DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-01-2017 21:00
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.01.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In Süddeutschen Bergland anfangs noch mäßige bis starke Schneefälle, dort
weiterhin starke Schneeverwehungen (Unwetter). Sonst abflauende Schneefälle.
Generell Glättegefahr durch Überfrieren.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland an der Westflanke eines Sturmtiefs über
Weißrussland, welches im weiteren Verlauf unter Auffüllung ins Grenzgebiet
Ukraine-Weißrussland-Russland zieht. Dadurch fächert die noch stramme nördliche
Strömung über Deutschland allmählich auf, in der hochreichende arktische
Polarluft einfließt. Dabei sind anfangs noch einzelne Gewitter möglich, Schauer
sind in jedem Fall noch zu erwarten. Bei konvektiven Umlagerungen sind auf Grund
des Oberwindes von 35 bis 50 kt im 850 hPa Niveau, noch Böen der Stärke 8 bis 10
möglich. Rückseitig der mittlerweile das Alpenvorland erreichten ersten
teilokkludierten Kaltfront gehen die Niederschläge auch im Tiefland zunehmend in
Schnee oder Graupel über.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das Sturmtief bis zum Morgen weiter
südostwärts in das Grenzgebiet Ukraine-Weißrussland-Russland und macht den Weg
frei für einen Bodenhochkeil, der sich vom Hoch über den Britischen Inseln nach
Skandinavien ausweitet und dort einen eigenständigen Schwerpunkt ausbildet.
Kräftige Kaltluftadvektion über Nord- und Nordosteuropa fördert diesen Prozess.
Zwischen beiden Druckgebilden strömt mit einer nördlichen bis leicht
nordöstlichen bodennahen Strömung weiterhin Polarluft arktischen Ursprungs nach
Deutschland. Im 850 hPa-Niveau geht die Temperatur flächendeckend unter -10 bis
auf annähernd -15 Grad zurück. Von Nordwesten kommt jedoch eine allmähliche
Stabilisierung zur Geltung.
Der Gradient schwächt sich weiter ab, so dass gegen Morgen nur noch an der
Vorpommerschen Ostseeküste und in den Gipfellagen der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge sowie der Alpen Sturmböen zu erwarten sind.

Da in den süddeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen, wo in Staulagen noch
deutlich mehr als 10 bis über 20 Zentimeter Neuschnee zusammenkommen, besteht
weiterhin Unwettergefahr durch starke Schneeverwehungen. In den anderen
Mittelgebirgen sind wahrscheinlich nur wenige Zentimeter Neuschnee zu erwarten
(in den Staulagen des Erzgebirges vielleicht um 10). Von daher dürfte man dort
mit einer ockerfarbenen Schneeverwehungswarnung auskommen.

Da flächendeckend leichter und im Bergland meist mäßiger Frost zu erwarten ist,
besteht verbreitet Glättegefahr, nicht nur durch Neuschnee, sondern auch durch
überfrorene Nässe.

Donnerstag ... rückt die zunächst von den Britischen Inseln nach Skandinavien
gerichtete Hochbrücke etwas nach Südosten vor, so dass Deutschland zusehends in
den schwachgradientigen Bereich des Hochs gelangt. Hierdurch flaut der nördliche
bis leicht nordöstliche bodennahe Wind weiter ab. Warnrelevante Böen treten ab
dem Abend wahrscheinlich nur noch an der Ostseeküste Vorpommerns und in den
Höhenlagen einiger östlicher Mittelgebirge sowie der Alpen auf, wobei stürmische
Böen dann eher unwahrscheinlich sind. In den östlichen Mittelgebirgen und an den
Alpen schwächen sich die staubedingten Schneefälle allmählich ab. Dennoch können
bis Donnerstagabend noch einige bis etwa 10, an den Alpen auch deutlich mehr als
10 Zentimeter Schnee zusammenkommen. In den nördlichen und westlichen
Mittelgebirgen sollte es dagegen nur für wenige Flocken reichen. Von Norden und
Westen her setzen sich in Verbindung mit dem sich ausweitenden Hoch mehr und
mehr Auflockerungen und auch Aufheiterungen durch.
Temperaturen um oder etwas über dem Gefrierpunkt sind nur ganz im Nordwesten
sowie in Rheinnähe und in tieferen Lagen Westdeutschlands zu erwarten. Ansonsten
herrscht flächendeckend leichter, im Bergland mäßiger Frost.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Schwerpunkt des Bodenhochs (mit mehr
als 1040 hPa) nach Deutschland. Bei geringen Luftdruckgegensätzen kommt die
Luftmasse vollends zur Ruhe. In den östlichen Mittelgebirgen fallen aber noch
einige, am östlichen Alpenrand vielleicht bis 10 Zentimeter Schnee. In den
anderen Gebieten klart es verbreitet auf. Flächendeckend ist daher mäßiger bis
strenge Frost zu erwarten. Über schneebedeckten Gebieten kann es sehr strengen
Frost bis -20 Grad geben.

Freitag ... verbleibt der Schwerpunkt des Bodenhochs über dem östlichen
Alpenraum, wodurch sich an der schwachgradientigen Lage vorerst keine Änderung
ergibt. In der relativ weit nördlich verlaufenden Frontalzone wird ein kräftiges
Tief ins Nordmeer gesteuert. Dessen Fronten können zwar noch nicht auf das
Vorhersagegebiet übergreifen, machen sich aber in Form von Warmluftadvektion,
die den Norden und zum Teil auch die mittleren Regionen Deutschlands erfasst,
bemerkbar. Abgesehen vielleicht von den östlichen Mittelgebirgen und vom
östlichen Alpenrand, wo noch ein paar Flocken Schnee möglich sind, sollte es
jedoch niederschlagsfrei bleiben. Im Nordwesten und im Westen macht sich die
Warmluftadvektion jedoch in Form von einem Aufzug mehrschichtiger Bewölkung
bemerkbar. In weiten Teilen Deutschlands sind jedoch Auflockerungen und
Aufheiterungen und zum Teil auch längere sonnige Abschnitte zu erwarten.
Tagsüber hält sich durchweg leichter bis mäßiger, in den Hochlagen der östlichen
Mittelgebirge und an den Alpen strenger Dauerfrost.
In der Nacht zum Samstag wird ein flacher Rücken nach Südosten gesteuert, der
Samstagfrüh den Norden Deutschlands erreicht. Dieser Rücken wird durch
Warmluftadvektion gestützt, was mehrschichtige Bewölkung auch auf die weiter
südlich liegenden Regionen Deutschlands übergreifen lässt. Zum Samstagmorgen hin
setzen an der Nordseeküste Niederschläge ein, die wahrscheinlich noch als Schnee
fallen. Mit der Annäherung einer Warmfront frischt im Nordwesten der Wind auf,
so dass dann an der Nordseeküste auch wieder warnrelevante Böen auftreten
können. Wie rasch dieser Prozess vonstattengeht, ist weiterhin noch unsicher.
Erneut gibt es leichten bis mäßigen, im östlichen Mittelgebirgsraum und in
Richtung Alpen strengen Frost. Über schneebedeckten Gebieten sind bei klarem
Himmel Temperaturminima bis -20 Grad möglich. Lediglich unter dichteren Wolken,
d.h. in Nordseenähe und ganz im Nordwesten, wird es mit 0 bis -4 Grad nicht so
kalt.

Samstag ... Deutschland liegt zwischen einem von Nordwest-und Westeuropa
heranziehenden Höhenrücken und einem über Ost-und Südosteuropa abtropfenden Trog
in einer nördlichen Höhenströmung. Im Bodendruckfeld erstreckt sich eine
Hochdruckzone von der Biskaya über Frankreich bis nach Süddeutschland, während
über Norddeutschland ein schwach ausgeprägtes Frontensystems eines Tiefs mit
Zentrum über der Barents See hinweg Richtung Südosten zieht. Im Süden und in der
Mitte ist es daher teils heiter teils wolkig und im Wesentlichen trocken.
Während im Norden von Nordwesten her kommend mehrschichtige Bewölkung mit etwas
Niederschlag aufziehen wird. Dabei fällt anfangs meist Schnee oder gefrierender
Regen mit Glatteisbildung. An der Nordseeküste geht der Regen bei steigenden
Temperaturen dann zunehmend Regen über. Zum Abend erreicht der Niederschlag
(meist Schnee) dann auch den Osten Deutschlands. Die Höchsttemperaturen
erreichen im Nordwesten 0 bis 3 Grad, auf den Nordseeinseln bis +5. Im Süden und
in der Mitte bleibt es bei -5 bis 0 Grad bei leichtem Dauerfrost. Der Wind weht
schwach bis mäßig aus unterschiedlichen Richtungen. Im Norden frischt er im
Tagesverlauf auf und kommt aus vorwiegend südwestlichen Richtungen. An der Küste
können im Tageverlauf starke Böen (Bft 7) auftreten.




Modellvergleich und -einschätzung
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Auch die anderen globalen Modelle zeigen eine ähnliche Entwicklung auf. Auf
Grund der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede feststellen. Auch die probabilistischen Verfahren zeigen keine
signifikant andere Entwicklung auf.
Die ersten signifikanten Unterschiede treten ab Samstag in Erscheinung. Dort
lässt ECMWF bereits Samstag früh erste Niederschläge auf Deutschland
übergreifen, während nach ICON dies erst am Nachmittag lediglich in der
Nordhälfte geschehen soll, und es Süden noch trocken bleiben soll. Laut ECMWF
treten bis zum Abend auch schon im Süden die ersten Niederschläge auf. Die
Kandier GEM sind eher auf der Seite von ECMWF, während GFS eher die Variante von
ICON stützt. Fazit: Die genaue Entwicklung am Samstag ist noch recht unsicher,
wohingegen die Entwicklung zuvor schon in trockenen Tüchern zu sein scheint.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer