Thema des Tages

30-11-2016 14:40

Nach eisigem UWE folgt stürmische THERESA

Nachdem Deutschland am Sonntag, den 27.11.2016, zunächst von einer
Luftmassengrenze von Tief RENATE überquert wurde, drehte die Strömung
auf Nord und ebnete so der trockenen Kaltluft aus der Polarregion den
Weg zu uns. Zudem verstärkte sich der Einfluss von Hoch UWE, dessen
Schwerpunkt sich von den Färöer-Inseln bis Dienstag nach Deutschland
verlagerte.

In der Nacht zum Montag wurden bereits Tiefstwerte von -7,3 Grad
Celsius in Arnstein-Müdesheim im Landkreis Main-Spessart registriert
(wir berichteten im Thema des Tages vom Montag, den 28.11.). In
Eslohe in Nordrhein-Westfalen wurden sogar -8,6 Grad gemessen. Da
einige Straßenabschnitte bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht mehr
vollständig abtrocknen konnten und die bodennahen Luftschichten
teilweise noch einen recht hohen Feuchtegehalt aufwiesen, musste
bereits in der Nacht zum Montag sowie am Montagmorgen im
Berufsverkehr mit einigen Verkehrsbehinderungen durch Glätte
gerechnet werden.

Am Montag (28.11.) macht das Hochdruckgebiet seinem Ruf als
"Schönwettermacher" alle Ehre. Nachdem sich im Vormittagsverlauf
örtliche flache Nebelfelder gelichtet hatten, zeigte sich
deutschlandweit die Sonne an einem überwiegend wolkenfreien und
strahlend blauen Himmel und es konnte etwas Vitamin D getankt werden.
Diese Wolkenarmut und die schwachen Windverhältnisse sorgten jedoch
für beste Ausstrahlungsbedingungen in der Nacht zum Dienstag. Während
es das Quecksilber am Montag tagsüber meist gerade so in den
positiven Bereich schaffte, sank die Temperatur in der meist
sternklaren Nacht zum Dienstag örtlich bis in den strengen
Frostbereich. In Faßberg (Landkreis Celle) wurden Werte von minus
10,8 Grad Celsius aufgezeichnet. Dabei kann schon mal der
Kinderpunsch in der Tasse gefrieren. Erneut bildete sich auf einigen
Straßen Reif und es musste mit glatten Straßen gerechnet werden. Auf
der A44 im Ruhrgebiet sorgte übrigens ein verunglückter Lkw für
Glatteis der besonderen Art. Der Getränkelaster verteilte seine
gesamte Ladung Saft auf der Autobahn, die aufgrund der frostigen
Straßenbelagstemperaturen sofort festfror.

Am Dienstag verlagerte sich Hoch UWE dann nach Deutschland, sodass
die Strömung im Norden des Landes wieder verstärkt auf West drehte.
Somit konnte zumindest in den nördlichen Landesteilen wieder etwas
mildere Atlantikluft einfließen. Die Mitte und der Süden verblieben
hingegen noch in der kalten Luft. Trotz strahlendem Sonnenschein
beschränkten sich positive Temperaturen am Dienstag tagsüber wenn
überhaupt auf nur wenige Stunden des Tages. Mit Sonnenuntergang und
somit fehlender Einstrahlung rutschten die Temperaturen rasch wieder
unter die 0-Grad-Grenze.

In der vergangenen Nacht, also der Nacht zum Mittwoch, wurde erneut
verbreitet mäßiger Frost, örtlich auch strenger Frost registriert.
Spitzenreiter waren die bayerischen Stationen Nürnberg-Netzstall
sowie der Flughafen in München mit minus 10,7 Grad. Helgoland
hingegen wies heute Morgen eine Temperatur von 9,5 Grad Celsius auf
und war damit knapp 20 Grad wärmer als die bayerische
Landeshauptstadt.

Am heutigen Mittwoch (30.11.) zieht sich Hoch UWE immer weiter in den
Südwesten Deutschlands zurück und sorgt dort erneut für viel
Sonnenschein. Der Nordosten wird dagegen bereits von der
Luftmassengrenze von Tief SANNE mit Kern über dem Norden
Skandinaviens beeinflusst. Die dort auftretenden Niederschläge
breiten sich im Tagesverlauf südwärts aus. Besonders im
Übergangsbereich zur kalten Luft besteht allerdings örtlich
Glatteisgefahr! Im östlichen Bergland fällt zum Abend auch Schnee.
Zudem lebt der Wind besonders an den Küsten und in Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge auf.

Im Tagesverlauf formiert sich dann ein Tief über Island, welches
voraussichtlich den Namen THERESA tragen wird. Und dieses Tief macht
sich auf den Weg über Südnorwegen und Südschweden und erreicht in der
Nacht zum Freitag das Baltikum. Dabei stellt sich dann vorübergehend
deutschlandweit eine nordwestliche Strömung ein, die weitere milde
Atlantikluft nach Deutschland führt. Damit zieht sich die nächtliche
Frostgefahr immer weiter in den Süden und ins Bergland zurück und
tagsüber steigen die Temperaturen wieder auf bis zu 10 Grad in
Küstenregionen an. Allerdings weicht damit auch der blaue, strahlende
Himmel einem teils regnerischen Grau. Besonders im Norden und Osten
des Landes bläst der Wind am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag
auch stürmisch, an der Küste sowie im Bergland sind Sturmböen
möglich. Auf exponierten Berggipfeln sind orkanartige Böen
wahrscheinlich.

Zum Wochenende zieht THERESA allmählich in Richtung Ukraine ab und
das Barometer steigt etwas an, womit wieder Ruhe in die deutsche
Wetterküche einkehrt. Allerdings sickert nach und nach erneut kalte
Polarluft nach Deutschland ein, sodass in den Nächten verbreitet
Väterchen Frost zurückkehren wird. Aber bei frostigen Temperaturen
schmeckt der Glühwein ja erfahrungsgemäß besonders gut.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.11.2016

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