken. Nur im Nordwesten mischen
sich zunehmend Regentropfen unter den Schnee. Auf dem gefrorenen
Boden kann es dann örtlich sehr glatt werden.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.01.2017

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