DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-11-2016 21:00
SXEU31 DWAV 021800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 02.11.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Samstag im Südwesten Dauerregen wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... Auf der Rückseite eines kräftigen Tiefs, das mittlerweile zum
Baltikum abgezogen ist, konnte Kaltluft aus dem skandinavischen Raum und vom
Nordmeer bis zu den Alpen vordringen. Vor allem im Norden stellte sich rege
Schauertätigkeit, vereinzelt auch Gewitter in hochreichend kalter Luft mit
Temperaturen unter -30°C in 500 hPa ein. Der tagsüber kräftige Wind klingt noch
in den späten Abendstunden nahezu überall soweit ab, dass nur noch im
Ostseeküstenbereich Windwarnungen erhalten bleiben. Gebietsweise kommt es nachts
zu Frost, wobei Glätte wegen des zuvor aufgetretenen Regens möglich ist.

Donnerstag ... schiebt sich im Tagesverlauf von Westen ein Höhenrücken, dessen
Amplitude sich im Tagesverlauf deutlich abschwächt, nach Mitteleuropa vor. Auf
seiner Rückseite ist bei Schottland ein kleinräumiges Tief sowie ein insgesamt
schwach ausgeprägter Langwellentrog zu erkennen, wobei die Warmfront des Tiefs
vom Seegebiet nordöstlich von Schottland ab Mittag bis in den Nordwesten
Deutschland ausgreift. Über dem größten Teil von Mitteleuropa liegt, durch das
Absinken des Keils verursacht, ein Hochdruckgebiet. Die Wetterabläufe gestalten
sich demzufolge insgesamt ruhig, geringe Niederschläge fallen, bedingt durch die
o. e. Warmfront, im Nordwesten und teils auch noch in den Mittelgebirgslagen. Da
sich vor allem in den östlichen Mittelgebirgen die Höhe der Schneefallgrenze
kaum ändert, kann es dort in Hoch- und Gipfellagen weiterhin etwas Schneeregen-
oder Schnee geben, wobei die Mengen sehr gering bleiben.

In der Nacht zu Freitag wird der Höhenrücken immer flacher. Im 850er Niveau
greift schon der von den Britischen Inseln hereinschwenkende Trog auf den
Nordwesten über. Die Warmfront und ihre Bewölkung erreichen, zusammen mit etwas
Regen, allmählich auch den Nordosten unseres Landes, was dort die 850er
Temperaturen ansteigen lässt. Für den Süden deutet sich Frost an, auch mit
einer möglichen Glätteproblematik wegen Reif. In der ruhigen, angefeuchteten
Luft ist dann auch Nebel wieder ein Thema.

Freitag ... ist über Deutschland zunächst immer noch ein flacher Höhenkeil
wirksam, der durch WLA gestützt wird, die vor einem Höhentief mit Kern bei den
Britischen Inseln ausgelöst wird. Nur langsam nähert sich diese Höhentief von
Nordwesten, wobei es im Laufe des Tages immer stärker nach Süden austrogt.
Ausgangs der Nacht zu Samstag liegt die Trogachse über der Nordsee und das
zugehörige Tief vor der Westküste Dänemarks. Beide bilden einen
Tiefdruckkomplex, der von Skandinavien über die Nordsee bis vor die Küste
Spaniens verläuft.
Während die Warmfront über dem Nordosten nach Osten abzieht, greift in der Nacht
zu Samstag die Kaltfront auf den Nordwesten und die Mitte über. Dabei dreht die
Strömung auf mehr südwestliche Richtungen, was auch ein allmählich ansteigendes
Temperaturniveau zu Folge hat. Außerdem nimmt vor allem im Umfeld der Nordsee
der Wind zu, so dass auf den Inseln mit Bft 7 zu rechnen sein könnte. Im
Bereich des Nordseetiefs liegt dann ein von Südwest nach Nordost ausgerichtetes
frontales Niederschlagsband, das aber nur den äußersten Norden treffen wird.
Dafür bildet sich über dem mittleren Ostfrankreich an der Kaltfront ein
Wellentief, dessen Hebungsgebiet mit Regen in der Nacht zu Samstag auf den
äußersten Südwesten übergreift.

Samstag ... erstreckt sich ein Höhentiefkomplex über Nordeuropa, von dem aus
ein Trog Richtung Westeuropa gerichtet ist. Vorderseitig des Troges befindet
sich im Bodenniveau ein Tiefdruckgebiet etwa über dem Skagerrak, das im
Tagesverlauf nur wenig nach Südosten vorankommt. Ausgehend davon reicht eine
Tiefdruckrinne bis in das westliche Mittelmeer. Die Kaltfront des Tiefs hat
weite Teile Deutschlands überquert, wobei sie über dem Süden aufgrund einer
Wellenbildung zwischen Westalpenbogen und Zentralmassiv in ihrer
Südostverlagerung abgebremst wird. In der Folge stellt sich im Süden und
Südwesten Deutschlands länger anhaltender Regen ein, wobei im Südwesten die
Warnschwellen für Dauerregen wahrscheinlich überschritten werden. Rückseitig
der Kaltfront strömt kältere Luft ein mit Temperaturen in 850 hPa um minus 1
Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die übrigen vorliegenden Modelle zeigen eine ähnliche Entwicklung wie die
deutsche Modellkette, GFS zeigt jedoch nicht so hohe Niederschlagswerte am
Samstag. Diese bleiben unterhalb der Warnschwellen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. R. Hering-Zieringer