DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-12-2016 21:00
SXEU31 DWAV 191800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.12.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Auf den Alpengipfeln Sturmböen Bft 8 bis 9. Am Mittwoch auf den Nordseeinseln
stürmische Böen Bft 8 möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein Kaltlufttropfen über der Mitte Frankreichs. Dem gegenüber
findet man an der Südspitze Skandinaviens ein Höhenhoch, das zum einen eine
Verbindung zu einem Rücken auf dem Atlantik, zum anderen aber auch zu einem
Rücken über dem zentralen Mittelmeer aufweist. Während der Kaltlufttropfen
retrograd langsam zum Ärmelkanal wandert und die eine Verbindung des Höhenhochs
kappt, zieht das Höhenhoch zur Ostsee weiter. Am Boden ist unter dem
Kaltlufttropfen nur noch eine schwache zyklonale Struktur zu finden, die keinen
Einfluss mehr auf das Wetter in Deutschland hat. Dort überwiegt der Einfluss
eines Hochs über dem südöstlichen Mitteleuropa, das von dem Höhenhoch gestützt
wird. Dadurch wird aber auch mit südöstlicher Bodenströmung allmählich etwas
kältere und trockenere Luft nach Deutschland geführt. So hat sich die
Hochnebeldecke am Tage zumindest gebietsweise aufgelöst, in der Nacht dürften
Nebel und Hochnebel aber wieder an Raum gewinnen. Vor allem dort, wo es
auflockert, ist mit leichtem, im Süden örtlich auch mit mäßigem Frost zu
rechnen. In einigen Nebel- oder Hochnebelgebieten dürfte es dagegen nicht für
Frost reichen. Da die Grenzschichtprozesse von den Modellen jedoch nur schwer
vorhergesagt werden können, und nicht ganz klar ist, wo Nebel und Hochnebel
entstehen bzw. sich halten, wurden die Frostwarnungen für weite Teile
Deutschlands (Ausnahmen nur auf einigen Inseln) herausgegeben. Darüber hinaus
verschärft sich der Gradient am Westrand des Hochdruckgebietes, infolgedessen im
höheren Erzgebirge erste starke Windböen Bft 7 aus Südost und auf den
Alpengipfeln stürmische Böen bis Sturmböen Bft 8 bis 9 aus Süd auftreten.

Dienstag ... verlagert sich das Höhenhoch nur langsam nach Nordpolen weiter. Der
Kaltlufttropfen dagegen schließt sich unter Abschwächung einem Langwellentrog
über dem Atlantik an und hat so keine Relevanz für das Wetter in Deutschland.
Somit bleibt am Boden weiterhin der antizyklonale Einfluss dominant. Unter
weiterer Zufuhr der trockeneren Luft aus dem Südosten lassen die Modelle Nebel
und Hochnebel deutlich stärker auflösen als in den vergangenen Tagen. Vor allem
im Lee der Mittelgebirge bestehen deshalb gute Chancen auf Sonnenschein. Nach
dem polnischen Modell UM von Meteo.pl bleibt es am ehesten trüb im Norden und
Nordosten, etwa in einem Bereich von der Deutschen Bucht bis zur Ostsee und bis
nach Brandenburg sowie im äußersten Südwesten. Das bestätigen in etwa auch die
anderen Modelle. In der eingeflossenen kälteren Luft kann es im Süden bei
Dauernebel sowie in den Mittelgebirgen örtlich bei leichtem Dauerfrost bleiben,
sonst werden Höchstwerte von 2 bis 7 Grad anvisiert. Der Wind nimmt noch
geringfügig zu: So sind in höheren Erzgebirgsgipfeln stürmische Böen Bft 8 zu
erwarten, während am östlichen Erzgebirge starke Böen Bft 7 bis ins Tiefland
(Böhmischer Wind) auftreten können. Auf den Alpengipfeln hält der Südföhn mit
Böen bis in Sturmstärke Bft 9 an.

In der Nacht zum Mittwoch zieht das Höhenhoch nach Südpolen weiter. Der vom
atlantischen Langwellentrog aufgenommene Teil des ehemaligen Kaltlufttropfens
wird zwar "glattgebügelt", steuert jedoch ein paar dichtere Wolken in den
äußersten Nordwesten Deutschlands. Niederschläge sind damit aber nicht
verbunden. In den anderen Regionen stellt sich wieder eine Mischung aus Nebel,
Hochnebel und Auflockerungen ein. Vor allem im Norden geht die
Nebelwahrscheinlichkeit zurück, weil dort der Wind bei allmählich sich
verschärfendem Druckgradienten mit Annäherung eines durch den Langwellentrog
gestützten Tiefs knapp nördlich von Island schon zunimmt. Ansonsten lässt der
Wind in den Alpen und am Erzgebirge nach, weil sich das Hoch über Südosteuropa
weiter nach Osten und Südosten hin zurückzieht und der Gradient damit nachlässt.
Der Böhmische Wind am östlichen Erzgebirge hält sich aber noch länger. Mit
leichtem bis mäßigem Frost ist ebenfalls erneut in vielen Teilen Deutschlands zu
rechnen, Ausnahmen gibt es in Nebel- und Hochnebelgebieten, zum Teil aber auch
unter den Wolken im Nordwesten sowie im Küstenumfeld.

Mittwoch ... stößt der Langwellentrog langsam nach Osten vor, womit das
Höhenhoch etwas weiter nach Südosten abgedrängt wird. Dabei wandelt sich das
Höhenhoch mehr und mehr zu einem Rücken um. Mit der Annäherung des
Langwellentrogs kommen auch die Ausläufer des Tiefs nördlich von Island in den
Nordwesten Deutschland voran. Angesichts der aufkommenden WLA werden am
Nachmittag bei Temperaturen von 3 bis 8 Grad vom Rheinland bis nach
Schleswig-Holstein leichte Regenfälle ausgelöst. Gleichzeitig frischt der Wind
bei weiter zunehmenden Gradienten auf. So sind an den Küsten starke Böen Bft 7,
auf den Nordseeinseln stürmische Böen Bft 8 möglich. Im übrigen Deutschland
beschert hoher Luftdruck erneut einen Tag mit einer Mischung aus Nebel,
Hochnebel und Sonnenschein. Weil die Strömung auf Südwest dreht und dadurch
etwas mildere Luft advehiert wird, findet man Dauerfrost nur noch vereinzelt in
höheren Berglagen. Am östlichen Erzgebirge kann der Böhmische Wind immer noch
anhalten.

In der Nacht zum Donnerstag bildet sich an einem Randtrog des Langwellentrogs
ein Wellentief über der Bretagne. Dadurch werden die über dem Nordwesten
Deutschlands liegenden Ausläufer des von Island ins Nordmeer ziehenden Tiefs
zurückgehalten und die Niederschlagsneigung im Norden und Nordwesten
aufrechterhalten. Hinweise für größere Regenmengen liegen nicht vor. In den
westlichen Mittelgebirgen kann bei Einsetzen der Niederschläge vereinzelt Schnee
oder gefrierender Regen dabei sein. Der Wind schwächt sich mit Annäherung des
Wellentiefs wieder ein wenig ab, insbesondere an der Nordsee treten aber noch
starke Böen Bft 7 auf. Im Gegensatz dazu dominiert nach Südosten hin weiterhin
der Hochdruckeinfluss mit entsprechenden Grenzschichtprozessen (Nebel und
Hochnebel) und gebietsweisem Frost.

Donnerstag ... wird weiter am Umbau der Großwetterlage "gearbeitet". Der
Randtrog des breiten Langwellentrogs erreicht zum Tagesende hin Dänemark, das
zugehörige Wellentief, das sich bereits wieder abschwächt, kommt mittags in der
Deutsche Bucht an. Weitere Niederschläge sind zu erwarten, wobei sie sich
geringfügig nach Südosten hin ausdehnen und nach EZMW eine Linie vom Saarland
über Hessen bis nach Vorpommern einnehmen. Andere Modelle zeigen eine gewisse
Varianz bei der Ausbreitung der Niederschläge (ICON6 am offensivsten, GFS am
langsamsten). In höheren Lagen ist lokal erneut auch Schnee oder gefrierender
Regen möglich. Nach Südosten hin bleibt dagegen immer noch der Hochdruckeinfluss
vorherrschend, sodass sich dort am Wetter der Vortage nicht viel ändert.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle sehen die Entwicklung sehr ähnlich. Unterschiede
ergeben sich vor allem am Donnerstag bezüglich der Niederschlagsausbreitung, auf
die im Text aber schon eingegangen wurde und woraus sich keine Warnrelevanz
ergibt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler