DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.11.2016 um 10.30 UTC



Im Osten anfangs kalt, gebietsweise mit Schneefällen. Sonst vorübergehend
Wetterberuhigung. Kommende Woche überwiegend wechselhaft, aber allgemein etwas
milder.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 16.11.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Samstag gelangt Deutschland
allmählich auf die Rückseite des umfangreichen und weit nach Süden ausgreifenden
Troges, die östlichen Landesteile liegen allerdings noch unter höhenkalter Luft.
Mit Hilfe möglicher Randtröge, die über die östlichen Landesteile ablaufen
können, fallen insbesondere im Nordosten, an den östlichen Mittelgebirgen sowie
südlich der Donau Niederschläge, überwiegend in Form von Schnee. Sonst sorgt
leichter Hochdruckeinfluss meist für vorübergehende Wetterberuhigung. Bei den
Britischen Inseln kommt es zu einer erneuten Austrogung, die entlang der
Okklusion eines Tiefs bei Island dort zu einer Zyklogenese führt. Zum Sonntag
hin verlagert sich das neue Tiefzentrum über den Kanal in Richtung
Nordfrankreich und das dazugehörige Frontensystem erreicht den Südwesten
Deutschlands. Von Südwesten setzt langsam eine leichte Milderung ein, die
Niederschläge im Südwesten fallen mit Ausnahme der Kammlagen des Schwarzwaldes
daher voraussichtlich zunehmend als Regen (in den Früh- und Vormittagsstunden
aber durchaus auch noch als Schnee). Nach Osten hin beruhigt sich das Wetter mit
Abzug des Troges und der Höhenkaltluft nach Osteuropa.

Am Montag steigt der Luftdruck vom Azorenhoch ausgehend in Mitteleuropa an, das
Tief über Westeuropa verlagert sich unter Abschwächung südwärts und füllt sich
zunehmend auf. Der Regen im Süden, respektive Schnee oberhalb etwa 1500 m, zieht
sich zunehmend in den Alpenraum zurück. Zum Abend erreicht den Nordwesten
allerdings die Warmfront eines Nordmeertiefs mit Regenfällen den Nordwesten. Im
Warmsektor steigen dann die 850 hPa-Temperaturen auf knapp +5 Grad. Auch im
Osten des Landes wird die 0 Grad-Isotherme allmählich ostwärts abgedrängt.

In der Nacht zum Dienstag und am Dienstag verlagert sich das angesprochene, dann
allmählich okkludierende Frontensystem südwärts. Die korrespondierenden
Regenfälle breiten sich damit auf weite Teile des Vorhersagegebietes aus. In
Zusammenhang mit einer leichten Austrogung westlich der Britischen Inseln, setzt
entlang der Front Wellenbildung ein. Damit wird die Front dann auch über
Deutschland zurückgehalten und es regnet weiterhin häufig. Das Wellentief
erreicht dann am Mittwoch die Nordsee und unter allmählicher Abschwächung dann
später die Ostsee. An der Südflanke sorgt Gradientverschärfung für eine
Windzunahme vor allem in Norddeutschland.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum sorgt ein Kaltluftvorstoß über dem
Nordatlantik für eine Austrogung. Damit setzt sich auch die zyklonale Westlage
mit unbeständigem Wetter fort. Zudem fließt von Norden/Nordwesten auch wieder
zunehmend kühlere Luft mit 850 hPa-Temperaturen unter 0 Grad ein.

__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der EZMW-Prognosen der letzten Modellläufe kann bis
einschließlich Sonntag als recht gut angesehen werden. Es ergeben sich zwischen
den Läufen zwar kleinere Phasenunterschiede, das Grundmuster ist aber gleich.
Die Phasenunterschiede beziehen sich z.B. auf die Milderung von Südwesten, die
in den neueren Läufen etwas verzögert verläuft.

Ab Montag werden die Phasenunterschiede größer und im Gegensatz zu den beiden
aktuellsten EZMW-Läufen zeigte der gestrige 00 UTC-Lauf eine neuerliche
Austrogung über dem östlichen Deutschland und Osteuropa sowie eine etwas
schwächere Hochdruckzone über dem Vorhersagegebiet. Durch diese Unterschiede
ergibt sich in den neueren Läufen ein verzögertes Übergreifen frontaler
Geschehnisse erst zum Dienstag hin, der gestrige 00 UTC-Lauf zeigte dies bereits
gegen Montagmittag.

Zum Mittwoch hin zeigen dafür die neueren Modellläufe von heute 00 UTC und
gestern 12 UTC eine neuerliche Austrogung bei den Britischen Inseln, damit
einhergehend verwellt die Front über Westeuropa und wird daher auch über unserem
Vorhersagegebiet zurückgehalten.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum simulieren die Modellläufe alle eine
Fortführung der zyklonalen Westlage, wenn auch naturgemäß mit Unterschieden im
Detail.

__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Während die Prognosen von ICON und EZMW am Wochenende sehr große Übereinstimmung
aufweisen, behandelt das GFS die Zyklogenese bei den Britischen Inseln anders.
GFS simuliert diese Zyklogenese nämlich nicht, sondern belässt es bei einer
Austrogung. Der Bodentrog liegt dann auch etwas weiter östlich. Damit kommt die
Front mit Niederschlägen auch etwas schneller ostwärts voran. Sie soll nach
Lesart des GFS in der Nacht zum Sonntag bereits von Westen her bereits die Mitte
Deutschlands erreichen und Sonntagmittag bereits die östlichen Landesteile. Auch
die mildere Luft erreicht schneller den Osten Deutschlands, es ergeben sich für
Sonntag dort Temperaturunterschiede von 5 Grad in 850 hPa. Am Sonntag
intensiviert sich das Tief auf seinem Weg in Richtung Baltikum etwas, während es
sich in den Prognosen von EZMW und ICON eher im Bereich Nordfrankreich aufhält,
sich bereits abschwächt und deren Niederschläge dann "nur" den Südwesten/Süden
beeinflussen.
Zu Wochenbeginn passen dann die Grundmuster wieder recht gut zusammen und es
zeigen sich zunächst nur geringe Unterschiede in Phase bzw. Position der
Druckzentren. Etwas größer werden die Unterschiede zwischen EZMW, ICON und GFS
wieder im Laufe des Dienstags in Zusammenhang mit der Wellenbildung bei den
Britischen Inseln. Hier zeigten sich ja bereits innerhalb der letzten EZMW-Läufe
Unterschiede (siehe Konsistenzbetrachtung) - die genaue Entwicklung bleibt
demnach noch abzuwarten.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW liefert für den ersten Vorhersagezeitraum von
Samstag bis Sonntag (+72-96h) 5 Cluster mit 17, 12, 11, 7 und 4 Membern. Haupt-
und Kontrolllauf werden in den am stärksten besetzten ersten Cluster
einsortiert. Insgesamt sind aber nur geringe Unterschiede im Vorhersagebereich
zu erkennen, die z.B. eine leicht andere Behandlung der Zyklogenese bei den
Britischen Inseln betrifft. Der am schwächsten besetzte Cluster zeigt hier die
größten Differenzen, die allerdings auf Deutschland nicht prognoserelevant sein
sollten. Für den Folgezeitraum von Montag bis Mittwoch (+120-168h) werden 2
Cluster mit 35 bzw. 16 Membern angeboten. Haupt- und Kontrolllauf finden sich im
mit 35 Membern stark besetzten ersten Cluster. Im schwächer besetzten zweiten
Cluster entwickelt sich der Haupttrog über dem Nordatlantik deutlich stärker und
in dessen Vorfeld herrscht etwas stärkerer Hochdruckeinfluss. Nach dieser
Version würden Frontensysteme höchstens auf die nördlicheren/nordwestlichen
Landesteile übergreifen, die wellende, nahezu ganz Deutschland mit wechselhaftem
Wetter versorgende Front deutet sich hier nicht an.

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt einen recht stabilen Verlauf und geringen
Spread bis einschließlich Sonntag sowohl bei der Temperatur in 850 hPa als auch
beim Geopotenzial in 500 hPa. Am Sonntag zeigt sich ein Niederschlagsminimum in
Offenbach. Ab Wochenbeginn nimmt der Spread dann zu, insgesamt steigt das
Geopotenzial aber etwas an und auch die Milderung scheint auf recht "stabilen
Füßen" zu stehen. Es gibt zwar am Montag auch deutlich kühlere Lösungen, bei
denen die 850 hPa-Temperatur bei Werten um 0 Grad verbleibt. Die Mehrheit
pendelt sich aber bei Temperaturen um +5 Grad ein. Die Niederschlagssignale
bleiben im Verlauf der kommenden Woche eher unruhig.

Nach Lesart der Ensemblevorhersagen des EZMW sollte sich also die
Wetterberuhigung am Wochenende bestätigen lassen, wobei eben im Laufe des
Sonntages in den Südwesten, später Süden Niederschläge ziehen. Nachfolgend
dürfte ein eher wechselhafter Witterungsabschnitt auf etwas milderem
Temperaturniveau folgen.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag und am Sonntag vor allem im Norden und Nordosten relativ kalt (EFI um
-0,8).

Am Samstag vor allem im Nordosten, in den östlichen Mittelgebirgen sowie südlich
der Donau weiterhin leichter Schneefall mit wenigen Zentimeter Neuschnee
möglich. Am Sonntag von Südwesten allmählich ansteigende Schneefallgrenze bis in
Kammlagen, vor allem in den Früh- und Vormittagsstunden teils aber noch
Schneefall bis in mittlere Lagen in den südwestlichen Landesteilen. Zu
Wochenbeginn allgemein etwas milder, daher Schneefall voraussichtlich nur in den
Kammlagen der östlichen Mittelgebirge und Alpen (oberhalb etwa 900 bis 1000 m,
später oberhalb etwa 1500 m) möglich.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOS-MIX
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger