Thema des Tages

23-12-2016 14:40

Wintersonnenwende und Weihnachten

Am 21. Dezember 2016, um 11:44 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ), war
Sonnenwende, denn unser Zentralgestirn erreichte auf seiner
scheinbaren Bahn um die Erde ("Ekliptik") seinen südlichsten Punkt.
Damit begann auf der Nordhemisphäre der astronomische Winter, auf der
Südhalbkugel der Sommer. Unter den astronomischen Jahreszeiten
versteht man die (willkürliche) Einteilung des Jahres in vier etwa
gleich lange, 90° weite Abschnitte auf der Ekliptik, die durch
jeweils zwei 180° voneinander entfernte Tagundnachtgleichen
("Äquinoktien") und Sonnenwenden ("Solstitien") markiert werden.
Ursache der Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden ist die
himmelsmechanisch bedingte Neigung der rotierenden Erdachse und damit
der Erdbahnebene gegenüber dem (Himmels-)Äquator um ca. 23,5°
("Schiefe der Ekliptik").

Die Schiefe der Ekliptik dominiert neben dem Abstand zwischen Sonne
und Erde die solare Einstrahlung und damit den Energiegewinn der
Erdoberfläche im Jahresverlauf und ist wie gesagt auch für die sich
vor allem in mittleren und hohen geographischen Breiten ausprägenden
Jahreszeiten ursächlich. Der astronomische oder auch kalendarische
Winter bildet dabei den Abschnitt zwischen Wintersonnenwende und
Frühlingstagundnachtgleiche, die Sonne wandert auf der Ekliptik bis
zur Frühlingstagundnachtgleiche nordwärts. Die Tagbögen der Sonne
zwischen ihrem Auf- und Untergang sowie die Tageslängen nehmen wieder
zu, die Mittagshöhe der Sonne über dem Horizont steigt und der
Einfallswinkel der Sonnenstrahlung wird größer.

Dennoch wird es in Mitteleuropa im klimatologischen Mittel zunächst
kälter, der "Hochwinter" steht uns ggf. noch bevor und der Januar ist
in Deutschland gewöhnlich der kälteste Monat des Jahres. Das liegt an
der "thermischen Trägheit" des "Klimasystems" (Erdoberfläche und
Atmosphäre), welches in den mittleren und hohen geographischen
Breiten noch nicht von der wieder zunehmenden kurzwelligen
Sonnenstrahlung profitieren kann, da dieser Energiegewinn vom
Energieverlust durch langwellige Ausstrahlung noch deutlich
übertroffen wird. So dauert bei uns der "Kampf" zwischen ursprünglich
subtropischen und polaren Luftmassen noch bis zum Frühjahr an und
beschert uns, je nachdem wer auf längere Zeit obsiegt, einen milden
oder strengen Winter. Am Ende aber kehrt die Sonne zu uns zurück.

In einigen alten Kulturen und Zivilisationen waren die Jahreszeiten
so eingeteilt, dass die Sonnenwende in der Mitte des Winters lag.
Auch die meteorologischen Jahreszeiten sind bekanntlich anders
definiert. Da beispielsweise in unseren mittleren Breiten oftmals
bereits vor dem tiefsten Stand der Sonne winterliches Wetter herrscht
und es außerdem für statistische Zwecke bequemer ist, bilden die
Monate Dezember, Januar und Februar den Winter. Der meteorologische
Winter hat also bereits am 1. Dezember begonnen.

Weil nach dem Wintersolstitium die Tage wieder länger werden, war die
Sonnenwende spätestens seit der Steinzeit in vielen Kulturen ein
wichtiges Fest, welches mitunter auch ein paar Tage vor oder nach dem
Datum der tatsächlichen Sonnenwende begangen wurde. Die alten
Germanen feierten das "Julfest", im antiken Rom war der 25. Dezember
einer der höchsten Feiertage, der zu Ehren des "Gottes der
unbesiegten Sonne" ("Sol invictus") zelebriert wurde. Schließlich
liegt auch der Zeitpunkt unseres christlichen Weihnachtsfestes in
dieser Tradition begründet.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.12.2016

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