DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-11-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 01.11.2016 um 10.30 UTC



Umstellung auf leicht winterliche Verhältnisse am Beginn der nächsten Woche,
zuvor am Samstag und teilweise am Sonntag im Südwesten Dauerregen möglich.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 08.11.2016


Mitteleuropa befindet sich am Freitag früh zunächst in einer westlichen
Höhenströmung, während der in den Folgetagen für uns zunehmend an Bedeutung
gewinnende Höhentrog mit seiner Achse noch über dem Nordmeer und dem
Nordostatlantik liegt. Dieser Höhentrog schwenkt unter Intensivierung
südostwärts, wodurch die Höhenströmung in Deutschland auf Südwest dreht und die
Zirkulation in Bodennähe immer mehr zyklonal beeinflusst wird. Dabei passiert
die Kaltfront eines von der mittleren Nordsee nach Jütland ziehenden Tiefs von
Freitag zu Samstag Deutschland von Nordwest nach Südost und führt, während sie
im Süden und am Alpenrand zu schleifen beginnt, zu erheblichen Regenfällen.
Der langsam weiter südostwärts vorrückende Höhentrog dehnt sich am Sonntag
Richtung Iberische Halbinsel und Nordwestafrika aus und wandelt sich zu einem
Höhentief um. Unter dessen Vorderseite bildet sich über Mitteleuropa in
Bodennähe ein umfangreicher Tiefdruckkomplex aus, wobei aber die Kaltluftzufuhr
aus Skandinavien durch die Anordnung der bodennahen Zirkulation noch blockiert
ist. Die weitere Abkühlung am Montag ist somit nur den Hebungsprozessen auf der
Vorderseite des Höhentroges geschuldet. Mit weiterer Abtropfung des Höhentiefs
am Dienstag nach Süden lebt über Deutschland ein nordöstlicher Wind auf, der nun
sehr kalte Luft aus dem skandinavischen Raum nach Deutschland führt.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Sonntag Mittag stimmen die Ergebnisse der letzten drei Modellläufe,
einschließlich des heutigen 00 UTC-Laufes, im Wesentlichen überein. Darin deutet
sich, ausgehend von einer anfangs milden, komplett zyklonal beeinflussten
Witterung mit südwestlicher Boden- und Höhenströmung eine allmähliche Abkühlung
an. Sie wird zu einem erheblichen Teil durch Hebungsprozesse vor einem von
Südskandinavien bis nach Südwesteuropa reichenden Höhentrog verursacht, der
langsam südostwärts vorankommt. Diese Entwicklung führt in ganz Deutschland zu
einer feuchtkühlen Witterung. Dabei führt eine schleifende Kaltfront über
Süddeutschland am Samstag und möglicherweise noch am Sonntag zu anhaltendem
Regen. In den vorangegangenen Läufen hat bis Sonntag mittag bereits deutlich
markanter KLA auf der Rückseite von Bodentiefs mit Kern über dem östlichen
Mitteleuropa bzw. der Ostsee eingesetzt, was gegenüber dem neuesten Lauf zu
einem deutlicheren Temperaturrückgang in Deutschland führen würde (-5°C bis -7°C
in 850 hPa bis nach Norddeutschland, gegenüber -2°C im 00 UTC Lauf). Dieses
Szenario tritt im neuesten Lauf erst mit deutlicher Verzögerung auf und zwar von
Montag auf Dienstag. Dann stimmen zwar die unterschiedlichen Modellläufe
hinsichtlich eines bereits winterlich geprägten Temperaturregimes überein, der
gestrige 00 UTC Lauf lässt dann aber von Westen her allmählich wieder wärmere
Luft gegen die Kaltluft über Mitteleuropa anbranden.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GFS zeigen beide eine sehr ähnliche Entwicklung, die bei ICON ab Beginn
nächster Woche ebenfalls in ein winterliches Szenario mündet, dabei allerdings
an der Westflanke eines ungewöhnlich kräftigen Tiefs im Rahmen einer V-b
ähnlichen Entwicklung. Bei GFS verläuft die winterliche Entwicklung zu
Wochenbeginn gedämpfter als bei ECMF und ICON, die Kaltluftzufuhr erfolgt bei
insgesamt schwächerer Zyklonalität weniger dynamisch.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 h liegen 3 Cluster vor mit Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 1. Alle drei Cluster zeigen noch am Samstag 00 UTC die südwestliche
Höhenströmung über Deutschland als Folge der trogvorderseitigen Position, wie
sie eingangs dieses Berichtes beschrieben wurde.
Im Zeitraum 120 bis 168 h ergab die Klassifizierung 6 Cluster mit dem Hauptlauf
in Cluster 4, der mit 7 Membern besetzt ist und dem Kontrolllauf in Cluster 1
(13 Member). Dabei unterscheiden sich diese beiden Cluster im mitteleuropäischen
Bereich nur geringfügig und weisen jeweils einen vom westlichen Mitteleuropa
weit nach Südwesteuropa gerichteten Höhentrog auf.

Die Rauchfahne für Offenbach zeigt von Freitag bis Dienstag einen
kontinuierlichen leichten Temperaturrückgang in 850 hPa, wobei die überwiegende
Anzahl der Lösungen eine Temperatur zwischen -3 und -6°C erwarten lässt.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


ECMF und ICON zeigen für Samstag und teilweise noch für Sonntag in den
deterministischen Läufen Signale für Dauerregen, z. T. für ergiebigen
Dauerregen. In den Ensembleergebnissen von ECMF EPS bzw. Cosmo-Leps sind die
Signale dafür derzeit noch sehr schwach ausgeprägt, so dass ein klarer Hinweis
auf ein solches Ereignis derzeit noch nicht möglich ist.
Deutliche Hinweise auf Schneefall sind bei ECMF EPS bis Dienstag abend sehr
dünn gestreut und erreichen nur im Alpenraum sowie in den Hochlagen der
Mittelgebirge Wahrscheinlichkeiten zwischen 10 und 20%.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF, MOSMIX,Cosmo-Leps.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. R. Hering-Zieringer