DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.11.2016 um 10.30 UTC



In den Alpen Föhnsturm, sonst meist ruhiges und mildes Herbstwetter. Zum
Wochenende hin Abkühlung möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 25.11.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Montag liegt nach dem aktuellen
EZMW-Lauf von 00 UTC ein umfangreicher Langwellentrog über dem Atlantik, der
über Island bis zur Iberischen Halbinsel reicht. Dem gegenüber steht ein stark
aufgewölbter Rücken, der sich weit bis in den Norden von Russland erstreckt und
ein Höhenhoch über der östlichen Ukraine und dem südwestlichen Russland
beinhaltet. Deutschland befindet sich in einer leicht antizyklonal konturierten
südwestlichen Höhenströmung. Am Boden überwiegt jedoch vor allem nach Westen hin
der Tiefdruckeinfluss, der aus einem Tiefdruckkomplex mit mehreren Kernen über
Westeuropa rührt. Mit der südlichen Bodenströmung wird milde bis sehr milde Luft
herangeführt, sodass die 850 hPa-Temperaturen bei 5 bis 12 Grad liegen. In den
Alpen ergibt sich aufgrund der Strömung eine Föhnlage.

Bis zum Mittwoch zeigt der südliche Teil des Langwellentrogs in Richtung
Iberische Halbinsel eine Abtropfungstendenz, während der nördliche Teil nach
Skandinavien vorankommt. Am Boden sind unterhalb dieser beiden Gebilde
Tiefdruckgebiete zu finden, dessen Ausläufer in Verbindung zueinander stehen und
somit auch Deutschland erfassen. Sie sind aber kaum noch wetteraktiv.

Am Donnerstag hat sich der Südteil des ehemaligen Langwellentrogs über der
Iberischen Halbinsel abgeschnürt, der Nordteil dagegen schwenkt über
Skandinavien durch. Mit einem über den Britischen Inseln sich aufbauenden Hoch,
das durch einen Rücken über dem Atlantik gestützt wird, bildet sich eine zonale
Brücke zu einem russischen Hoch. Dabei gelangt in den Norden mit westlicher
Strömung etwas kühlere Meeresluft mit Temperaturen um 0 Grad in 850 hPa. Weiter
nach Süden ist noch die milde Luft mit Temperaturen von 5 bis 11 Grad in 850 hPa
wirksam.

Am Freitag bleibt das Höhentief über der Iberischen Halbinsel quasistationär,
füllt sich allmählich jedoch auf. Der nördliche Teil des Langwellentrogs ist
dann bereits nach Russland weitergezogen, ihm folgt aber ein Kurzwellenanteil,
der den Norden von Deutschland erreicht. So bleibt die Hochdruckbrücke zwar
erhalten, über dem Norden Deutschlands wird sie aber von dem Kurzwellenanteil
ein wenig gestört. Darüber hinaus sinkt die 850 hPa-Temperatur deutschlandweit
auf -1 bis 5 Grad, da mit nordwestlicher Strömung zunehmend Meereskaltluft
einfließt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag verstärkt das Hoch über den Britischen
Inseln seinen Einfluss auf Deutschland, wobei sich die Temperaturen zunächst
kaum ändern. Anschließend nimmt das Hoch Verbindung auf zu einem über
Nordwestskandinavien liegenden neuen Hoch, womit bei uns eine Nord- bis
Nordostströmung in Gang kommt und die Temperaturen allmählich weiter sinken.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Donnerstag kann dem aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC eine gute Konsistenz
im Vergleich zu den beiden Vorläufen des gestrigen Tages bescheinigt werden. Am
Freitag wurde der Nordteil des Langwellentrogs über Skandinavien im gestrigen 00
UTC-Lauf regeneriert, sodass Deutschland zunächst zyklonaler beeinflusst werden
sollte und erst im weiteren Verlauf der Hochdruckeinfluss zunahm. So wären am
Freitag und Samstag mehr Niederschläge zu erwarten gewesen. Der gestrige 12
UTC-Lauf dagegen zeigte überhaupt keinen Kurzwellenanteil, sodass bereits ab
Freitag Hochdruckeinfluss dominant geworden und es meist trocken geblieben wäre.
Der neue Lauf bietet eine Art Zwischenlösung mit dem Kurzwellenanteil an, bei
der sich der Freitag vor allem im Norden leicht wechselhaft mit örtlich etwas
Regen gestaltet und dem Hochdruckeinfluss, der dann ab Samstag wieder überwiegt.
Aufgrund der Konstellation sollte es nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf auch schon
etwa 5 Kelvin kühler sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Donnerstag bieten GFS und ICON verglichen zum EZMW sehr ähnliche
Lösungen an. Wie der gestrige 12 UTC-Lauf des EZMW setzen danach ab Freitag
beide Modelle auf die Variante mit dem schon ab Freitag sich aufbauenden
Hochdruckeinfluss. JMA und mit leichten Abstrichen auch GEM (der Kurzwellanteil
am Freitag nimmt Verbindung auf zum etwas weiter ausgebreiteten Höhentief über
der Iberischen Halbinsel) dagegen bleiben die ganze Zeit eng an der EZMW-Lösung.
NAVGEM ähnelt am meisten dem ICON, allerdings kann das Höhentief über der
Iberischen Halbinsel zum Wochenende hin seinen Einfluss auf den Südwesten
Deutschlands ausdehnen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 500 hPa Geopotenzial-Rauchfahne des EZMW-Ensembles für Offenbach offenbart
zunächst einen sehr engen Verlauf bis zum Donnerstag, wobei Haupt- und
Kontrolllauf gut im Median liegen. Am Freitag öffnen sich Spread und Median ein
wenig, vor allem gibt es dann auch einige Ausreißer nach unten. Die 850 hPa
Temperatur-Rauchfahne zeigt schon in der Woche bei einem zunächst hohen Niveau
(um 9 Grad) einige wenige kalte Ausreißer (eventuell setzt sich die
Meereskaltluft schneller durch), ab Freitag bewegen sich Haupt- und Kontrolllauf
dann am unteren Rand des Spektrums (bei etwa -3 Grad) außerhalb des Medians (bei
etwa +3 Grad).

Bei der Clusteranalyse des EZMW-Ensembles bei t_192-240 (Samstag, 00 UTC bis
Montag, 00 UTC) gibt es 4 Cluster (20, 13, 11 und 7 Mitglieder; Haupt- und
Kontrolllauf in C1). C1 zeigt das obige Szenario, C2 auch, wobei aber auf den
Kurzwellenanteil am Freitag rasch ein weiterer Kurzwellentrog folgt. Bei C3
setzt sich der Hochdruckeinfluss komplett durch, bei C4 zunächst auch, bald aber
folgt ein neuer Kurzwellentrog wie in C2.

Es lässt sich also schließen, dass die Vorhersage bis zum Donnerstag als relativ
sicher angesehen werden kann. Ab Freitag beginnen die Unsicherheiten, die sich
zum einen auf den Kurzwellenanteil am Freitag, zum anderen aber auch auf den
Hochdruckaufbau danach beziehen. Dabei scheint die vom Hauptlauf angestrebte
Abkühlung ab Freitag ebenfalls unsicher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signale für überdurchschnittlich starken Wind finden sich seitens EFI am Montag
und leicht eingeschränkt auch noch am Dienstag in den Alpen. Damit wird gut die
kräftige Föhnsituation erfasst, die sich am Montag und Dienstag in orkanartigen
Böen (oder nach MOSMIX sogar vereinzelten Orkanböen) auf den Gipfeln und
stürmischen Böen oder Sturmböen in den Tälern äußert.

Darüber hinaus finden sich keine weiteren Hinweise für signifikante
Wettererscheinungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler