DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.11.2016 um 10.30 UTC



Übergang zu einer Hochdrucklage mit ruhigem Herbstwetter. Erst ab Dienstag und
Mittwoch kommender Woche wieder wechselhaft, dann an der Küste und im Bergland
teils stürmisch.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 30.11.2016


Am Wochenende liegt Deutschland zwischen einem blockierenden Hoch über den
Britischen Inseln und einem Höhentiefkomplex über Südwest- und Südeuropa und
somit unter einer östlichen Strömung. Hierdurch ist das Wettergeschehen
antizyklonal geprägt, so dass ruhiges Spätherbstwetter mit den hierfür typischen
Wettererscheinungen wie Nebel und Hochnebel sowie der Bildung einer bodennahen
Inversion zu erwarten ist.
Die Frontalzone verläuft von Ostgrönland über Südskandinavien nach Westrussland.
Ein darin eingelagerter und sich kräftigender Trog weitet sich über Osteuropa
nach Süden aus und streift dabei am Sonntag auch den Nordosten Deutschlands. Die
mit einer südwärts übergreifenden Kaltfront vordringende niedertroposphärische
Kaltluft bereitet der Inversionslage ein Ende. Im Nordosten geht im 850
hPa-Niveau die Temperatur auf -10 Grad zurück, so dass die Niederschläge dort
bis in tiefere Lagen als Schnee fallen. Mit der Kaltfront kommen nur geringe
Niederschläge auf; selbst am Alpenrand und an der Nordseite des Erzgebirges sind
mehr als 10 mm innerhalb von 12 Stunden eher unwahrscheinlich. Nach Westen hin
kommt die Kaltfront zusehends unter antizyklonalen Einfluss, so dass dort,
abgesehen vielleicht von der Nordseite der Mittelgebirge, keine nennenswerten
Niederschläge auftreten sollten.
Am Montag setzt sich überall kältere Luft durch. Das über der Nordsee liegende
Hoch kräftigt sich und weitet sich rasch nach Mitteleuropa aus, so dass sich
eine gradientschwache Lage einstellt und die Luftmasse zur Ruhe kommt.
Allenfalls am östlichen Alpenrand treten dann noch geringe Niederschläge auf,
die als Schnee fallen. Sonst bleibt es trocken.
Am Dienstag greift ein Höhenkeil auf Mitteleuropa über, gefolgt von einem
weiteren Trog, der die Britischen Inseln erreicht. Durch den Keil wird das über
Mitteleuropa liegende Bodenhoch noch etwas gestützt, so dass die
gradientschwache Lage über dem weitaus größten Teil Deutschlands zunächst noch
bestehen bleibt. Markant zu bewarnende Wetterereignisse sind daher vorerst nicht
zu erwarten. Erst im tagesverlauf können an der Küste stürmische Böen aufkommen.

In den Nächten zum Montag und zum Dienstag kann es bei längerem Aufklaren
durchaus mäßigen, über schneebedeckten Gebieten (östlicher Mittelgebirgsraum,
Alpenrand) auch strengen Frost geben. Fraglich ist jedoch, ob es in Verbindung
mit der o.g. Kaltfront eine nennenswerte Neuschneeauflage gibt.
Bereits zum Abend hin nähert sich dem Norden die Frontalzone, was sich in den
küstennahen Gebieten in einer weiteren Windzunahme äußert. Am Mittwoch setzt
sich dann die Frontalzone bis in den Mittelgebirgsraum durch. Damit geht eine
markante Gradientzunahme einher. Abgesehen vom Südwesten treten dann verbreitet
Windböen, in freien Lagen teils stürmische Böen, an der See und im Bergland
Sturmböen auf. Exponiert sind auch schwere Sturmböen vorstellbar. Zudem kommen
vor allem im Norden Niederschläge auf, ohne dass bereits Warnschwellen erreicht
werden. Generell ist mit einer Milderung zu rechnen.
Allenfalls im Südwesten hält sich dann noch antizyklonaler Einfluss, aber auch
dort setzt sich allmählich ein Luftmassenwechsel durch.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum gelangt Deutschland unter eine
straffe nordwestliche Strömung. Wellende Frontenzüge führen im Norden und Osten
Deutschlands zu länger andauernden Niederschlägen, wobei in Staulagen der
östlichen Mittelgebirge und am östlichen Alpenrand die Warnschwellen sehr
wahrscheinlich überschritten werden.
Im Laufe des Freitags beginnt der Gradient dann wieder aufzufächern, von
Westeuropa her setzt sich erneut antizyklonaler Einfluss durch. Die
Niederschläge sollten dann tendenziell nachlassen.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Montag ergeben sich nur geringe Unterschiede zwischen dem
aktuellen Lauf und weiter zurückliegenden Modellläufen. So wird der ab Sonntag
erfolgende Kaltluftausbruch beim aktuellsten Lauf etwas intensiver gerechnet.
Allerdings zeigt der aktuellste Lauf auch das Übergreifen der Frontalzone am
raschesten. Nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf wäre hiermit erst am Mittwoch zu
rechnen gewesen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum war nach den beiden
Modellläufen des Vortages noch eine nordwestliche und sehr zyklonal geprägte
Strömung zu sehen. Der Übergang zu einer antizyklonalen Lage zum Ende des
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes zeichnete sich bei den beiden
gestrigen Läufen noch nicht ab.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag zeigen alle Modelle eine ähnliche Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede sind bis dahin nicht erkennbar. Am Montag prägt
EZMW den Kaltluftausbruch am kräftigsten aus.
Das erneute Übergreifen der Frontalzone, das sich nach EZMW bereits am Dienstag
im Tagesverlauf abzeichnet, ist bei den anderen Modellen noch nicht zu sehen.
Die anderen Modelle verlagern zwar auch das Bodenhoch nach Osten, lassen aber
bis in den Mittwoch hinein eine südliche bis südöstliche, aber noch sehr
antizyklonal geprägte Strömung bestehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich nach GFS zunächst
eine süd-südwestliche, später mehr auf West-Südwest drehende Strömung mit einer
markanten Gradientzunahme ein, wobei am Freitag ein Schnellläufer den Norden
Deutschlands beeinflussen kann. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes ist
mit dem GFS vergleichbar, zeigt aber im Norden Deutschlands eine nicht so
markant ausgeprägte Gradientzunahme.
An einer Zonalisierung sollte daher kein Zweifel bestehen.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt im wesentlichen die oben beschriebene Entwicklung.
Bemerkenswert ist zum Monatswechsel der Übergang zu wechselhaftem Wetter, der
auch von weiter zurückliegenden Modellläufen mitgetragen wird. So zeichnet sich
auch die Zonalisierung deutlich ab. Nach dem EPS des kanadischen Modells wird
die Zonalisierung jedoch hinausgezögert und die Frontalzone setzt sich zum Ende
des erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes weiter nördlich durch.
Das ENS des EZMW zeichnet ebenfalls die oben beschriebene Wetterentwicklung
nach. Im Gegensatz zum EPS des EZMW erfolgt nach dem Kaltlufteinbruch am Sonntag
und Montag nicht mehr ein so ausgeprägter Temperaturanstieg. Eine Vielzahl von
ENS-Läufen bleibt dann bzgl. der Temperaturen im 850 hPa-Niveau unterhalb der 0
Grad-Marke. Zwar setzt auch das ENS des EZMW auf ein Durchgreifen der
Frontalzone, aber die Lösung des deterministischen Laufes (mit der steilen
nordwestlichen Strömung) wird für weniger wahrscheinlich gehalten. Vielmehr
lassen sich Indizien für eine westliche, vielleicht sogar südwestliche Strömung
finden, was den Vorstellungen der anderen Modelle näher kommt.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mit dem Übergreifen der Kaltfront frischt am Samstag beginnend an der Küste der
Wind auf, so dass etwa ab Samstagabend an der Küste, in der Nacht zum Sonntag
dann auch auf höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge
stürmische Böen, am Sonntag in exponierten Lagen auch Sturmböen auftreten
können. Der Wind flaut in der Nacht zum Montag allmählich ab.
In den Nächten zum Montag und zum Dienstag kann es bei längerem Aufklaren
mäßigen, über schneebedeckten Gebieten durchaus auch strengen Frost geben. Am
Sonntag gehen im Tagesverlauf in höheren Lagen die Niederschläge in Schnee über,
in der Nacht zum Montag erfolgt am Alpenrand bis in tiefere Lagen ein Übergang
in die feste Phase. Da nur noch geringe Niederschläge zu erwarten sind, ist es
noch unsicher, ob es für die Ausbildung einer Neuschneeauflage reicht. Zumindest
besteht in den Regionen, wo Niederschlag fällt, Glättegefahr.
Ansonsten bestehen vorerst keine markant zu bewarnenden Wettergefahren.
Am Dienstag frischt im Norden der Wind wieder auf, so dass zunächst an der
Nordsee, später auch an der Ostsee erneut stürmische Böen auftreten können.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + ENS(EZMW)
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann