Thema des Tages

14-12-2016 14:40

Schneesuche

Wer heute Morgen (14.12.) auf die Homepage des DWD oder in die
WarnWetter-App geschaut hat, konnte zumindest Ansätze von
winterlichem Wetter erhaschen. Warnungen vor leichtem Frost im Süden
und Südosten ließen sich finden, und südlich der Donau sorgte
leichter Regen auf gefrorenen Böden für Glatteis.

Dieses vorübergehende winterliche Intermezzo kann aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass sich der Winter bisher vornehm zurückgehalten
und allenfalls kurze Gastspiele gegeben hat. Wer den Winter,
respektive den Schnee sucht, muss schon höher hinaus, wie der Blick
auf das beigefügte Satellitenbild vom gestrigen Dienstag zeigt. Zu
sehen sind dort u.a. die Alpen, bei denen einerseits die Gipfel
schneebedeckt sind, sich andererseits aber die Täler deutlich
abzeichnen.

Eine der schneebedeckten Regionen sind die Hohen Tauern als Teil des
Alpenhauptkammes. In der Abbildung weist der kürzere "Alpenpfeil"
genau in ihre Richtung. Sie heben sich als besonders heller Streifen
von der Umgebung ab, die dortige Station "Alpinzentrum Rudolfshütte"
auf 2317 m Höhe meldete heute Morgen 74 cm Schnee, der nahe gelegene,
3105 m hohe Sonnblick sogar 137 cm. Sehr hell und damit schneereich
präsentieren sich auch die Alpen im Grenzgebiet von Frankreich und
Italien. Sie erinnern sich vielleicht: Rund um den Löwengolf und den
Golf von Genua kam es vor etwa drei Wochen zu sehr kräftigen
Niederschlägen. Und diese sind in den Hochlagen als Schnee gefallen,
was jetzt noch im Satellitenbild zu erkennen ist. Und in Deutschland?
Allenfalls einige schüchterne helle Flecken lassen sich in den
deutschen Alpen ausmachen - bei den Liftbetreibern und in den
Tourismusbüros dürften zumindest bezüglich des Schnees Wunsch und
Wirklichkeit deutlich auseinanderklaffen.

Dieses Dilemma kennt man bei unseren südlichen Nachbarn aber auch. In
der Schweiz ist beispielsweise das Rhonetal schneefrei, und in
Österreich erkennt man nördlich der Hohen Tauern das Salzachtal und
das Inntal als dunkle Streifen im Satellitenbild. Bei einer sehr
(wirklich sehr!) groben Abschätzung der Schneegrenze kommt man
übrigens auf etwa 800 bis 1000 Meter. So melden
Garmisch-Partenkirchen (719 m), das Südtiroler Städtchen Sterzing
(948 m) und das österreichische Bad Gastein auf 1002 m Höhe alle etwa
2 cm Schnee. Das reicht für winterliche Tagträume, für Wintersport
reicht es aber nicht. Es sei denn, es wurde mit Schneekanonen
nachgeholfen, und dafür waren die Bedingungen in der letzten Zeit
sehr gut.

Immerhin: Wer sich in den Alpen mit winterlichen Tagträumen begnügen
musste, konnte das oftmals bei strahlendem Sonnenschein tun.
Schließlich ist der Alpenbogen nur deshalb so schön zu erkennen, weil
er nicht von Wolken verdeckt wird. Da kann man in vielen
neblig-grau-trüben Ecken Deutschlands schon neidisch werden.

Oder vielleicht an Leidensgenossen denken. Diese sind in unserem Bild
in der Poebene zu erkennen (also, genau genommen sind sie eben nicht
zu erkennen). Die Poebene präsentierte sich gestern nämlich unter
einer dichten Nebeldecke, die Sonne hatte von Ferrara im Osten über
Piacenza bis nach Asti im Westen keine Chance. Das ist ähnlich wie in
der Norddeutschen Tiefebene.

Aber: Von Asti ist man schnell in den schneebedeckten und auch heute
wieder sonnenverwöhnten Seealpen.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.12.2016

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