DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-01-2017 21:00
SXEU31 DWAV 011800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.01.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Gefrierender Regen in NRW.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... lag um 12 UTC in 300 hPa ein Langwellentrog über Nordeuropa, der
sich über die Nordsee und die Britischen Inseln hinaus weit nach Südwesten
erstreckte. Bis Tagesende kommt er nach Dänemark und zur südlichen Nordsee
voran.

Vorderseitig des Troges liegt eine schwach wellende Kaltfront, die zum Tief über
dem nördlichen europäischen Russland gehört. Sie hat bereits Schleswig-Holstein
erreicht. In ihrem Umfeld kommt es derzeit nahezu ausschließlich zu flüssigem
Niederschlag. Beim weiteren südostwärtigen Vordringen des Niederschlages soll
gemäß den Pseudo-Synops des ICON-EUs am Vorderrand des Niederschlagsgebietes in
den nächsten Stunden der Regen zunehmend in Schnee übergehen. Die 12 UTC-Temps
von Hannover und Köln ließen aber auch die Möglichkeit gefrierenden Regens zu,
allerdings sind in den 18 UTC-Prognosetemps diese warmen Nasen fast vollständig
verschwunden. Angesichts der aktuellen Meldungen - gefrierender Regen in den
Niederlanden und Nordbelgien - muss zumindest im Westen von NRW mit ähnlichen
Bedingungen gerechnet werden, worauf auch WarnMOS 15 UTC mit seiner
Wahrscheinlichkeitsaussage für Glatteis hindeutet. In der zweiten Nachthälfte
ist Glatteisregen dann auch im Stau des Rothaargebirges möglich.

ICON6_NEST simuliert in der kommenden Nacht (18 bis 06 UTC) das
Niederschlagsmaximum in NRW mit bis zu 8 mm über Düsseldorf, wobei der
Regenanteil bei 1.5 mm und der Schneeanteil bei 6.5 mm liegt. Die
Gesamtschneehöhe wird für morgen früh von diesem Modell mit 3.2 cm in Düsseldorf
berechnet, COSMO-DE von 12 UTC hat noch einen halben Zentimeter mehr und das
SNOW-Modell wartet sogar mit 5.3 cm auf.
Generell sollte im Westen und in der Mitte der meiste Schnee fallen, etwa 1 bis
5 cm.
Der Vorderrand des Niederschlagsgebietes erreicht nach ICON-Nest bis 06 UTC etwa
eine Linie Trier-Cottbus. Ähnlich sieht es auch C-DE, das aber im Gegensatz zum
genesteten ICON über dem Raum Berlin und südlich davon nur sehr wenig
Niederschlag annimmt (ICON hat dort bis über 1 mm). GFS weist eine ähnliche
Niederschlagsverteilung auf, geht aber maximal bis etwa 4 mm von 18 bis 06 UTC.


Der Wind frischt präfrontal aus westlichen Richtungen an exponierten
Küstenstellen auf Bft 7 auf, postfrontal lässt der Wind an den Küsten nach, so
dass dann wahrscheinlich keine Windwarnungen mehr erforderlich sein werden. Auf
freien Mittelgebirgsgipfeln (Brocken, Fichtelberg, Feldberg/Schwarzwald) ist mit
Böen Bft 8 bis 9 zu rechnen.


Montag ... verlagert sich die Trogachse über Deutschland hinweg südostwärts.

Die Lage der Front ist im Temperaturfeld 850 hPa und im Theta-Ae-Feld 950 hPa
morgens kaum noch erkennbar. Sie dürfte mit einer entstehenden
Isothermendrängung im äußersten Süden um 12 UTC schon südlich der Donau liegen,
was allerdings impliziert, dass der Schneefall ausschließlich postfrontal
stattfindet. Das fein aufgelöste Bodendruckfeld des ICONs deutet aber eher eine
Frontenlage über Thüringen und dem Rhein-Main-Gebiet an.

Die Betrachtung des 24stündigen Niederschlages (00 bis 24 UTC) deutet nach
ICON-Nest auf Mengen von 5 bis 9 mm in gewissen Staulagen hin (Erzgebirge,
Alpen, auch kleinere Gebiete in den zentralen, westlichen und südwestlichen
Gebirgen). Auch hier sieht das Bild der Niederschlagsverteilung im GFS sehr
ähnlich aus wie im ICON-Nest (bis 7 mm an den Alpen und am Erzgebirge). Nach der
vom ICON-Nest berechneten Gesamtschneehöhe fallen tagsüber (06 bis 18 UTC) in
der Südhälfte etwa 1 bis 4 cm Neuschnee. Ähnlich sieht die Simulation des
SNOW-Modells aus.

Bei Höchsttemperaturen von meist 2 bis 5 Grad in der Nordhälfte dürfte
allerdings vom gefallenen Schnee dort abends nicht mehr allzuviel zu finden
sein. Nichtsdestoweniger muss auch in großen Teilen der Nordhälfte in der Nacht
zum Dienstag mit Überfrieren von Nässe gerechnet werden, da mit Ausnahme der
Gebiete um die Nordsee und südlich davon zumindest Frost in Bodennähe und meist
auch Luftfrost zu erwarten ist.

Außer anfangs auf einigen Berggipfeln der Südhälfte (Böen Bft 8 bis 9) sind
keine warnrelevanten Böen ins Kalkül zu nehmen.


Dienstag ... stellt sich zunächst rückseitig des weiter in Richtung
Balkanhalbinsel abziehenden Troges eine nordnordwestliche Höhenströmung ein, die
über Deutschland leicht antizyklonal gekrümmt ist. Im Tagesverlauf verlagert
sich innerhalb der Frontalzone südöstlich Islands ein flacher Kurzwellentrog,
der abends die nördliche Nordsee erreicht und um 24 UTC dann den äußersten
Nordwesten Deutschlands. Die Höhenströmung dreht dabei auf WNW zurück.

Am Dienstag passiert vorderseitig das oben angesprochenen KW-Troges ein
Frontensystem das südliche Europäische Nordmeer und dann die Nordsee
südostwärts. Seine Warmfront erreicht mittags den äußersten Nordwesten
Deutschlands. Dann regnet es vor allem im Küstenbereich. Nach Theta-Ae 950 hPa
befindet sich die nachfolgende Kaltfront um 18 UTC etwa an der dänischen Grenze
und um 24 UTC etwa auf einer Linie Uckermark-Jadebusen. Dann sollte es über dem
Nordosten bereits zu einem Okklusionsprozess gekommen sein.
Über den mittleren Teilen gibt es teils schauerartige Schneefälle in der ersten
Tageshälfte, die sich später nach Osten verlagern und mit dem präfrontalen
Niederschlagsgebiet (auch abends überwiegend Regen) verbinden.
Postfrontal treten am Tagesende besonders in der höhenkältesten Luft an der
Ostsee Schauer auf.
24stündig fallen nach ICON-Nest bis 28 mm im Weststau des Harzes und bis 20 mm
bei Wittenberg. Im Südwesten bleibt es meist trocken. Auch hier sieht die
Verteilung im GFS ähnlich aus, die Maximalwerte liegen aber mit bis zu 13/14 mm
niedriger.

Im Tagesverlauf erfolgt eine deutlich Windzunahme: Erste Böen Bft 7 aus West
gibt es am Vormittag an der Nordsee, bereits mittags sind stürmische Böen an der
Nordsee und auf Rügen möglich. In der zweiten Tageshälfte nimmt der Wind weiter
zu, womit um 24 UTC nördlich einer Linie Münsterland-Oberpfalz verbreitet mit
Böen Bft 7 bis 8 zu rechnen ist. An den Küsten sind Sturmböen sehr
wahrscheinlich. Auf dem Brocken gibt es ab Nachmittag orkanartige Böen, ab
spätem Abend dort und auch auf dem Fichtelberg Orkanböen (Arber Bft 11).


Mittwoch ... weitet sich bis 12 UTC der Trog unter Intensivierung über
Mitteleuropa südostwärts aus; seine Achse ist um 12 UTC bereits über dem
südöstlichen Deutschland zu finden.

Die okkludierende Front verlagert sich bis 12 UTC über Deutschland rasch nach
Süden und dürfte dann etwa über dem Donauraum zu verorten sein. Im Frontbereich
stellt sich zunehmend Schneefall ein (oberhalb etwa 300 m), während es
postfrontal zu intensivierter Schauertätigkeit kommt - Schnee-, Regen- und
Graupelschauer, möglicherweise auch kurze Gewitter. Die 500 hPa-Temperaturen
gehen nordöstlich einer Linie südliches Emsland-Vogtland bis Mittag auf unter
-35 Grad zurück, im Nordosten bis auf -38 Grad.

Es bleibt sehr windig, wobei sich Böen Bft 7 bis 8 bis zum Mittag auch bis in
den Süden Deutschlands ausbreiten. An exponierten Stellen von Nord- und Ostsee
sind schwere Sturmböen Bft 10 wahrscheinlich, auf Brocken, dem Fichtelberg,
Arber und Zugspitze Böen Bft 11 bis 12 aus West bis Nordwest.

Von 00 bis 12 UTC ist nach ICON überall in Deutschland Niederschlag zu erwarten,
besonders im Süden lokal auch über 10 mm, ähnlich sieht GFS die Situation.


Modellvergleich und -einschätzung
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Kurzfristig stimmen die Modelle gut überein.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.