DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.11.2016 um 10.30 UTC



Sonntag stürmisch, nächste Woche föhnige Südlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 24.11.2016


Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem EZMW-IFS
Deutschland im Bereich einer zyklonal konturierten südwestlichen Höhenströmung
zwischen einem Rücken über Osteuropa und einem Langwellentrog über
Nordwesteuropa. Auf dessen Vorderseite liegt entwicklungsgünstig und zudem durch
einen nordostwärts schwenkenden Kurzwellentrog unterstützt ein Sturmtief. Dessen
Kern zieht am Sonntag im Tagesverlauf vom westlichen Ärmelkanal zur westlichen
Ostsee. Dagegen liegt über Russland ein kräftiges Hoch, so dass weite Teile Ost-
und Mitteleuropas im Bereich einer südlichen Strömung liegen. Dabei liegt vor
allem die Nordwesthälfte Deutschlands im Bereich eines kräftigen Gradienten, so
dass stürmische Böen bis ins Flachland zu erwarten sind, auf den Bergen
mindestens schwere Sturmböen. An den Alpen stellt sich starker Föhn ein. Zudem
überquert in der zweiten Tageshälfte eine Kaltfront den Nordwesten, an der die
Böen sich noch verstärken dürften.
In der Nacht zum Montag zieht das Sturmtief unter Abschwächung nordwärts und
schwächt sich ab, so dass Gradient und Wind über Deutschland nachlassen. Am
Montag zieht ein weiteres Tief über der Biskaya nordwärts, die Windverhältnisse
über Deutschland bleiben aber recht schwach. Das Frontensystem schleift wellend
über dem Westen des Landes, wo es regnet. Im übrigen Land gibt es
Wolkenauflockerungen und ein hohes Temperaturniveau (8 bis 12 Grad in 850 hPa),
wobei es wohl nicht überall mild wird, weil sich im Südosten hier und da flache
Nebelfelder halten könnten. An den Alpen herrscht weiter Föhn.
Am Dienstag zieht das neue Tief zur Nordsee, dabei nimmt der Wind im Westen
vorübergehend zu, ansonsten ändert sich kaum etwas an der Lage.
Am Mittwoch stellt sich die Lage etwas um. Der Trog im Westen tropft ab, so dass
sich dann ein Höhentief über der Iberischen Halbinsel befindet, wo dann auch am
Boden tiefer Luftdruck zu finden ist. Gleichzeitig bildet sich über den
Britischen Inseln ein weiterer Hochschwerpunkt, so dass sich zusammen mit dem
russischen Hoch eine zonale Brücke bildet. Während auf der Vorderseite des
Höhentiefs weiter milde Luft in den Süden fließt, wird in den Norden von
Nordwesten her kältere Luft gedrängt. Damit verstärkt sich die Bodenfront über
Norddeutschland. An dieser fällt weiter Regen, wohingegen sonst ruhiges Wetter
überwiegt. An den Alpen ist es weiter föhnig, jetzt aber schwächer.
Am Donnerstag verstärkt sich das Hoch über den Britischen Inseln, während
gleichzeitig das Höhentief allmählich seinen Einfluss verliert. Damit kommt die
Kaltfront über Deutschland südwärts voran und es wird im Süden regnerischer. Die
in den Norden einfließende Luftmasse ist polare Meeresluft (-2 Grad in 850 hPa),
so dass dort der Temperaturrückgang gedämpft ausfällt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufes mit seinen Vorgängern ist bis Dienstag gut,
danach schlecht. Beide Vorläufe zeigten bis Donnerstag noch Tiefs westlich
unseres Landes, so dass südliche bis südwestliche Strömungen vorherrschten. Mit
dem aktuellen Lauf sind aber südöstliche Richtungen zu erwarten, im Norden
nördliche.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle beschreiben die Entwicklung der Wetterlage bis
Dienstag fast gleich, ab Mittwoch zumindest noch ähnlich. Nach allen Modellen
bildet sich nordwestlich von uns ein Hoch, allerdings je nach Modell entweder
über den Britischen Inseln oder weiter nordwestlich. Gleichzeitig haben alle
Modelle südlich davon ein Höhentief liegen mit Bodentiefs zwischen der
nördlichen Biskaya und der Iberischen Halbinsel. Somit gelangt nach allen
Modellen ein Bereich im zentralen Europa in ein frontogenetisches
Viererdruckfeld (wir haben auch noch das Hoch über Osteuropa und
Tiefdruckeinfluss über Nordskandinavien). Dabei bildet EZMW die Front am
weitesten südlich und lässt sie bis Donnerstag schon weit nach Deutschland
hinein vordringen. Etwas zurückhaltender ist GEM, bei ICON erreicht die Kaltluft
nur die Nordsee. Bei GFS bleibt ganz Deutschland in eine recht kräftigen
Südostströmung und die Kaltluft verbleibt weit draußen über der Nordsee.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-EPS verteilt sich im Zeitraum t+120 bis t+168 h (Di 00 UTC, bis Do 00
UTC) auf drei Cluster. Alle drei zeigen grob die gleiche Entwicklung.
Unterschiede ergeben sich bei der Geschwindigkeit des Abtropfprozesses am
Mittwoch/Donnerstag, wobei C1 (22 Mitglieder, plus Kontrolllauf, Hauptlauf) eine
mittlere Position einnimmt. C2 (15 Mitglieder) zeigt einen schnelleren
Abtropfprozess und eine sich schließende Hochdruckbrücke nördlich unseres
Landes. Damit flösse etwas kontinentalere Kaltluft von Nordosten in unser Land.
Nach C3 (14 Mitglieder) tropft der Trog erst später ab und es zieht noch ein
Bodentief Richtung Nordskandinavien, so dass die kühlere Meeresluft von
Nordwesten etwas zyklonal geprägter, aber wohl ebenso schnell wie bei C1 in
unser Land gelänge.
In der erweiterten Mittelfrist (Fr bis So) finden sich drei Cluster mit hohem
Potenzial über Nordwesteuropa bzw. Nordeuropa. Bei allen drei Clustern sind wir
von der Zufuhr atlantischer Luftmassen abgeschnitten, so dass es wohl nur eine
Frage der Zeit ist, bis sich wieder deutlich kältere Luft in Deutschland
durchsetzt.
Heute betrachten wir Rauchfahnen für Hamburg und München. Im Norden zeigt sich
bei der Temperatur bereits zu Beginn der neuen Woche eine recht große Spreizung
der Vorhersagen. Der Schwerpunkt der Vorhersagen geht bei EZMW bis Ende nächste
Woche auf -3 Grad in 850 hPa zurück, es geht aber auch deutlich milder. Das
Potenzial steigt bis Mittwoch an und verbleibt dann nach den meisten Mitgliedern
auf recht hohem Niveau. Ähnlich sieht es bei GFS aus. Bei diesem Modell bleibt
zwar der Hauptlauf sehr mild, aber dafür zeigen viele Ensemblemitglieder nächste
Woche einen deutlichen Temperaturrückgang, teils bis -7 Grad am Samstag. Die
Niederschlagssignale sind schwach. Im Süden beginnt der Temperaturrückgang nach
EZMW erst am Donnerstag und fällt verhalten aus, die Spreizung wird aber sehr
groß (zwischen -7 und 12 Grad nächsten Samstag). Kommende Woche sind kaum
Niederschlagssignale vorhanden. Ähnlich sieht dort das GFS-Ensemble aus: Es
bleibt aber noch milder, kaum ein Ensemblemember geht bis Ende nächste Woche
unter 0 Grad. Dass es im Süden aber bei Hochdruckeinfluss trotzdem recht kalt
werden kann, soll nicht unerwähnt bleiben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI:
Der EFI zeigt am Sonntag ein leichtes Sturmsignal im Westen Deutschlands.

STURM:
Am Sonntag bringen Cosmo-LEPS sowie EZMW-EPS im Westen (vor allem Bergland) und
an der Nordsee Signale für stürmische Böen bzw. Sturmböen. Danach lassen die
Signale deutlich nach. Allerdings ist Montag und Dienstag noch mit einer recht
kräftigen Föhnsituation zu rechnen, die die EPSse mangels Auflösung nur
andeuten. Ab Mittwoch lässt der Föhn allmählich nach.

NIEDERSCHLAG:
Zwar wird es vor allem im Westen und später Nordwesten wiederholt Regenfälle
geben, warnwürdige Niederschlagsmengen zeichnen sich aber nicht ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann