DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-11-2016 11:00
SXEU31 DWAV 170800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.11.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu Tr W

In tiefen Lagen Windböen, vorübergehend stürmische Böen. Im Bergland und an der
Küste Sturmböen, im höheren Bergland exponiert auch orkanartige Böen oder
Orkanböen. In Staulagen Dauerregen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegen wir in einer milden westlichen Strömung, bevor die Strömung
in der Folge wieder stärker meridional geprägt ist. Über dem Nordostatlantik
erfolgt ein Kaltluftvorstoß nach Süden, entsprechend weitet sich
ein Trog über Westeuropa über die Biskaya bis in den Norden der Iberischen
Halbinsel aus. Vorderseitig dreht die Höhenströmung über Mitteleuropa auf
südwestliche Richtungen.
Eingelagert in die Strömung sind Tiefausläufer, die zur Wellenbildung neigen,
wobei lediglich hinter der über dem Norden verlaufenden Front eine etwas kühlere
Luftmasse einfließt, sonst werden mit der südwestlichen Strömung sehr milde
Luftmassen zu uns gelenkt.
Durch kurzwellige Troganteile, zunehmend aber auch durch WLA wird weitere Hebung
generiert, die zu teils länger anhaltenden Regenfällen führt, meist sind diese
aber nicht sonderlich intensiv. Lokal in Staulagen sind aber dennoch 10 bis 15
mm in 12 Stunden zu erwarten. Dabei bleibt es vielfach stark bewölkt, kurze
Auflockerungen sind im Norden und ganz im Süden möglich.
Mit Annäherung einer neuen Welle und eines zunächst flachen Bodentroges
verschärft sich der Gradient wieder und der Wind frischt von Westen her erneut
auf.
Vor allem im Westen gibt es bis ganz runter starke, vereinzelt stürmische Böen.
Im Bergland sind im Tagesverlauf Sturmböen zu erwarten, auf einzelnen Gipfeln
orkanartige Böen. Auch an den Küsten, vor allem an der Nordsee, gibt es wieder
starke bis stürmische Böen, vereinzelt auch Bft 9.
Bei guter Durchmischung werden auch ohne Einstrahlung mehr als 10 Grad erreicht,
am Oberrhein lokal um 15 Grad. Nur im Norden ist es etwas "kälter" mit 8 bis 10
Grad.
Zudem wird dort die Schichtung immer labiler, da höhenkältere Luft (-28 Grad in
500 hPa) einfließt, über der Nordsee sind nachmittags und abends einzelne
Gewitter möglich.

Am Alpenrand setzen sich im Tagesverlauf erste föhnige Auflockerungen durch.

In der Nacht auf Freitag liegen wir genau unter dem Jet in 300 hPa, mit rund 240
km/h. Strömungstechnisch günstig gelegen entwickelt sich unter dem linken
Ausgang im Bodentrog ein kleines Sturmtief über der Nordsee, das die Front in
sich aufnimmt und zur Südwestküste Norwegens zieht. Die warme Luft breitet sich
zuvor etwas nach Norden aus, während gleichzeitig die Kaltfront in den
Nordwesten wieder eindringt. Der Gradient legt noch etwas zu und im höheren
Bergland kommt es zu teils schweren Sturmböen aus Südwest, auf dem Brocken oder
dem Feldberg sind Orkanböen möglich. Bis ganz runter sind nach Westen hin starke
bis stürmische Böen, vereinzelt exponiert Sturmböen möglich. Auch an den Küsten
bleibt es teilweise stürmisch, vor allem an der Nordsee. Auf exponierten
Alpengipfeln sind schwere Sturmböen zu erwarten, während es im Alpenvorland bei
teils geringer Bewölkung wieder stärker abkühlt auf Werte um 0 Grad am Boden,
sonst ist Frost kein Thema.
Der Regenschwerpunkt liegt im frontalen Bereich über dem Westen und Nordwesten,
gebietsweise 10 bis 20 mm, vereinzelt mehr in 12 Stunden. Gesonderte Warnungen
über die Bestehende hinaus sind wahrscheinlich nicht nötig. Auch Gewitter sind
frontal nicht ausgeschlossen, wahrscheinlicher ist aber, dass sich aufgrund der
starken Scherung (LLS, DLS) direkt an der Front eine markante Schauerlinie mit
deutlichem Windsprung und Böen Bft 7 bis 8 bildet.


Freitag... weitet sich der Langwellentrog über Westeuropa noch nach Süden aus,
während er zögernd nach Osten Boden gut macht. Das Bodentief zieht über Norwegen
langsam nach Norden bis Nordosten. Die zugehörige Kaltfront, überquert tagsüber
den größten Teil Deutschlands nach Osten und erreicht abends auch Südostbayern.
Damit in Verbindung fällt vor allem postfrontal (Anafront) verbreitet
schauerartiger Regen, in Staulagen des Südwestens und Südens auch kräftiger,
GFS, EURO4 gehen bis ca. 30 mm in 12 Stunden, dies wird aber von den anderen
Modelle nicht gestützt, die meist nur 10 bis 20 mm in Spitzen simulieren.
Postfrontal fließt kältere Meeresluft ein mit T850 unter 0 Grad, da der Trog
nachrückt, gehen auch in der mittleren Troposphäre die Temperaturen über dem
Westen und Norden deutlich zurück, bis -33 Grad in 500 hPa. Entsprechend wird es

instabiler und es treten Schauer und Gewitter auf (Schwerpunkt
Nordwesten/Nordsee), die mit stürmischen Böen und Graupel verbunden sein können.


Präfrontal sehen die Bedingungen noch ganz anders aus. Im Südosten stellt sich
vorübergehend eine Föhnlage ein mit größeren Aufheiterungen, Bft 10 bis 11 in
den Alpen, vielleicht Föhndurchbruch in einigen Föhntälern und lokal dort 15 bis
16 Grad. Auch am Oberrhein geht es, bevor die kältere Luft da ist, nochmal auf
rund 15 Grad rauf.

Der Gradient fächert im Tagesverlauf, nach Passage der Kaltfront von Westen her
deutlich auf. Zuvor sind aber im Westen bis ganz runter 7er bis 8er Böen
möglich, vor allem mit Passage der Kaltfront, dann aber auch im Süden und Osten.
Im Bergland gibt es teilweise schwere Sturmböen, auf Gipfeln sind Orkanböen
möglich. Auch im Umfeld der Nordsee bleibt es windig mit starken bis stürmischen
Böen an der Küste.

In der Nacht zum Samstag treten im Südosten und Süden weitere Niederschläge auf,
da es über Norditalien zu einer Zyklogenese kommt, deren Aufgleiten auch
nördlich der Alpen spürbar wird, gleichzeitig nähert sich von Westen ein
Randtrog. Die Schneefallgrenze sinkt an den Alpen bis an die 1000m, weiter
nördlich auf ca. 800m, so dass darüber wieder die feste Phase ins Spiel kommt.
Auch an den Küsten kommt es zu Schauern und kurzen Gewittern, sonst klingen die
Schauer vorübergehend ab.


Samstag... erreicht der markante, scharf ausgeprägte Höhentrog mit seiner Achse
am Abend Deutschland, wobei die Temperatur in 500 hPa im Nordwesten auf -30 bis
-34 Grad absinkt.
trogvorderseitig gibt es in der Südosthälfte weitere Aufgleitniederschläge, an
der Westflanke einer Wellenentwicklung über Polen mit Mengen zwischen 2 und 10
mm, im Alpenraum mit 10 bis gut 15 mm in 12 Stunden. Die Niederschlags- und
Temperaturverteilung werden aber noch sehr heterogen und inkonsistent simuliert.

Die Schneefallgrenze sinkt dabei wahrscheinlich meist auf rund 1000 m, da in 850
hPa die Temperatur zumindest teilweise unter 0 Grad zurückgeht.
Im übrigen Deutschland macht sich kompensatorisches Absinken bemerkbar und bei
wechselnder Bewölkung treten höchstens einzelne Schauer auf, gebietsweise ist es
trocken. Erst über dem äußersten Nordwesten und der Nordsee sind Schauer und
Gewitter wieder wahrscheinlicher.
An der Nordsee und im höheren Bergland bleibt es windig.
In der Nacht zum Sonntag herrscht rückseitig des Höhentroges anfangs leichter
Zwischenhocheinfluss, so dass es gebietsweise aufklart, bevor im Westen in der
2. Nachthälfte die Bewölkung wieder zunimmt.
Die Temperaturen gehen im Süden und im Bergland teilweise auf Werte um 0 Grad
zurück. Im Nordosten und Westen ist es mit 2 bis 5 Grad nicht so kalt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundsätzliche Entwicklung ist unstrittig, auch die Windverhältnisse werden
recht ähnlich simuliert. Was eventuellen Dauerregen im Südwesten (Staulagen
Schwarzwald, Oberschwaben) angeht, so bleiben Fragezeichen. Die Probabilistik
(ECM EPS 00z) stützt solche Niederschläge kaum. Das Niederschlagsereignis dort
kann sich auch bis in den Samstag hinein ziehen. (24h)

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner