DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-12-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.12.2016 um 10.30 UTC



Am Montag sehr mild und teils stürmisch. Nachfolgend allmähliche
Wetterberuhigung und etwas kälter. Im Erzgebirge mäßiger Schneefall möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 30.12.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag (2.
Weihnachtsfeiertag) erstreckt sich ein Höhenrücken vom Mittelmeerraum über
Mittel- und Osteuropa hinweg bis nach Finnland. Er wird allerdings rasch von
einem nachfolgenden Höhentrog verdrängt, der vom Nordmeer bis in die südliche
Nordsee reicht und sich im weiteren Tagesverlauf unter weiterer Austrogung
Richtung Skandinavien verlagert. Korrespondierend dazu befindet sich im
Bodendruckfeld ein Orkantief vor der norwegischen Küste. In Verbindung mit hohem
Luftdruck über Süd- und Teilen Westeuropas ergibt sich daraus auch über
Deutschland ein kräftiger Druckgradient, der insbesondere im Norden und im
Bergland für stürmisches Wetter sorgt, wobei auf den Nordfriesischen Inseln
orkanartige Böen aus Nordwest bis West möglich sind.
Die Kaltfront des Tiefs greift bereits am Vormittag von Nordwesten auf
Deutschland über und passiert bis zum Abend weite Teile der Mitte Deutschlands.
Rückseitig der Kaltfront fließt ein Schwall kälterer Meeresluft ein
(Temperaturen in 850 hPa bis minus 6 Grad), sodass die Schneefallgrenze vor
allem in den östlichen Mittelgebirgen allmählich absinkt.

In der Nacht zum Dienstag und am Dienstag weitet sich der Trog über Osteuropa
weiter nach Süden aus. Gleichzeitig wölbt sich über dem nahen Ostatlantik und
Westeuropa ein neuer kräftiger Höhenrücken auf, sodass sich über Deutschland
eine nordwestliche Strömung einstellt. Ausgehend von dem Höhentrog schwenkt ein
Kurzwellentrog über den Süden Skandinaviens, das Baltikum und Polen hinweg
südostwärts. Daran gekoppelt ist das angesprochene Orkantief, das sich
allerdings auf seiner Zugbahn abschwächt. Ein weiteres damit verbundenes
Frontensystem beeinflusst den Norden und Osten Deutschlands mit Niederschlägen,
wobei es bis in die Nacht zum Mittwoch insbesondere im Erzgebirge durch die
nördliche Anströmung zu teils länger anhaltenden Schneefällen kommen kann. Der
kräftige Gradient zwischen tiefem Luftdruck über Nord- und Osteuropa und einem
Hoch über Westeuropa sorgt vor allem an den Küsten und in der Osthälfte noch für
teils stürmisches Wetter. Im Westen und Südwesten kommt es durch die Annäherung
des Hochs zu einer Wetterberuhigung.

Am Mittwoch verlagert sich der Höhenrücken weiter ostwärts, wodurch Deutschland
zunehmend unter Hochdruckeinfluss gelangt. Der Gradient fächert deutlich auf,
sodass der Wind überall spürbar nachlässt. Im Osten kommt es anfangs noch zu
leichten Niederschlägen, die aber im Tagesverlauf weiter nachlassen. Sonst
gestaltet sich das Wetter ruhig, wobei im Westen und Süden auch mal die Sonne
zum Vorschein kommt.

Am Donnerstag und Freitag verbleibt Deutschland unter Hochdruckeinfluss, wobei
sich der Schwerpunkt des Hochs über Deutschland hinweg ostwärts verlagert. Mit
der dadurch auf südliche Richtungen drehenden Strömung gelangt wieder milderer
Luft zu uns mit Temperaturen in 850 hPa zwischen 3 und 7 Grad. Allerdings
erwartet uns erneut vielfach trübes Wetter. Nur im Westen und Süden sowie im
höheren Bergland kann sich längere Zeit die Sonne zeigen.

Ein Blick Richtung Jahreswechsel und somit in die erweiterte Mittelfrist zeigt
aber, dass sich der Hochdruckeinfluss wieder abschwächt und ein weiteres
Frontensystem auf Deutschland übergreift.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Über die gesamte Mittelfrist hinweg zeigen die letzten Modellläufe des EZMW eine
konsistente Vorhersage des Strömungsmusters über Europa. Kleinere Unterschiede
haben keinen signifikanten Einfluss auf unser Wetter. Somit kann das gestrige
Vorhersagekonzept überwiegend beibehalten werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Modellvergleich zeigt ebenfalls eine hohe Übereinstimmung im
Vorhersagezeitraum. Signifikante Unterschiede zeigen sich nur am Dienstag
bezüglich der Niederschläge über dem Osten und insbesondere im Hinblick auf die
Schneefälle im Erzgebirge. Dabei weist ICON die höchsten Summen auf mit
Neuschneemengen bis 20, nach ICON-EU sogar bis 25 cm in 12 Stunden. Allerdings
wurden die Niederschlagsmengen im 06 UTC Lauf des ICON bereits deutlich zurück
genommen. Nach EZMW sind es maximal 15 cm. GFS zeigt noch geringere Mengen.
Ursache für die unterschiedlichen Niederschlagsvorhersagen ist ein
unterschiedlich stark ausgeprägter Kurzwellentrog, der bei ICON am markantesten
ist. Gleichzeitig kommt der Höhenrücken bei GFS rascher ostwärts voran als bei
EZWM und ICON.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der Verlauf der Temperatur und des Geopotentials in der Rauchfahne von Offenbach
weist nur einen relativ geringen Spread auf. Dabei sind der Geopotentialabfall
und die gleichzeitig deutlich zurückgehenden Temperaturen am Montag und Dienstag
zu erkennen. Nachfolgend steigen beide Parameter bis zum Ende der Mittelfrist
wieder an. Ab Dienstag sind zumindest für Offenbach/Main keine nennenswerten
Niederschlagssignale mehr vorhanden.

Die Clusterung des EZMW weist für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden fünf Cluster,
für den Zeitraum t+120 bis 168 Stunden drei Cluster auf. Allerdings sind für
Mitteleuropa meist keine signifikanten Unterschiede erkennbar. Einzig auffallend
ist die im ersten Zeitraum unterschiedlich steile nordwestliche Strömung über
Deutschland am Dienstag und Mittwoch, was letztendlich Auswirkungen auf die
Stauniederschläge am Erzgebirge hätte. Genauere Aussagen lassen sich aus den
Clustern aber nicht ableiten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Höhepunkt der Windentwicklung ist am Montag zu erwarten. Dann muss im Norden
verbreitet mit starken bis stürmischen Böen (Bft 7, 8), an den Küsten mit
Sturmböen oder schweren Sturmböen (Bft 9, 10), auf den Nordfriesischen Inseln
und in exponierten Höhenlagen der östlichen Mittelgebirge mit Orkanböen (Bft 11,
12) aus westlichen Richtungen gerechnet werden. In der Mitte und im Süden sind
insbesondere mit Durchzug der Kaltfront Sturmböen (Bft 8, 9) möglich. Am
Dienstag weht der Wind an den Küsten und in der Osthälfte weiterhin stark bis
stürmisch, mit Sturmböen in exponierten Küsten- und Gipfellagen um West. Sonst
lässt der Wind nach. Am Mittwoch sind nur noch in Gipfellagen der östlichen
Mittelgebirge Sturmböen zu erwarten.

Mit Durchzug der Kaltfront am Montag sinkt die Schneefallgrenze in den östlichen
Mittelgebirgen auf etwa 600 bis 800 m ab. Insbesondere im Erzgebirge kann es ab
der Nacht zum Dienstag aufgrund der nördlichen Anströmung länger anhaltend
schneien, teilweise auch noch bis in tiefere Lagen. Die genauen Mengen sind noch
unsicher, um 15 cm Neuschnee in 12 Stunden sind aber durchaus möglich.
Entsprechende Signale gibt es auch seitens der probabilistischen Modelle. Für
den Bayerischen Wald sind die Wahrscheinlichkeiten geringer.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS, operationelle Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger