DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-11-2016 09:00
SXEU31 DWAV 160800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 16.11.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz Übergang zu SWz

Vor allem an den Küsten und im Bergland windig. An den Küsten vor allem
Donnerstag und Freitag stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen. Im höheren
Bergland Sturmböen, exponiert Orkanböen. In den Alpen zum Freitag vorübergehend
Föhnlage. In einigen Staulagen Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... setzt sich bei uns eine zyklonale Westlage durch. Nach Passage eines
Höhenrückens stellt sich eine zunächst recht glatte westliche Höhenströmung ein,
im Bodenniveau werden mit westlichen Winden feucht-milde maritime Luftmassen zu
uns gelenkt. Am Rand eines Tiefdrucksystems über dem Nordmeer haben dessen
Ausläufer von Westen her übergegriffen und geraten strömungsparallel über
Deutschland ins Schleifen. Eine daraus resultierende Welle zieht heute über die
mittleren Landesteile nach Osten; eine weitere, okkludierte Front erreicht
abends den Nordwesten.

Bei auffrischendem westlichen bis südwestlichen Wind werden die letzten Reste
der Kaltluft auch aus dem Südosten weggeräumt, so dass Glätte kein Thema mehr
ist. So liegen die Maxima denn heute auch meist bei 6 bis 14 Grad, mit den
höchsten Werten am Niederrhein. Vielleicht lokal ganz im Südosten, wo die
kältere Luft etwas zäher ist, nur bei 3 bis 4 Grad. Wolkenlücken gibt es kaum,
wenn, dann am ehesten am Alpenrand und ganz im Norden.

Schon am Vormittag zieht der Wind an und im Bergland sind erste Böen der Stärke
7 bis 8 möglich, zum Nachmittag sind in der stabilen Warmluft auf exponierten
Gipfel Sturmböen, vereinzelt schwere Sturmböen möglich. Auch an den Küsten, vor
allem an der Nordsee, vereinzelt an der Ostsee reicht es ab den Mittagsstunden
zu starken, vereinzelt exponiert stürmischen Böen. Sonst werden Warnschwellen
bezüglich des Windes meist nicht erreicht.
Ein weiterer Punkt ist der Niederschlag. Mit den übergreifenden Tiefausläufern
fällt verbreitet Regen, vor allem über dem Süden und der Mitte zum Teil auch
länger anhaltend. Dabei sind vor allem in Staulagen der westlichen
Mittelgebirge, Sauerland, Rothaargebirge, Niederschlagsmengen bis an die
Warnschwellen möglich, vereinzelt 20 mm/6h, oder 25 mm/12 h. Groß sind die
Wahrscheinlichkeiten dafür aber nicht. Erst akkumuliert bis zum Freitag werden
wahrscheinlich durch die wiederholten Regenfälle Warnschwellen vor Dauerregen im
48 h Zeitraum überschritten, entsprechende Warnungen sind ausgegeben.

Nachts folgt eine weitere Welle auf südlicherer Zugbahn und nach kurzer Pause
kommen im Süden erneut Regenfälle auf. Auch die in den Norden eindringende
teilokkludierte Kaltfront bringt dort Regenfälle. Ihr folgt etwas kältere
Meeresluft, die aber am Boden keinen signifikanten Temperaturrückgang bringt.
Auch wenn es im Norden größere Auflockerungen gibt, reicht es wohl nicht für
Frost.
Der Wind bleibt lebhaft, flaut aber vor allem im Norden wieder ab. Starke Böen
sind in der zweiten Nachthälfte eher windanfälligen Orten an der Nordsee
vorbehalten. Auf den Bergen bleibt es aber windig mit starken bis stürmischen
Böen, exponiert mit Sturmböen. Auch sind dort Sichtbehinderungen durch
aufliegende Wolken zu erwarten.

Donnerstag... meridionalisiert die Strömung wieder stärker und über dem
Nordostatlantik erfolgt ein Kaltluftvorstoß nach Süden, entsprechend weitet sich
ein Trog über Westeuropa über die Biskaya bis in den Norden der Iberischen
Halbinsel aus. Vorderseitig dreht die Höhenströmung über Mitteleuropa auf
südwestliche Richtungen. Die beiden frontalen Strukturen sind noch erkennbar,
vor allem die südliche verwischt aber mehr und mehr. Richtung Alpen wird es
zunehmend föhnig.
Mit der südwestliche Strömung wird weiter sehr milde, lediglich in den Norden
eine etwas kühlere, oder besser: weniger milde Luftmasse gelenkt.
Durch kurzwellige Troganteile, zunehmend aber auch durch WLA wird weitere Hebung
generiert, die zu teils länger anhaltenden Regenfällen führt, meist sind diese
aber nicht sonderlich intensiv. Lokal in Staulagen sind 10 bis 15 mm in 12
Stunden zu erwarten. Dabei bleibt es vielfach stark bewölkt bis bedeckt, kurze
Auflockerungen sind im Norden und ganz im Süden möglich.
Mit Annäherung einer neuen Welle und eines zunächst flachen Bodentroges
verschärft sich der Gradient wieder. Der Wind frischt von Westen her erneut auf.
Vor allem im Westen gibt es starke, vereinzelt stürmische Böen. Im Bergland sind
im Tagesverlauf Sturmböen zu erwarten, auf einzelnen Gipfeln orkanartige Böen.
Auch an den Küsten, vor allem an der Nordsee, gibt es wieder starke bis
stürmische Böen, vereinzelt auch Bft 9.
Bei guter Durchmischung werden auch Sonne Einstrahlung verbreitet mehr als 10
Grad erreicht, am Oberrhein lokal um 15 Grad. Nur im Norden ist es etwas
"kälter" mit 8 bis 10 Grad.
Zudem wird dort die Schichtung immer labiler, da höhenkältere Luft (-28 Grad in
500 hPa) einfließt, über der Nordsee sind nachmittags und abends einzelne
Gewitter mit stürmischen Böen, vielleicht mit Graupel möglich.

Am Alpenrand setzen sich im Tagesverlauf erste föhnige Auflockerungen durch.

In der Nacht auf Freitag kann sich im Bodentrog ein Randtief entwickeln, das die
Front in sich aufnimmt und zur Südwestküste Norwegens zieht. Der Gradient legt
noch etwas zu und im Bergland kommt es zu Sturmböen aus Südwest, auf dem Brocken
oder dem Feldberg sind Orkanböen möglich. Bis ganz runter sind nach Westen hin
starke bis stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen möglich. Auch an den Küsten
bleibt es teilweise stürmisch. Auf exponierten Alpengipfeln sind schwere
Sturmböen zu erwarten, während es im Alpenvorland bei teils geringer Bewölkung
wieder stärker abkühlt auf Werte um 0 Grad am Boden, sonst ist Frost kein Thema.
Der Regenschwerpunkt liegt im frontalen Bereich über dem Westen und Nordwesten.


Freitag... schwenkt der Langwellentrog über Westeuropa nach Osten, während das
Bodentief entlang der norwegischen Küste nach Nordosten zieht. Die zugehörige
Kaltfront, hervorgegangen aus den wellenden Fronten der Vortage, überquert
tagsüber den größten Teil Deutschlands nach Osten und erreicht abends auch den
äußersten Osten und Südostbayern. Damit in Verbindung fällt verbreitet
schauerartiger Regen, in Staulagen des Schwarzwaldes auch kräftiger, ICON und
GFS gehen bis 30 mm in 12 Stunden.
Postfrontal fließt kältere Meeresluft ein mit T850 unter 0 Grad, da der Trog
nachrückt, gehen auch in der mittleren Troposphäre die Temperaturen über dem
Westen und Norden deutlich zurück, bis -33 Grad in 500 hPa. Entsprechend wird es
instabiler und es treten dort Schauer und Gewitter auf, die mit stürmischen Böen
und Graupel verbunden sein können.

Präfrontal sehen die Bedingungen noch ganz anders aus. Im Südosten stellt sich
vorübergehend eine Föhnlage ein mit größeren Aufheiterungen, Bft 10 bis 11 in
den Alpen, vielleicht Föhndurchbruch in einigen Föhntälern und lokal dort 15 bis
16 Grad. Auch am Oberrhein geht es, bevor die kältere Luft da ist, nochmal auf
15 bis 17 Grad rauf.
Der Gradient fächert im Tagesverlauf, nach Passage der Kaltfront von Westen her
deutlich auf. Zuvor sind aber im Westen bis ganz runter 7er bis 8er Böen, im
Bergland teilweise schwere Sturmböen, auf Gipfeln Orkanböen möglich. Auch im
Umfeld der Nordsee bleibt es windig mit starken bis stürmischen Böen an der
Küste.

In der Nacht zum Samstag treten im Süden weitere Niederschläge auf, da es über
Norditalien zu einer Zyklogenese kommt, deren Aufgleiten auch nördlich der Alpen
spürbar wird, gleichzeitig nähert sich von SW ein Randtrog. Die Schneefallgrenze
sinkt an den Alpen auf rund 1000m, weiter nördlich auf ca. 800m, so dass darüber
wieder die feste Phase ins Spiel kommt. Auch an den Küsten kommt es zu Schauern
und kurzen Gewittern, sonst klingen die Schauer vorübergehend ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundsätzliche Entwicklung steht außer Frage. Was die Niederschläge angeht,
ergeben sich unter den Modellen noch deutlichere Unterschiede. Es dürfte, gerade
auch mit Passage der Wellen vorübergehend kräftiger regnen, ein kurzfristiges
Überschreiten (6h) der Warnschwellen ist aber eher unwahrscheinlich, oder
höchstens punktuell zu erwarten, z.B. heute im Sauerland. Über längere Zeiträume
spricht die Lage dann schon eher für Summen im warnwürdigen Bereich, gerade in
Staulagen des Bergischen Landes sind bei SWz oder Wz größere Regenmengen nicht
gerade selten. So liefern ECM EPS, EURO4 und ICON Signale für ein Überschreiten
der 48 stündigen, markanten Warnkriterien. Auch nach Südosten hin, im Stau des
bayerischen Waldes sind größere Regensummen möglich, GFS und ICON (jeweils in
den akkumulierten Summen), aber dort sprechen die ENS nicht drauf an.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner